Wanderung: Settle – Yorkshire Dales – Victoria Cave – Stockdale Farm – Malham
Während unseres England-Urlaubs sind wir in den Yorkshire Dales gewandert. Unsere Tour führte uns von Settle nach Malham, mitten durch eine menschenleere und karge Landschaft. Einzig eine einsame Farm lag auf dem Weg, der durch Wiesen und die typisch englischen Trockensteinmauern geprägt war.
Eine Woche zuvor war die Tour eine der Wanderrouten des Yorkshire Dales Walking Festivals, daher konnten wir uns im weglosen Gelände teilweise an den noch sichtbaren Trampelpfaden über die Weiden orientieren.
Der Weg ist kaum beschildert. Da wir auch ohne GPS unterwegs waren, kann ich Euch kein genaue Wegbeschreibung geben, sondern diese Tour nur, mit vielen Fotos, als Anregung zum Nachwandern vorschlagen.
Der Plan ist, von Settle nach Malham zu wandern. Etwa elf Kilometer sollen es sein, erst ein kleiner Südbogen, dann ziemlich genau in West-Ost-Richtung. Zurück ist die Strecke dann etwas länger, gute dreizehn Kilometer in einem großen Bogen, der ein Stück weiter nördlich des Hinwegs, am Langcliffe Scar verläuft.
In Settle parken wir am Sportplatz, dann zieht der Weg über den Footpath Lambert Lane bergauf aus dem Ort heraus. Bevor wir den Ort verlassen haben, sehen wir einige Kletterer an einem steilen Felsen am Ortsrand. England ist wirklich eine Kletternation. Wir gehen weiter und sind schnell oberhalb des Ortes, blicken zurück auf die grauen Steinhäuser und voraus auf die sattgrünen Hügel.
Über viele für uns namenlose Hügel führt der Weg, zwischendurch überwinden wir die Steinmauern, die die Weiden begrenzen. Bäume gibt es nur vereinzelt, ein paar Büsche dazu, aber meistens wird der weite Blick nur durch die sanften Hügel und die Steinwände der verschiedenen Scars begrenzt.
An weidenden Schafen und Rindern entlang gehen wir in Richtung der Victoria Cave. Im Tal, an der abzweigung zur Victoria Cave, sehen wir dicke, verrostete Eisenplatten stehen und liegen. Von 1860 bis zum 2. Weltkrieg wurden hier auf der Attermire Rifle Range Schießversuche durchgeführt, auch mit großem Kaliber.
Der Stichweg zur Victoria Cave führt wieder ein Stück hinauf, am Attermire Scar entlang. Die Höhle selbst, auf etwa halber Höhe am Hang gelegen, ist gut begehbar. Über große Felsblöcke geht es ins Innere, immer auf glitschigem Untergrund.
Eine Tafel vor der Höhle beschreibt die vielfältige Tierwelt, die hier vor langer Zeit gelebt hat. Wer erwartet Elefanten, Nilpferde und Hyänen in Nordengland?
Auf dem Weg zurück zu unserem eigentlichen Wanderweg stellen wir fest, dass wir ganz schön Zeit verloren haben. Also wandern wir schnell weiter zum nächsten Zwischenziel, der Stockdale Farm. Wieder geht es bergauf und bergab durch die karge Landschaft, die nun schon etwas bergiger wird als zu Beginn.
Insgesamt gewinnen wir langsam an Höhe. Die Landschaft ist leider nicht nur karg, sondern auch völlig wasserlos. Kein Wildbach, nicht einmal eine Viehtränke finden wir. Da die Sonne nicht schlecht vom Himmel brennt, gehen unsere Getränkevorräte langsam zur Neige.
Oberhalb der Stockdale Farm machen wir eine Pause. Diese große Farm liegt völlig allein mitten in der Landschaft. Dazu noch in einem Talkessel. Nicht mal eine weite Aussicht haben die Leute dort. Was für ein Ort zum Leben, das wäre mir ein bisschen zu einsam.
Jetzt führt der Weg steiler bergauf, dann in Wellenform über mehrere Hügel. Der Blick ist nun sehr weit, wir sehen meilenweit (schließlich sind wir in England) über das Land, ohne dass wir einen Ort oder auch nur ein Haus sehen. Jedesmal denken wir, dass wir auf der nächsten Anhöhe Malham sehen müssen, doch dann liegt dahinter nur der nächste Hügel.
Plötzlich ein Wegweiser, mitten in der Landschaft. „Malham“ rechts ab. Jetzt führt der Weg lang und steil über die Grasflanken bergab. Nur ein Trittpfad ist er, da ist Vorsicht geboten. Unsere kleine Wandergruppe zieht es mächtig auseinander, aber am Fuß des Berges treffen wir wieder aufeinander.
Eine letzte Trockenmauer wird überwunden, dann gehen wir auf der Straße zwischen den Farmhäusern hindurch in Richtung Malham. Im Garten des „Beck Hall Bed & Breakfast“ stärken wir uns erst einmal mit Sandwich uns kalten Getränken.
Übrigens ein sehr empfehlenswertes Ziel, sehr englisch geht es hier zu. Wobei wir in unserem durchgeschwitzen Wanderoutfit etwas aus der Reihe der anderen Gäste herausstechen, die überwiegend „sonntagsschick“ sind.
Und wie wie da so sitzen, fällt auch die Lust auf den Rückweg zu Fuß schnell von uns ab. So lasse ich mich leicht überreden, zurückzufahren. Leider ist der letzte Bus nach Settle zeitgleich mit unserer Ankunft abgefahren.
So investieren wir in ein Taxi nach Settle, um dann ein Auto herzufahren, was mir weitere anderthalb Stunden Erholung im englischen Garten von Beck Hall beschert.
Allerdings verpassen wir dadurch auch „Malham Cove“ eine beeindruckende, 80 Meter hohe und 300 Meter lange Kalksteinwand, die als schwieriges Klettergebiet bekannt ist. Daher gibt es davon auch jetzt keine Fotos. Aber beim nächsten Mal mache ich dann die Rundtour, versprochen!
Wir sind recht gemütlich gewandert. Von Settle zur Victoria Cave haben wir etwa 80 Minuten gebraucht, von dort etwa eine Stunde bis zur Stockdale Farm und dann noch knapp zwei Stunden bis nach Beck Hall.
Insgesamt ist es also eine etwa vierstündige, gemütliche Wanderung. Etwas Zeit sollte man auf jeden Fall für die Victoria Cave einplanen, vor der man auch ganz gut brotzeit machen kann. Einkehrmöglichkeiten gibt es auf dem Weg nicht.
Links:
Yorkshiredales.org.uk
Beck Hall Bed & Breakfast
Malham Cove
Buchtipps und Wanderkarte: