Wanderung: Bayrischzell – Neuhüttenalm – (Gipfel Seebergkopf) – Klarer-Alm – Niederhofer-Alm – Sillberghaus – Bayrischzell
Zu Beginn der Wandersaison sollte es eine leichte Tour werden, die nicht allzu hoch führt. Denn auch wenn der letzte Winter sehr schneearm war, oben am Berg liegt doch noch etwas. So habe ich mir den Bayrischzeller Höhenweg ausgesucht, mit der Neuhütten-Alm auf gerade mal 1232 Metern als höchstem Punkt. Und mit der Option, vielleicht doch auf den 300 Meter höher gelegenen Seeberg-Gipfel zu steigen.
Das Fazit der Tour zuerst: Gemischt. Sehr schöne Abschnitte zu Beginn, auch wenn das Wetter da noch richtig schlecht war. Auch zwischendurch wurde es noch sehr nett, aber das letzte Drittel der Tour bestand vorwiegend aus Forststraßen und einem Weg entlang der Ursprungtalstraße.
Der Bayrischzeller Höhenweg beginnt am Parkplatz Seeberg. Rechts neben dem Minigolfplatz führt ein breiter Weg bergauf. Nach wenigen Minuten wird aus dem breiten Weg ein schmaler Pfad, der sich in vielen Serpentinen an der Bergflanke durch den Wald bergauf zieht. Viele blaue Punkte versichern den Wanderer immer wieder, noch auf dem richtigen Weg zu sein, obwohl es kaum Möglichkeiten gibt, falsch abzubiegen. Immer wieder ist der Ort Bayrischzell zu sehen, man macht auf dem Weg schön schnell Höhenmeter. Der Wendelstein gegenüber zeigt sich noch nicht, er ist komplett wolkenverhangen.
So steige ich durch den Regen bergauf. Der Wald riecht bei Regen intensiver, das Moos strahlt sattgrün, außer dem Regen höre ich nur ab und zu ein Motorrad aus dem Tal. Ein gutes Beispiel dafür, dass man sich von Regen nicht vom Wandern abhalten lassen sollte. Ich habe den Weg ganz für mich alleine. Die ersten Menschen werde ich erst zweieinhalb Stunden nach Beginn der Wanderung treffen!
Nach gerade einmal 20 Minuten erreiche ich eine Aussichtskanzel mit Bänken. Hier hat man einen schönen Blick auf den Ort und sicher bei gutem Wetter einen tollen Wendelsteinblick. Auf den muss ich allerdings verzichten. Weiter geht es durch den Wald hinauf. Plötzlich liegt erster Schnee auf dem Moos und den Ästen. Wenige Meter höher ist alles weiß überzuckert.
Der nächste Abschnitt des Weges ist etwas merkwürdig. Ich gehe weiter auf dem schmalen Pfad, die Bäume links und rechts des Weges sind schneeweiß, allerdings fehlt auch fast die Hälfte von ihnen. Hier wurde kräftig abgeholzt. Möglicherweise gab es hier Sturmschäden? Oder hat der Borkenkäfer zugeschlagen? Ich weiß es nicht. Mit den Nebelschwaden, die aus dem Ursprungtal aufsteigen, sieht die Umgebung fast unwirklich, aber sehr fotogen aus.
Dann komme ich an der “Sankt Josephs Deliciusquelle” vorbei. Aus einem Metallrohr in einem Mäuerchen sprudelt das deliziöse Wasser, direkt oberhalb läuft es allerdings über das Moos auf dem Waldboden. Vielleicht hat das Wasser aber magische Kräfte, denn nur wenige Minuten nach der Quelle sehe ich zum ersten Mal auf dieser Wanderung blauen Himmel!
