Island, Golden Circle: Geysir und Strokkur
Wer hat noch keine Bilder vom Ausbruch eines Geysirs gesehen? Die Wassersäule, die plötzlich in die Höhe schießt und dann wieder in sich zusammenfällt. Übrig bleiben nur eine große Pfütze und begeisterte Zuschauer. Aber wie sieht eigentlich die Landschaft rund um Geysir und Strokkur aus? Ganz anders, als ich es erwartet hätte. Wobei, genau genommen hatte ich keine wirkliche Vorstellung davon, wie es dort aussehen könnte, nur wild musste es ja wohl sein. Bizarre, vulkanische Felsformationen, eine karge und unwirtliche Landschaft aus dunklem Gestein, oder doch ganz anders?
Und jetzt sehe zum ersten Mal den Ausbruch des Strokkur live. Unvorbereitet, denn wir stehen noch gar nicht mit Dutzenden anderen Zuschauern um das Loch im Boden herum. Nein, meinen ersten Strokkur-Ausbruch erlebe ich durch die Windschutzscheibe unseres Autos. Wir sind auf dem Weg vom Brúarfoss zu den Geysiren im Golden Circle, als ich plötzlich in einiger Entfernung die Wassersäule vor mir in die Höhe schießen sehe. Ein kleines Wölkchen treibt fort, das war es dann schon.
Unwillkürlich will ich schneller fahren, um den nächsten Ausbruch nicht zu verpassen. Das ist natürlich Quatsch, denn der Strokkur bricht alle paar Minuten aus, es ist also völlig egal, ob ich den nächsten oder den übernächsten Ausbruch in unmittelbarer Nähe erlebe oder doch erst einen späteren.
Wenige Minuten später erreichen wir den großen Parkplatz, den größten und vollsten Parkplatz, den wir bisher auf Island gesehen haben. Wenn man vom Flughafenbereich in Keflavik absieht.
Der Parkplatz gehört zum Geysir-Center, in dem sich ein Hotel, mehrere Restaurants, ein Souvenierladen und eine Filiale des isländischen Outdoorhersteller 66°North befinden.
Uns zieht es aber zunächst natürlich zum Geysir und dem Strokkur, die gleich auf der anderen Straßenseite liegen. Der Weg führt zunächst an schmalen, heißen Bächen mit gelben Ablagerungen am Boden entlang. Dahinter sehen wir Wiesen, aus denen Schwaden von Wasserdampf aufsteigen.
Nach einem kurzen Weg erreichen wir den Strokkur, der dem Namensgeber aller Geysire weltweit, dem Geysir, längst den Rang abgelaufen hat. Denn nur der Strokkur bricht regelmäßig aus. Sicher hundert Menschen stehen entlang der niedrigen Absperrleine, die in ein paar Metern Abstand rund um das Austrittsloch des Strokkur gespannt ist.
Im Loch brodelt das Wasser wie in einem Topf, kurz bevor das Wasser zu kochen beginnt. Stetig steigen kleine Wasserdampf-Wölkchen auf und werden davongeweht. Dann wird das Brodeln heftiger, gleich wird er ausbrechen.
Nein doch nicht, das Wasser beruhigt sich wieder und blubbert weiter vor sich hin. Bis sich plötzlich eine Wasserglocke bildet, die schnell größer wird und nach wenigen Sekunden in die Eruption übergeht.
Das Wasser schießt nun in einer breiten Säule etwa 20-30 Meter in die Höhe, dann fällt die Säule wieder in sich zusammen. Je nach Stärke des Windes werden kleine Dampfwölkchen oder auch größere Wassermengen zur Seite geweht. Das ganze Schauspiel dauert nur ein paar Sekunden. Schon füllt sich das Loch wieder mit brodelndem Wasser und das Schauspiel beginnt von neuem.
Die Zeitspanne zwischen den Ausbrüchen ist unterschiedlich lang, etwa alle vier bis zehn Minuten kann man mit einer Eruption rechnen. Wir haben uns etwa zwei Stunden im Gebiet der Geysire aufgehalten. Die längste Zeit davon am Strokkur, wir haben also einige Ausbrüche erlebt.
Übrigens ist es ungefährlich, das Wasser des Strokkur abzubekommen, wenn es beim Ausbruch hinter die Absperrung geweht wird. Beim ersten Ausbruch, den wir in unmittelbarer Nähe erlebt haben, sind wir von der Wasserfontäne erwischt worden, die auf den Weg geweht wurde. Das Wasser war aber schon wieder auf erfrischende Temperaturen abgekühlt.
Neben dem Strokkur sollte man auch die anderen Wasserstellen, die sich alle in unmittelbarer Nähe befinden, besuchen. Zunächst natürlich den “Große Geysir”, den Namensgeber aller Geysire weltweit.
Er befindet sich, weitgehend unbeachtet, nur wenige Meter neben dem Strokkur. Umgeben von hellem Gestein liegt er fast kreisrund da. An den Rändern schimmert das Wasser weißlich, zur Mitte hin wird es leuchtend hellblau.
