Winterwanderung am Königssee: St. Bartholomä, Eiskapelle und zurück
Noch einmal wandern wir durch tiefen Schnee, vermutlich zu letzten Mal, bevor der Bergfrühling endgültig beginnt. Wir sind am Königssee in Berchtesgadener Land und wollen von der bekannten Kirche St. Bartolomä aus zur Eiskapelle wandern. Am Ende werden wir die Eiskapelle nicht gesehen haben, aber auf einer leichten Wanderung einen schneereichen Nachmittag am Fuß der legendären Watzmann-Ostwand erlebt haben.
Los geht es wie immer an der Seelände von Schönau am Königssee. Mitte April ist noch früh im Jahr, die Boote fahren nur bis St. Bartholomä und noch nicht bis Salet am Obersee. Auch die Anzahl der Touristen ist noch überschaubar.
Vom sommerlichen Gedränge keine Spur, als wir die Straße zum Anleger hinuntergehen, vorbei an Sportgeschäften, Trachtenläden, Restaurants und Mineraliengeschäften, die alle Salzlampen verkaufen.
Auf dem Boot gibt es wieder einige interessante Informationen über den See und als Höhepunkt natürlich das bekannte Trompetenecho. Nach einer guten halben Stunde legen wir in St. Bartolomä an und machen uns auf in Richtung Eiskapelle.
Der Weg führt vom Ufer weg in den Eisgraben, einen tiefen Taleinschnitt zwischen der Watzmann-Ostwand und dem Hachelkopf. Zunächst gehen wir auf einem breiten Weg schnurgerade durch einen Wald, fast wie ein Spaziergang durch einen Stadtwald. Nach kurzer Zeit erreichen wir den Eisgraben. Das breite Bachbett zeigt schon, dass hier zur Schneeschmelze, die bald einsetzen wird, deutlich gewaltigere Wassermengen als aktuell fließen werden.
Nach wenigen Metern überqueren wir den Bach und stehen an der kleinen St. Johann und Paul Kapelle. Hier liegt auch der erste Schneerest, allerdings ist er nicht wirklich beeindruckend. Aber ab hier steigt der Weg schon recht sportlich an. In einigen Serpentinen zieht er sich nun als schmaler Wanderweg durch einen wilden Bergwald hinauf.
Hin und wieder stehen Bänke am Wegesrand, aber vor allem sehen wir umgestürzte Bäume im Wald, wild bemooste Felsen und Bäume, deren Wurzeln sich wie die Finger einer Hand um Felsen krallen. Ein kompletter Gegensatz zur lieblich-aufgeräumten Welt von St. Bartholomä.
Als wir mitten im Wald wandern, hören wir plötzlich ein Donnergrollen. Aber es ist kein Gewitterdonner. Durch die noch blattlosen Äste der Bäume sehen wir, wie an den Hachelwänden eine Lawine den Fels hinunterfällt. Es sieht aus wie ein Wasserfall, aber es ist fraglos eine Lawine, die nach kurzer Zeit wieder versiegt. Schon beeindruckend, auch wenn es nur eine kleinere Lawine war.
Recht plötzlich wird aus dem Wanderweg dann ein verschneiter Wanderweg. Wir sind eine dreiviertel Stunde gegangen, da sagt uns ein Schild, dass der befestigte Wanderweg nun zu Ende ist.
Der folgende Steig erfordert Trittsicherheit und festes Schuhwerk. Momentan sollte das Schuhwerk vor allem hoch und wasserfest sein, denn mittlerweile ist der Weg gut eingeschneit und der Schnee wird schnell noch tiefer.
Der Wald wird nun schnell lichter, das Tal wird immer enger und wir sehen die wirklich imposante Watzmann-Ostwand vor uns aufragen. Mit 1800 Metern Wandhöhe ist sie die höchste Wand der Ostalpen.
Ein steil aufragendes Monstrum aus grauschwarzem Fels und strahlend weißem Schnee. Irgendwo in dieser Wand verläuft die berühmte Kletterroute, irgendwo sehr weit oben ist das Ostwand-Biwak. Unglaublich, wie man dort hochklettern kann.
Wir haben nun, nach einer Stunde Wanderung, den Wald verlassen und stehen vor einem großen Schneefeld. Auf drei Seiten ist dieses Schneefeld von Felswänden umgeben, wir nähern uns dem Talschluss. Ein weiteres Schild warnt uns, dass jetzt auch der markierte Steig endet und von nun an Lawinen- und Steinschlaggefahr herrscht.
Ein paar Meter gehen wir noch durch den Schnee, immer schön mittig, denn an den Rändern des Schneefeldes, nahe den Felswänden, sehen wir, wie weit die Lawinen schon gekommen sind. Dort ist der Schnee nicht schön glatt wie in der Mitte, sondern scheint aus tausenden von Schneebällen zu bestehen, die zu Wällen aufgeschoben sind.