Jetzt sind es auch nur noch wenige Minuten bis zur Neuhüttenalm. Auf der überdachten Bank der Alm mache ich Pause und überlege, ob ich den Seebergkopf (oder kurz: Seeberg) besteige. 45 Minuten sind es von hier aus, zeigt der Wegweiser. Aber auf mehr Schnee habe ich keine Lust und beschließe, dass diese Wanderung gipfelfrei bleibt. Die Gipfelwanderung auf den Seebergkopf hebe ich mir für den Sommer auf. Dachte ich zumindest, tatsächlich ist es dann doch wieder Dezember geworden.
Wenige Meter neben der Neuhüttenalm steht ein Stein “auf der Wacht”. Die Bronzeplatte erinnert an die Bayrischzeller Gebirgsschützen, die 1805-09 hier oben das Ursprungtal beobachteten, um ihren Heimatort vor einfallenden Tirolern zu schützen. Und tatsächlich hat man von hier oben einen Blick weit in das Ursprungtal hinein. Heutzutage sieht man aber nur auf die Straße mit ihrem Freizeitverkehr hinab, was ich deutlich bevorzuge.
Der weitere Weg bis zur Niederhofer-Alm ist schnell erzählt. Von der Neuhütten-Alm geht es nun auf der Südseite des Seebergs auf einem breiten Weg stetig bergab in ein breites Almtal hinein.
Mal führt der Weg durch kleine Waldstücke, meist aber am Wiesenhang entlang. Kurz vor der Klarer-Alm ist der Talgrund erreicht und der Weg macht eine 90 Grad Kurve zur Alm hin. An der Alm treffe ich dann die ersten anderen Wanderer.
Am kurz darauf folgenden Gatter mit der nächsten 90 Grad Kurve kann man Richtung Geitau/Osterhofen absteigen. Ich gehe aber weiter zur Niederhofer-Alm. Dort steht die Entscheidung an: Soll ich weiter auf dem Bayrischzeller Höhenweg bleiben und das Sillberghaus besuchen, von dem Gipfelglück-Steffi so begeistert berichtet hat? Oder dem kürzeren, aber vermutlich wegtechnisch interessanteren Weg folgen, den mir das Buch “Bergtouren für Langschläfer” vorschlägt?
Ich entscheide mich für den längeren Bayrischzeller Höhenweg und das Sillberghaus. Jetzt geht es wieder bergauf, schön durch den Wald, an kleinen Wasserfällen vorbei. Der Weg ist wieder schmal und etwas wurzelig, also sehr schön.
Allerdings trifft er bald auf eine breite Forststraße. Auf dieser führt der Höhenweg nun weiter. Als Wanderweg ist das natürlich nur bedingt interessant. Aber die Sonne scheint nun und ich habe einen schönen Blick auf die Neuhütten-Alm, die nun auf der gegenüberliegenden Talseite liegt. Inzwischen ist sie vollkommen schneefrei.
Endlich kommt das Schild zum Sillberghaus und von dort sind es nur noch zehn Minuten durch Wald und Wiesen zu dem schönen Berggasthaus mit der Sonnenterrasse und den weißblauen Fensterrahmen.
Im Gegensatz zu Steffi eine Woche zuvor, die im Sillberghaus den Regen ausgesessen hatte, konnte ich bei Tiroler Gröstl und einem Russn die Mittagssonne auf der Terrasse genießen. Hier geht es entspannt zu, der Wirt ist gut aufgelegt, das Essen schmeckt. Und wer übernachtet, kann sogar einen Außen-Pool nutzen.
Nach einer langen Pause geht es auf die letzte Etappe. Recht steil geht es auf dem breiten Weg hinunter zum Parkplatz. Von dort aus führt ein Weg entlang der Ursprungtal-Straße zurück nach Bayrischzell. Fast ohne Höhenunterschiede, ein breiter Kies-Spazierweg. Glücklicherweise führt der Weg nicht direkt an der Straße entlang, sondern ein paar Meter daneben durch den Wald. Zuletzt entschädigt dann noch ein Blick über die Wiesen auf den Ort Bayrischzell und den nun wolkenfreien Gipfel des Wendelstein für das doch recht langweilige letzte Drittel des Weges.