Ab Ende des 13. Jahrhunderts wurden Ausbrüche des Geysir beschrieben, bis vor hundert Jahren ist er mit Wasserfontänen von 70-80 Netern Höhe ausgebrochen. Seit 1916 hat er seine Aktivität fast vollständig eingestellt. Seitdem ist es nur noch nach Erdbeben zu leichteren Aktivitäten gekommen, zuletzt im Jahr 2000. Diese haben aber nach einiger Zeit jeweils wieder aufgehört. Nun liegt der Geysir wieder als stiller kleiner See da, mit seinem leuchtend blauem, heißen Wasser.
Zwei weitere, deutlich kleinere Wasserlöcher liegen etwas weiter oberhalb. Sie liegen kaum zwei Meter auseinander, sehen aber völlig unterschiedlich aus. Eines der Löcher ist mit milchigem Wasser gefüllt. Interessanterweise ist die Färbung genau umgekehrt wie beim Geysir. Hier sind die Ränder tiefblau, zur Mitte wird die Farbe immer heller.
Der zweite Miniteich, der direkt daneben liegt, hat völlig klares Wasser. An den Rändern haben sich schneeweiße Ablagerungen gebildet. Durch das absolut klare Wasser sehen wir die Steine auf dem flachen Grund und vor allem blicken wir ein paar Meter tief in ein Loch hinein. Ein Eingang in eine unbekannte Unterwelt. Wie mag es da wohl weitergehen?
Faszinierend, da würde ich gerne sehen, was sich in dem Loch befindet, wie weit es wohl hianbführt, ob es unten größere Höhlen gibt. Aber das geht natürlich nicht, so liegt dieser kleine, klare See einfach so da und behält sein Geheimnis für sich.
Und wie sieht nun die Landschaft rund um Geysir, Strokkur und die kleineren heißen Seen aus? Erstaunlich grün, so gar nicht nach unwirtlicher Mondlandschaft, wie ich es erwartet hatte. Die große weite Ebene des Golden Circle ist sowieso sehr grün.
Direkt um die Geysire herum ist nur Stein und Erde, aber schon wenige Metzer dahinter gibt es schon struppige Wildwiesen, stehen Büsche und Bäume. Westlich liegt ein felsiger Gebirgszug, nach Osten und Süden sieht man auf eine weite, grüne Ebene, durch die die Straße zum nur wenige Kilometer entfernten Wasserfall Gullfoss führt.
Geysir und Strokkur zählen sicher zu den meistbesuchten Attaktionen in Island. Sie liegen im Norden des Golden Circle, dem Touristen-Schwerpunkt islands schlechthin. Nach den Berichten, die ich im Vorfeld gelesen hatte, hatte ich wirklich Sorge, dass wir im Stop-and-Go langer Fahrzeugkolonnen über die Straßen fahren und uns mit hunderten oder gar tausenden anderer Touristen in die Reihe stellen müssen. So ist es aber nicht.
Wir waren Mitte August 2017 dort und, wie man auf den Fotos rund um den Strokkur sieht, waren schon viele Leute dort. Die Fahrt dorthin war aber problemlos, auf den Straßen war wenig Verkehr. Der Parkplatz am Geysir-Center war aber gut gefüllt, so dass es nur noch wenige freie Plätze gab.
Im Geyir-Center findet man alle Infrastruktur, die man als Tourist braucht. Als wir das Geysir-Gebiet besucht haben, wurden von der Straße aus Holzbohlenwege angelegt. Es ist also damit zu rechnen, dass sich das Gebiet dort in der nächsten Zeit verändern wird. Ich bin gespannt, wie es dort in ein paar Jahren aussehen wird. Hoffen wir, dass das Gebiet trotz der vielen Touristen seine Natürlichkeit bewahren kann.
Ein Camping-Tipp zum Schluss: Nur etwa einen Kilometer vom Geysir entfernt liegt an der Straße zum Gullfoss der Campingplatz Skjól, auf dem wir übernachtet haben. Von dort aus kann man die Ausbrüche des Strokkur aus der Ferne beobachten.
Videos:
Diese Videos sind nur einfache Handy-Videos, die ich am Strokkur gemacht habe. Sie zeigen Ausbrüche einmal aus der Nähe und einmal aus etwas größerer Entfernung. Im ersten Video sieht man schön die Wasserglocke, die sich zu Beginn jeder Eruption bildet.
Ganz unglaubliche Bilder mit einer 4K-Kamera mit 1000 Frames pro Sekunde haben die Slow Mo Guys am Strokkur und später am Gullfoss gedreht. Besonders beeindruckend sind die Drohnenfotos. Sowohl das Geysirgebiet als auch der Gullfoss sind “No Drone Areas”, aber die beiden hatten eine Sondergenehmigung, um diese spektakulären Bilder zu drehen:
Links:
Homepage des Geysir-Center
Buchtipps und Wanderkarte: