Wanderung: Vom Poklon-Pass auf den Vojak, den höchsten Berg von Istrien
Der Vojak ist mit 1401 Metern Höhe der höchste Berg der kroatischen Halbinsel Istrien. Ganz im Nordosten von istrien steht er, etwa auf einer Höhe mit dem beliebten Touristenort Lovran, in dem auch wir gewohnt haben. Für den Aufstieg haben wir jedoch nicht den Weg von Lovran aus gewählt. Wir sind von Opatija, an der Spitze der Kvarner Bucht, auf den Poklon-Pass gefahren und von dort aus auf den Gipfel des Vojak gewandert.
Direkt am Poklon-Pass auf 922 Metern Höhe befindet sich ein recht großer Wanderparkplatz mit dem Schutzhaus “Učka” des Alpenvereins Opatija. Ein kleiner Infopavillon steht dort ebenfalls, allerdings war dieser geschlossen, als wir ankamen.
Direkt am Beginn des Wanderweges stehen einige Holzstelen um Sitzbänke aus Holz, in deren Mitte wiederum ein großer Stein als Tisch steht. Da hatte ich gleich etwas Sorge, dass uns nun ein übertrieben breit ausgebauterer, Wander-Boulevard erwartet, der bis zum Gipfel des Vojak führt. Aber weit gefehlt!
Von Beginn an führt der Weg in Serpentinen und grob zu Stufen geschichtete Steine durch den Bergwald bergauf. Als Markierung dienen rotweiße Punkte an Bäumen und Felsen. Deutlich auffälliger waren jedoch rote Plastikfähnchen, die um Bäume und Zweige gebunden waren. Werden in Kroatien so die Wanderwege gekennzeichnet? Erst später haben wir gesehen, dass zwei Tage später hier der “Učka-Trail”, ein Trailrunning-Wettkampf stattfinden sollte. Die Fähnchen waren natürlich die Markierungen des Trails.
Schon nach zehn Minuten queren wir zum ersten Mal die Straße, die auf den Vojak führt. Insgesamt werden wir sie dreimal überqueren. Ein Holzschild und eine Steintreppe weisen den weiteren Weg. Wieder geht es über den Pfad, der mal breiter, mal schmaler durch den Wald führt. Den erhofften Meerblick haben wir hier noch nicht, dazu ist der Wald dann zu dicht.
An einer Stelle geht es über einige Felsen bergauf. Auch wenn es immer noch ein Wanderweg ist, kann man hier auch schon mal die Hände zum Abstützen zu Hilfe nehmen. Danach führt der Pfad sehr schön weiter durch den Wald.
Nach etwa 50 Minuten erreichen wir eine Abzweigung, an der ein Waldlehrpfad beginnt. Diesen heben wir uns aber für den Rückweg auf und folgen dem Wegweiser zum Vojak. Kaum zwei Fuß breit führt der Pfad nun weiter, entlang von einigen Kalkfelsen durch den Wald.
Und plötzlich haben wir einen ersten Blick auf die Kvarner Bucht. im Dunst sehen wir die großen Inseln Krk und Cres und das gegenüber liegende Ufer der Bucht.
Nach einer Stunde der erste Wegweiser mit Zeitangabe. Noch 15 Minuten bis zum Vojak. Hier endet der Bergpfad, die letzten Meter wandern wir auf der Straße. Die Straße ist so breit, das zwei Autos aneinander vorbeikommen. Einige erheblich verformte Leitplanken deuten aber darauf hin, dass die Breite wohl nicht für jeden Fahrer ausreichend war. Allzu viel Vertrauen hätte ich in die rostigen Leitplanken auch nicht mehr.
Zwischen den Bäumen sehen wir nun schon die rot-weiße Antenne und einen großen weißen Ball, einige der Antennenanlagen auf dem Vojak. Diese gehören zumindest teilweise der Armee, weshalb man sie auch nicht näher besichtigen darf.