Durch das Schneefeld fließt der Bach, er ist schon gut zu sehen. Aber von der Eiskapelle ist noch nichts zu sehen. Bis zur hinteren Felswand, an der die Eiskapelle liegen soll, gehen wir aufgrund der Lawinengefahr nicht. Vermutlich ist die Höhle angesichts des hohen Schnees, der hier noch liegt, auch noch gar nicht entstanden.
So gehen wir also auf dem Hinweg zurück, mit dem festen Vorsatz, im Sommer noch einmal wiederzukommen. Als wir wieder im Wald sind und rasten, hören wir immer mehr Lawinen. Mal ist es ein kurzes, mal ein lang anhaltendes Donnergrollen.
Später, als wir wieder am Ufer des Königssees stehen, können wir noch eine Lawine beobachten, die am Watzmann den senkrechten Fels hinunterläuft, wieder wie ein kurzer Wasserfall.
Als wir wieder auf der großen Wiesenfläche um St. Bartholomä angekommen sind, kommt auch die Sonne wieder heraus und so endet diese Wanderung, wieder einmal, im Biergarten bei Schnitzel und Brotzeitteller (nein, es gibt hier keine Schnitzelfotos), bevor wir wieder im Boot Richtung Seelände sitzen. Eine eher kurze und kleine Wanderung war es diesmal, aber in einer wirklich beeindruckenden Bergwelt.
Dauer und Schwierigkeit:
Eine leichte Wanderung, zwischendurch in den Serpentinen etwas steiler, ansonsten unschwierig.Die Höhendifferenz ist mit insgesamt etwa 250 Metern auch eher gering. Wir haben für den Hinweg gemütlich eine gute Stunde gebraucht, der Rückweg ist nur unwesentlich schneller.
Höhenangaben:
Königssee / St. Bartholomä: 600 Meter
Eiskapelle: ca. 830 Meter
Watzmann: 2713 Meter
Essen und Trinken:
Bei St. Bartholomä gibt es ein Wirtshaus mit Biergarten und das Fischerstüberl des Königssee-Fischers. Im Wirtshaus kann man übrigens auch den größten im Königssee gefangenen Fisch bewundern, eine 1,27 Meter lange Forelle.
Wo muss ich besonders aufpassen?
Zur Schneeschmelze wird der kleine Bach deutlich anschwellen. Ansonsten sollte man auf die Warnungen vor Lawinen und Steinschlag achten. Die Eiskapelle selbst sollte man wegen ständiger Einsturzgefahr nicht betreten. Wichtig auch: Auf den Fahrplan der Schiffe achten. Es besteht keine Übernachtungsmöglichkeit in St. Bartholomä und kein Fußweg zurück nach Schönau!
Wie komme ich hin?
Mit dem Zug: Mit dem Zug muss man mit etwa drei Stunden Fahrzeit rechnen. Von München aus nach Salzburg, dann mit dem Bus nach Berchtesgaden und von dort mit dem Bus weiter nach Schönau zum See. Das lohnt sich für einen Tagesausflug kaum.
Mit dem Auto: Von München aus über die A8. Wer sowieso schon ein Mautpickerl an der Windschutzscheibe kleben hat, kann über Salzburg ein Stück auf der Tauernautobahn bis Grödig fahren, dann über Berchtesgaden zum Königssee. Wer sich die Maut für die kurze Strecke sparen will, fährt auf der A8 bis Siegsdorf und dann über die B306 und B305. Oder auf der Autobahn bis Piding und dann über Bad Reichenhall nach Berchtesgaden und weiter zum Königssee. Zwei Stunden sollte man in jedem Fall für die Fahrt einrechnen.
Links:
Weitere Fotos von dieser Wanderung findet Ihr auch auf Flickr.
Informationen zur Eiskapelle vom Nationalpark Berchtesgaden: www.eiskapelle.de
Gaststätte St. Bartholomä
Der Fischer vom Königssee
Bayerische Seenschifffahrt – Königssee: Fahrplan, Preise und weitere Info
Webcam
Webcam St. Bartholomä
Weitere Webcams in der Umgebung vom Königssee
Buchtipps und Wanderkarte:
Hallo.
Also erstmal vielen Dank für den schönen Bericht. Das sind sehr schöne Bilder und das macht wirklich Lust auf Mehr! Meine Frau und Ich lieben es im Schnee zu wandern. Wir gehen öfter in der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald wandern. Das ist einfach etwas besonderes.
Sind heute 24.04.17 diesen Weg gelaufen. Es war genauso wie in dem tollen Bericht geschrieben. Wetter super, ab Kapelle Schnee, der immer dichter wurde. Die Eiskapelle konnten wir nicht finden, war wahrscheinlich vom Schnee bedeckt. Die lawinenabgänge waren ein imposantes Schauspiel für Auge und Ohr.