Wanderung am Meer: Lovran – Ika – Ičići – Opatija
Heute wandern wir mal direkt am Meer, über die lange Strandpromenade zwischen Lovran und Opatija an der Ostküste Istriens. Höhenmeter gibt es hier so gut wie keine. Wir wandern entlang der Kvarner Bucht nach Norden. Etwas Bergblick haben wir schon, aber diesmal ist der Blick auf das Meer wichtiger. Dazu sehen wir alte Villen, viele Bademöglichkeiten, alte Fischerboote und mondäne Yachten. Und am Ende belohnen wir uns im Restaurant am Meer mit kroatischer Küche.
Seit über einhundert Jahren verbindet eine zwölf Kilometer lange Strandpromenade, die “Lungomare”, die touristischen Orte am nördlichen Teil der Kvarner Bucht in Istrien. Von Volosko, ganz im Norden, zieht sie sich über Opatija, die kleinen Orte Ičići und Ika bis nach Lovran, wo sie mitten im Ort endet. Diese Promenade ist nicht nur außergewöhnlich lang, sondern bietet auch unterschiedlichste Eindrücke.
Zunächst natürlich das Meer. Die Kvarner Bucht ist eher ruhig, aber durch die vielen Felsen direkt am Ufer gibt es spektakuläre Wasserfontänen, gurgelnde Strudel und schöne Fotomotive. Ausblicke auf Villen und Grand-Hotels, die noch aus der Zeit stammen, als Opatija ein bevorzugter Ort für die Sommerfrische des Habsburger Adels war. Spektakuläre Yachten im Hafen von Ičići. Gemütliche Strandrestaurants, verfallene Hotels aus der Tito-Zeit und überbordende Blumenpracht in den Gärten erwarten uns.
Wir beginnen unsere Tour am alten Hafen mitten in Lovran. Das Hafenbecken ist winzig und so voller Boote, das man das Wasser kaum noch sieht. Wie kommen die Boote, die an der Hafenmauer liegen, nur hinaus? Irgendwie geht es, denn es bleibt immer noch gerade so viel Platz zwischen den Booten, dass man sie zur Seite schieben kann, um sein eigenes Boot dazwischen durchzuzwängen.
Das Schild “Obalni put” zeigt den Beginn der Promenade an. Meist führt sie wenige Meter über der Wasserlinie als Steinplattenweg direkt am Meer entlang. Was uns gleich in Lovran auffällt und sich bis Opatija fortsetzt: Alle paar Meter führen Treppenstufen hinab zum Meer, zu Betonstegen, in winzige Buchten oder auf Felsen, zwischen denen auch teilweise kleine ebene Liegeflächen angelegt sind.
Anderswo liegt man am Sandstrand oder zumindest auf Kies. Hier gibt es hauptsächlich Betonstrände. Das hört sich für den Sandburgen-verwöhnten deutschen Urlauber zunächst unattraktiv an, aber es ist viel besser, als es klingt. Auch wir haben gerne auf unserer kleinen Mole gesessen und gelesen, fotografiert oder einfach den Blick aufs Meer genossen.
Hinterher packt man sein Klappstühlchen oder die Luftmatratze wieder ein und geht wieder, ohne Sand in den Schuhen und der Badehose zu haben. Wie praktisch! Gerade in den Orten sieht man auch viele Einheimische, die sich mal kurz, vielleicht für die Mittagspause, ans Meer setzen.
Lovran zieht sich recht lang an der Küste. Wir kommen am Stadtpark vorbei und sehen oberhalb der Promenade viele alte Villen mit prächtigen Gärten. Sogar das Krankenhaus sieht aus wie ein altes Nobelhotel im Park.
Wie Amphitheater sind zwei halbrunde Betontreppen zum Meer hin geöffnet. Sie sind der große öffentliche Strand von Lovran, der viel Platz bietet. Hinter den Stufen liegt ein Kiesstrand. Alles ist natürlich kostenlos und immer frei zugänglich, direkt vom Weg aus. Laut Gesetz gehört die gesamte Küste dem Volk und ist öffentlich zugänglich. (Das wäre doch auch mal was für die bayerischen Seen!)
Mal verläuft der Weg in der prallen Sonne, dann auch wieder schattig unter dem Blätterdach mächtiger Bäume. Von Lovran aus erreichen wir schnell Ika, einen kleinen Ort in einer Bucht, der früher vor allem als Werftstandort bekannt war. Im Naturhafen, den die Bucht bildet, liegen Ruderboote, Fischerboote und kleinere Ausflugsboote locker verteilt. Ganz anders als im dicht gedrängten alten Hafen von Lovran.
Wir nutzen Ika für eine erste Pause. Die Bänke bieten einen hervorragenden Blick auf Hafen und Meer, im nur wenige Meter entfernten Supermarkt kaufen wir uns Gebäck und Getränke. Ins Restaurant mit der großen Außenterrasse, auch das wäre hier natürlich möglich, wollen wir jetzt noch nicht.
Nach unserer Pause gehen wir weiter in Richtung Ičići. Die Promenade trägt hier den für uns schwer aussprechbaren Namen “Obalno šestalište Franje Josipa I”, Küstenpromenade Franz-Josef I. Wieder ein Hinweis auf die österreichischen Kaiser. Nachdem die Promenade im Verlauf des 20. Jahrhunderts und der unterschiedlichen Herrscher und Staatsformen mehrfach ihren Namen wechselte, erinnert der Name nun an die Zeit der Erbauer dieser Promenade.
Immer wieder führen Treppen hinunter zum Meer, kleine steinerne Plattformen bieten Platz für ein paar Sonnenhungrige. Neue Metalltreppen führen direkt ins Meer. An anderen Stellen haben sich die Strandbesucher Plätzchen auf den Felsen gesucht.
Nach einem baumreichen Abschnitt kommen wir schnell nach Ičići, das ganz vom sehr langen und großen Strand beherrscht wird, der aus Kies- und Betonstrand besteht. Der Weg führt mitten durch die Terrasse des Restaurants Lučica.
Die Mauern rund um das Restaurant sind mit Fischernetzen behängt, die mit Rettungsringen und tausenden Muscheln verziert sind. Auch in Ičići ist die Küstenlinie betoniert. Die Brandung läuft genau auf die Wand zu und die Gischt spritzt spektakulär hoch. Wir versuchen, die höchsten Spritzer zu fotografieren, aber meist sind wir doch nicht schnell genug.
Vor dem großen Strand kommen wir an einem Segelboothafen vorbei, kurz danach passieren wir die Marina von Ičići. Ich bin jetzt nicht der große Experte, was Motoryachten angeht, aber nicht wenige der hier liegenden Schiffe dürften jenseits einer Million Euro kosten. Wenn ich auf die Kennzeichen der Autos auf dem Parkplatz sehe, scheint es sich hier um einen Hotspot des europäischen Geldadels zu handeln.
Sehr verwunderlich finde ich, dass die Umgebung gar nicht recht dazu passt. Es gibt zwar auch hier ein paar Villen, aber auch ein weitläufiges Grundstück mit einem verfallenen Hotel- und Restaurant-Komplex, der wohl aus den sechziger oder siebziger Jahren stammt. Vielleicht orientieren die Besitzer der Yachten aber auch eher nach Opatija, das direkt im Norden an Ičići angrenzt.
Opatija ist der größte der Orte, die wir auf dieser Wanderung besuchen. Etwa 12.000 Enwohner hat die Stadt, der man noch deutlich ansieht, dass sie zur Zeit der Habsburger ein touristisches Zentrum war. Viele alte Hotels wie das Kvarner, das Miramar oder das Grand Hotel Palace strahlen die Eleganz der Zeit um die Jahrhundertwende aus.
Auch wenn manche der alten Häuser dringend renoviert werden müssten, den alten Glanz der Stadt mit ihren mediterranen Parkanlagen und Gärten sieht und spürt man sofort.
Im Stadtzentrum von Opatija liegt eine großzügig angelegte Strandpromenade mit einigen Restaurant- und Cafébauten, die sicherlich wieder aus der sozialistischen Zeit stammen.
Direkt von der Strandpromenade aus erreichbar sind einige der Sehenswürdigkeiten von Opatija. Zum Beispiel den Park und die Villa Angiolina, die ebenfalls aus der Habsburgischen Zeit stammen. Im Park werden viele exotische Pflanzen gezogen. Sehr beeindruckend fand ich den Riesenbambus (wo habe ich nur die Fotos davon?). Im kleinen Hafen von Opatija, dem Portić, ist den Bootsführers der Ausflugsboote, den Barkajoli, ein Denkmal gesetzt worden.
Weiter Skulpturen sind entlang der Promenade aufgestellt, die bekannteste davon ist sicher das Mädchen mit der Möwe. Auch der 1908 erbaute Kunstpavillon Juraj Šporer liegt direkt an der Promenade. Als wir dort waren, wurde moderne Kust ausgestellt. Der Museumsraum ist gerade so groß und die Bilder so gehängt, dass wir eine kurze, ungeplante Kulturrunde einlegen können.
Kurz darauf kommen wir zum ganz neu erbauten Lido Bevanda Beach Resort, einem modernen Hotel-, Gastro- und Clubkomplex. Hier haben wir unsere Wanderung entlang der Strandpromenade beendet. Das letzte Stück, nach Volosko, haben wir ausgelassen.
Die Wanderung entlang der Strandpromenade von Lovran nach Opatija ist eine ganz entspannte Tour, die komplett direkt am Meer verläuft. Sie ist abwechslungsreich und bietet viel Natur, die Auslicke auf die Berge genauso wie auf alte Orte mit schönen Villen wie auf die modernen Jachten in Ičići und Opatija.
Verpflegung gibt es jeweils in den Orten, so dass man höchstens etwas zu Trinken mitnehmen muss. Vor allem, wenn man diese Wanderung mit Kindern unternimmt, sollte man auf jeden Fall Badesachen mitnehmen. Das Meer ist doch extrem verlockend und in Opatija gibt es einen – allerdings kostenpflichtigen – Kinderstrand mit aufblasbaren Kletterelementen. Kroatien soll übrigens die saubersten Strände des gesamten Mittelmeeres haben!
Bei dieser Wanderung lässt sich die Dauer kaum angeben, aber einen guten halben Tag sollte man auf jeden Fall einplanen. Zurück geht es mit dem Linienbus, der direkt vom Busbahnhof im Zentrum von Opatija bis nach Lovran fährt.
Buchtipps und Karte:
Hallo Uli!
Dein Artikel hat mich an meine Schulzeit erinnert, da ich 2 Jahre lang in Opatija zur Schule gegangen bin. Danke dafuer!
Echt klasse Fotos! Das muss ja eine traumhafte Wanderung gewesen sein…
Schoene Gruesse aus Njivice – Insel Krk,
Ivan
Ich freue mich nach deinem Bericht auf die Reise nach Opatija speziell auf den Panoramaweg ! Du hast es sehr gut beschrieben und nette Foto dazu gemacht Danke Angelika
Hallo Angelika,
danke schön! Viel Spaß auf der Wanderung, es ist wirklich eine tolle Landschaft!
Viele Grüße
Uli