Bis zu diesen Antennenanlagen führt die Straße, die nun wirklich letzten Meter gehen wir auf einem geschotterten Weg, rechts von uns eine Felswand, links Büsche. Und dann stehen wir auch schon vor dem Turm auf dem Vojak. Der kleine, etwa sechs Meter hohe Turm, wurde 1911, zur Zeit der K.u.K. Monarchie vom Österreichischen Touristen Club errichtet. Damals war Istrien noch österreichisch.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde Istren ein Teil Italiens, so dass auch der Turm vom italienischen Alpenverein übernommen wurde. Auch heute gibt es noch italienisch sprechende Bevölkerungsteile in Istrien, allerdings vor allem and der Westküste der Halbinsel.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Istrien Teil von Jugoslawien, seit dem Zerfall Jugoslawiens gehört die Halbinsel zu Kroatien. Heute ist in dem kleinen Turm eine Information für Wanderer untergebracht, in der man auch verschiedene Bücher, Karten, Postkarten und andere Souveniers kaufen kann. Und Erfrischungsgetränke in Dosen. Somit ist der kleine Turm auch die einzige Verpflegungsstelle auf der Wanderung.
Über eine Ausssentreppe steigen wir auf den Turm. Hier haben wir einen hervorragenden Rundblick über Istrien und die Kvarner Bucht. Direkt vor uns im Norden sehen wir die Startrampe für Gleitschirmflieger, die hier ins Istrische Hinterland hinein starten können. Dahinter die große Antennenanlage, an der wir vorbeigegangen sind. Und ganz hinten sind dann die Bergketten zu sehen, von denen die nördlicheren schon zu Slowenien gehören.
Nach Westen sehen wir hinab ins grüne Hinterland von Istrien. Sehr gut zu erkennen ist die nahe Vela Draga Schlucht. Nach Nordosten hin blicken wir in Richtung Opatija und Rijeka, direkt östlich liegt die Kvarner Bucht mit den großen Inseln Krk und Cres sowie unzähligen kleinen Inseln.
Nach Süden führt der Weg über einen Kammweg in Richtung Lovran und weiter in den Učka-Naturpark hinein.
Leider ist es recht dunstig, als wir oben stehen, so dass die Sicht sich in der Ferne verliert. Bei klarem Wetter soll man bis nach Venedig sehen können. Ob es stimmt? Trotzdem ist die Aussicht überwältigend. So ein Berg direkt am Meer ist schon etwas Besonderes.
Schnell gehen wir noch einmal zu der netten Dame im Turm und kaufen zumindest ein paar Ansichtskarten als Erinnerung, bevor wir wieder absteigen. Zunächst gehen wir wieder auf der Straße bergab, aber nur bis zu einer Kehre, an der eine Infotafel auf den Beginn des Lehrpfades hinweist.
Über diesen Lehrpfad zu wandern, bringt einige Abwechslung. Zum einen wandern wir dann kürzer auf der Straße und stattdessen wieder auf einem schönen Pfad. Zum anderen bietet der Lehrpfad an verschiedenen Stationen Informationen zu Flora und Fauna der Umgebung. Viersprachig, auch auf Deutsch. Und wir bekommen über einige Felseinschnitte (Achtung mit Kindern, teilweise geht es steil bergab) auch noch einmal Tiefblicke auf das istrische Hinterland.
An der vorhin erwähnten Abzweigung treffen wir wieder auf unseren Aufstiegsweg, den wir nun auch für den weiteren Abstieg zum Poklon-Pass nutzen.
Übrigens: Da Ihr schon in der Nähe seid, könnt Ihr die Straße über den Poklon-Pass weiterfahren und trefft nach vielen Serpentinen bergab auf Höhe der Mautstation wieder auf die Autobahn. Wenn Ihr darunter durchfahrt, seid Ihr auch schon am Parkplatz zur Vela Draga Schlucht. Auch zeitlich lassen sich diese beiden Wanderungen sehr gut kombinieren.
Dauer und Schwierigkeit:
In einer Stunde und 15 Minuten kann man den Gipfel des Vojak vom Poklon-Pass aus gut erreichen. Im Abstieg erreichen wir den Beginn des Lehrpfades nach zehn Minuten. Insgesamt 40 Minuten waren wir auf dem Lehrpfad unterwegs, mit vielen kurzen Pausen. Etwa eine halbe Stunde später waren wir wieder am Pakplatz. Also insgesamt etwa 2:30 Gehzeit im Auf- und Abstieg, etwas verlängert durch den Lehrpfad.