Insgesamt ist die Wanderung über den Bayrischzeller Höhenweg recht abwechslungreich. Die kleinen Almen entlang des Weges waren noch alle geschlossen. Wenn ich im Sommer noch einmal hier wandern sollte, werde ich mir aber vielleicht den wohl interessanteren unteren Weg ab der Niederhofer-Alm nehmen und zum Sillberghaus noch einmal extra vom Ursprungtal her aufsteigen.
Dauer und Schwierigkeit:
Für den gesamten Bayrischzeller Höhenweg ist eine Wanderzeit von fünf Stunden angegeben. Bei wirklich gemütlichem Tempo habe ich diese auch ziemlich genau eingehalten. Wer schneller mag, kann diese Zeit leicht unterbieten. Obwohl der Weg als roter Wanderweg, also mittelschwer angegeben ist, fand ihn recht leicht. Die meiste Zeit ist man auf breiten Wegen unterwegs. Das schwierigste Stück kommt gleich am Anfang. Hier geht man relativ steil den schmalen Serpentinenweg hinauf, der am Hang liegt. Für einen Normalwanderer sollte das aber kein Problem darstellen. Wer an der Neuhüttenalm ist, hat auch fast alle Aufstiege geschafft. Nur auf der gegenüberliegenden Talseite geht es noch einmal durch den Wald bergauf.
Höhenangaben:
Bayrischzell: 800 Meter
Neuhüttenalm: 1235 Meter
Klarer-Alm: 1050 Meter
Niederhofer Alm: 1065 Meter
Sillberghaus: 1030 Meter
Essen und Trinken:
Während meiner Wanderung hatte nur das Sillberghaus geöffnet, das ein echtes Berggasthaus mit entsprechend umfangreicher Karte ist. Kleinere Brotzeiten und Getränke gibt es wohl im Sommer auf der Klarer-Alm und der Niederhofer-Alm. Ob diese geöffnet sind, erfahrt Ihr sicher über die Tourismus-Info in Bayrischzell.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Wer den ersten Aufstieg am Hang hoch zur Neuhüttenalm geschafft hat, hat das schwierigste Teilstück bewältigt. Auf diesem Teilstück kann man mit PEch über den Hang abstürzen, obwohl der Weg leicht zu gehen ist. Danach geht es unschwierig weiter. Ich würde vermuten, dass dieses erste Teilstück für die Einstufung als roter (mittelschwerer) Wanderweg gesorgt hat, aber da es identisch mit dem ersten Teil des blauen (leichten) Aufstiegs zum Seebergkopf ist, bleibt die Einstufung etwas rätselhaft.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Von München Hauptbahnhof fährt die BOB in knapp 1:20 Stunden bis Bayrischzell. Von dort zum Parkplatz Seeberg laufen, an dem der Bayrischzeller Höhenweg beginnt.
Mit dem Auto: Von München über die A8 bis Weyarn fahren, von dort über die B307 über Miesbach und Schliersee bis Bayrischzell. Dort rechts auf den Parkplatz Seeberg.
Links:
Sillberghaus
Dieselbe Tour bei Gipfel-Glück, eine Woche vorher, mit gegensätzlichen Wetterverhältnissen.
Buchtipps und Wanderkarte:
Zumindest der Wendelstein hat identisches Verhalten gezeigt 🙂
Der Abstieg von der Niederhoferalm ist definitiv interessanter, teilweise sogar ein bisschen ausgesetzt – aber meistens im Wald. Und das Sillberghaus ist super für den Abschluss einer Maroldschneid-Umrundung (Auerspitz-Soinsee). Die kann ich eh nur empfehlen!
Danke für den Tip! Ich war heute dort. Habe die Variante mit dem Seeberg und den Abstieg von der Niederhoferalm gemacht. Fand die Tour sehr schön. Viele Frühlingsenzianen und Maiglocken.
Wenn ich das nächste mal da bin, werde ich den Abstieg auch testen. Er soll ja interessanter und technischer sein als der Forstweg oben rum. Ich bin gepannt!