Ein Kunstprojekt, mit dem einmalige Bergfotos geschaffen werden
Es ist ein faszinierenden Projekt, auf das mich Hendrik vom Outdoor Blogger Network hingewiesen hat. Auf dem International Mountain Summit (IMS) in Brixen hat er die Initiatoren des “Lightcatcher” Projekts getroffen, das ich Euch jetzt vorstellen möchte. Kurz gesagt: Mit dem alten Verfahren der Ambrotypie wollen sie großformatige Fotos der Dolomiten auf Glasplatten erstellen. Die Hauptkamera ist so groß, dass sie in einem alten russischen Lastwagen montiert wird.
Lightcatcher: Die Idee
„Es geht mir darum, ein Seherlebnis zu schaffen, die Qualität des Visuellen und die Ästhetik in einer noch nie da gewesenen Form festzuhalten, Geschichten ihrer Flüchtigkeit zu entreißen, die Zeit einzufangen, Bilder, Motive, Abgebildetes in Kunstwerke zu verwandeln und sie real erscheinen zu lassen, ewig und unsterblich.“
(Kurt Moser)
Das Verfahren der Ambrotypie
Die Ambrotypie wurde im Jahr 1850 von Frederick Scott Archer entwickelt. Bei diesem fotografischen Verfahren werden schwarze Glasplatten mit einer selbst hergestellen Kollodium-Emulsion beschichtet, in einem Silberbad sensibilisiert und mit Hilfe einer großformatigen Balgenkamera belichtet. Im noch nassen Zusatnd werden die Aufnahmen in der Dunkelkammer entwicket, fixiert und versiegelt.
Die zum Teil gefährlichen Chemikalien werden von den Fotografen selbst gemischt. Ein großer Teil der Herstellungsprozesses des Bildes liegt somit in der Vorbereitung, in Handarbeit, Geduld und Geschick, die dann eine kreative Fotografie ermöglichen.
Zwie Kameras sollen eingesetzt werden. Eine Studiokamera aus dem Jahr 1907 erlaubt die Belichtung von Glasplatten bis zu einem Format von 50×60 Zentimetern. Ich mag da nicht von “Kleinbild” sprechen, aber im Vergleich zur Hauptkamera wäre diese Bezeichnung fast angemessen.
Die Hauptkamera wird direkt im Laderaum eines alten russischen Ural-Militär-LKW montiert, der auch als Dunkelkammer dient. Durch eine Öffnung im hinteren Teil des Lastwagens wird die Optik geführt, im inneren des LKW ist die Kamera auf Schienen montiert. Sie wird in totaler Dunkelheit bedient. Diese Kamera ermöglicht es, Glasplatten bis zu einem Format von 120×150 Zentimetern zu belichten.
Die mit der Ambrotypie erzeugten Fotos auf den Glasplatten sind Positive und somit jeweils Unikate. Durch die unvorhersehbaren Reaktionen der chemischen Bestandteile kann es zu Abweichungen kommen, die dafür sorgen, dass auch Fotos mit identischem Motiv immer einzigartig aussehen. Die Ambrotypie eignet sich besodners für Fine Art Landschaftsbilder, Portraits, Architekturaufnahmen und Kunstfotographie.
Der Künstler
Der Initiator des Kunstprojekts ist Kurt Moser, Fotograf und Kameramann aus Südtirol. Er hat 30 Jahre für die wichtigsten, internationalen Fernsehanstalten mit den Schwerpunkten Berichterstattung und Dokumentation gearbeitet. Kurt Moser faszinieren seine Berge, die Südtiroler Dolomiten, und die Menschen, die dort leben. Zu dem Projekt sagt er:
„Ich möchte die Dolomiten ins richtige Licht setzen. Ich habe ewig nach einer Technik gesucht, welche es mir ermöglicht, die Berge so abzubilden, wie ich sie sehe und empfinde. Das Kollodiumverfahren erlaubt mir diese sehr subtile Bildsprache, die Präsentation auf edlem Glas und das damit verbundene haptische Erlebnis.
Ebenso wie die Dolomiten fasziniert mich die in dieser Form wohl nicht mehr lange existierende Generation der Bergbauern. Gesichter, welche es in Zukunft so nicht mehr geben wird. Gekennzeichnet von Arbeit, Entbehrung und harten Lebensumständen, ehrliche Gesichter mit wahren Geschichten.“
Das Projekt Lightcatcher
Ab Januar 2017 soll mit der Umsetzung des Projekts begonnen werden. Der alte Ural-LKW soll umgebaut werden, die Kamera montiert werden, dann soll es in die Berge Südtirols, in die Dolomiten gehen, um die Fotos zu erstellen.
„Charakterstarke Bilder werden entstehen. So ausdrucksvoll und majestätisch, wie die Dolomiten selbst. Und: sie werden einzigartig, im wahrsten Sinne – es geht um Unikate! Bilder, die nicht wiederholbar oder reproduzierbar sind, haben in unserer schnellen Welt mehr Wert denn je.“
Ausstellungen im Museum für Fotografie in Berlin „Helmut Newton“ und im Museum der Kunststiftung in Mumbai „Arka” sind zugesagt. Viele weitere Ausstellungen sind geplant. Und so ziehen die Dolomiten in Form eines einzigartigen Kunst-Projekts um die ganze Welt.
Lightcatcher auf Kickstarter
Ihr könnt Euch über Kurt Moser und sein Projekt auf Kickstarter informieren, dort findet Ihr auch weitere Videos. Auf Kickstarter könnt Ihr das Projekt auch direkt finanziell unterstützen:
https://www.kickstarter.com/projects/1376821505/invisible-light-the-dolomites-in-ultra-large-forma
Auf Facebook findet Ihr das Projekt unter:
https://www.facebook.com/www.lightcatcher.it/.
Eine großartige Sache, finde ich. Als ich durch Hendrik darauf aufmerksam gemacht wurde, habe ich ihm spontan zugesagt, dieses Projekt zu unterstützen und es durch meine Website, auf Facebook und Twitter etwas bekannter zu machen. Ich hoffe sehr, dass das Projekt genügend Unterstützer findet und freue mich schon darauf, die Fotos zu sehen.
Links:
Lightcatcher auf Kickstarter
Lightcatcher auf Facebook
Outdoor Blogger Network
International Mountain summit Brixen
Hinweis: Alle Fotos auf dieser Seite stammen von Kurt Moser.
Bitte beim letzten Bild den Namen richtigstellen…. 😉
Vielen Dank für den Hinweis, ich habe den Namen korrigiert!
Viele Grüße, Uli