Die Wanderung ist eher leicht als mittelschwer und auch für Kinder gut geeignet. Im unten aufgeführten Rother Wanderführer ist die Tour auf den Vojak eine schwarze, also schwere Tour, aber hier wurde eine andere Route gewählt. Vorsicht vor der Hitze im Sommer. Auch wenn die Wanderung größtenteils schattig durch den Wald verläuft, kann die mediterrane Hitze die recht kurze Wanderung anstrengend machen. Immerhin sind 500 Höhenmeter zu überwinden.
Höhenangaben:
Poklon-Pass: 922 Meter
Gipfel Vojak: 1401 Meter
Essen und Trinken:
Am Parkplatz das Schutzhaus mit Wirtschaft, dazu der Kiosk. Im Turm am Gipfel des Vojak kann man gekühlte Getränkedosen kaufen, sonst gibt es keine Verpflegungsmöglichkeiten auf dem Weg.
Wo muss ich besonders aufpassen?
Eigentlich nur beim Blick von den Felseinschnitten auf dem Lehrpfad in die Tiefe. Diese Einschnitte liegen aber nicht direkt am Weg, man muss ein paar Meter dorthin laufen. Ein Aussichtspunkt ist mit einem Geländer gesichtert. Vorsicht mit Kindern, wenn sie die Starrampe der Gleitschirmflieger betreten.
Wie komme ich hin?
Mit dem Auto: Von Opatija fährt man auf der A8 (E751) Richtung Pula. Die Ausfahrt “Savroni/Veprinac”, die letzte Ausfahrt vor dem Tunnel „Tunel Učka“ nehmen. Dann den Beschilderungen zum Poklon Pass folgen. An einer Rechtskurve ist geradeaus der Parkplatz, nicht zu verfehlen. Nicht weiter den Schildern zum “Vojak” folgen, sonst landet man auf der Straße hinauf zu den Antennenanlagen.
Buchtipps und Wanderkarte:
Hallo,
mir ist nicht klar, wo sich der Ausgangspunkt der Wanderung befindet. Ich bin die entsprechende Straße x-mal mit Google Streetview rauf und runter – mir wäre nicht klar, wo ich da halten soll? Können Sie das näher beschreiben oder Koordinaten hinterlegen?
Beste Grüße, Rüdiger Reichelt
Hallo,
ja, gerne. In Google Maps findet man den Parkplatz hier:
https://goo.gl/maps/8tVVpgNzC5o
Die Koordinaten sind: 45.3080121,14.2155492. Die Straße ist in Maps mit “Vela Učka” bezeichnet.
Viele Grüße
Uli
Hallo Uli,
wir planen unseren Urlaub für Mai 2018 und möchten gern auch ein wenig wandern.
Als ich die Fotos mit dem Massenauftrieb
https://www.kroati.de/kroatien-infos/wandern-im-naturpark-ucka.html
gesehen habe, wollte ich dieses Vorhaben erst streichen.
Nachdem ich nun aber deinen wundervollen Bericht gelesen habe, werden wir es doch in unser Programm aufnehmen. Vielen Dank!
[…] mit dem höchsten Gipfel in Istrien – Vojak 1401 m. Eine Wanderung zum Gipfel ist schön auf auf-den-berg.debeschrieben. Auch der südlichste Punkt der Halbinsel ist ein Naturpark – das Kap Kamenjak. Zum […]
Sehr ausführlich und gut beschrieben 😀
Wir waren im Oktober dort und haben zwei Mal den Weg nicht mehr gefunden, ohne die Trail- Banderolen ist er schlecht markiert. Wir haben ähnlich lange gebraucht.
Der Kiosk hatte geschlossen und wir sind per Anhalter zurück, weil es uns gereicht hat.
Aber die Aussicht ist wirklich beeindruckend! Leider war es wolkig und diesig an dem Tag.
Nächstes Mal würde ich vielleicht bis oben fahren und hinter dem Turm weiter in den Nationalpark wandern.
Hallo!
Vielen Dank für die tolle Tourenbeschreibung. Haben diese Wanderung vor zwei Wochen mit 2 Kindern (2 + 4 Jahre) unternommen, und es hat allen Spaß gemacht und war ein toller Wandertag. Alle Wege waren mittlerweile gut zu finden und top markiert, den rot-weißen Kreisen folgt man ganz einfach. Empfehlung von uns!