Wanderung: Schönau am Königssee – Jennerbahn – Jennerhaus – Gipfel Jenner
Manchmal ist es wichtiger, die Aussicht zu genießen, als unbedingt eine lange Wandertour zu machen. Dann geht es auf einen Berg, bei dem die Seilbahn lange Auf- und Abstiege erspart und man umso mehr Zeit für das Panorama hat. Und das ist kaum zu toppen, wenn man auf dem Jenner ist. Einsamkeit sucht man hier oben vergebens, trotzdem ist es ein tolles und einfach zu erreichendes Bergerlebnis, das man aber auch beliebig zu einer längeren Wanderung erweitern kann.
Vom großen Parkplatz am Königssee sind es nur wenige Meter bis zur Talstation der Jennerbahn. Diese mittlerweile über 60 Jahre alte Seilbahn führt über eine Mittelstation direkt hinauf zum Jennerhaus. Sehr ungewöhnlich sind die kleinen Zweiergondeln der Jennerbahn. Hier sitzt man sich nicht gegenüber, sondern nebeneinander seitlich zur Fahrtrichtung, mit dem Rucksack auf dem Schoß. Und damit ist die Gondel dann auch schon voll.
In der Mittelstation fragt der “Bremser” rufend, den Lärm der Seilbahn übertönend, ob man aussteigen oder “auffi” will, schon wird die Gondel per Hand weitergeschubst und es geht ohne Aussteigen um die Ecke hinauf zur Bergstation. Zumindest war das bei der alten Jennerbahn so. Wie es in der neuen, 2019 eröffneten, Bahn abläuft, muss ich noch testen.
Wenige Augenblicke später steht man im Jennerhaus auf 1802 Metern Höhe. In der Bergstation der Jennerbahn befindet sich das Bergrestaurant mit der großen Außenterrasse. Schon von hier aus lässt sich die Bergwelt genießen, der Blick auf den Königssee fehlt allerdings noch. Aber das lässt sich schnell ändern.
Denn der Weg auf den Jenner-Gipfel dauert vom Jennerhaus aus nur etwa 15 Minuten. Von einer echten Wanderung möchte man da gar nicht sprechen, auch wenn der Gipfel selbst einen sehr alpinen Eindruck macht.
Zunächst führt der Weg aber breit und leicht ansteigend zur Aussichtskanzel hoch über dem Königssee. Der Blick von dieser großen Plattform, die mit einem Geländer zur Talseite gesichert ist, ist wirklich atemberaubend. Etwa 1200 Meter unter uns liegt der Königssee.
Wir schauen direkt auf die Halbinsel St. Batholomä mit der weltberühmten Kirche mit ihren zwei roten Türmen und beobachten die von hier oben winzig kleinen Elektroboote, die zwischen Schönau, St. Bartholomä und Salet am Südende des Sees pendeln.
Das Bergpanorama wird natürlich vom Watzmann beherrscht, dem 2713 Meter hohe Felsbrocken, der auf der anderen Seite des Königssees direkt vom Ufer des Sees aus aufragt. Der Watzmann ist mit seinen zwei Hauptgipfeln und mehreren Nebengipfeln vielleicht der markanteste Berg überhaupt in Deutschland. Ein wilder Felsriese, und wir stehen ihm so nah gegenüber.
Hinter St. Bartholomä sehen wir den Taleinschnitt, der zur Eiskapelle und zur Watzmann-Ostwand führt. Links daneben blicken wir auf das Steinerne Meer, das sich über die berüchtigte Saugasse ebenfalls von St. Bartholomä aus erreichen lässt.
Viel freundlicher sieht die Landschaft unter uns aus, wir blicken auf das Wegenetz rund um die Königsbachalm, die auch 600 Meter unter uns liegt.
Bis hierhin zum Aussichtspunkt kommen eigentlich alle, die mit der Bahn hochgefahren sind. Hier ist die Bezeichnung “Turnschuhtourist” schon eine Steigerung gegenüber denjenigen, die in sommerlichen Flipflops oder gar hochhackig die Fahrt nach oben angetreten haben.
Der Weg zum Gipfel ist jetzt nur noch zwei Minuten kurz, mit einer Seilsicherung führen Treppenstufen hinauf zum Gipfel. Für den normalen Bergwanderer ist es kein Problem, die Flipfloptäger bleiben aber in der Mehrzahl doch lieber unten.
Alleine ist man aber nicht auf dem Gipfel, es wird schon manchmal recht eng auf dem Felsaufbau hier oben. Dafür ist die Aussicht noch einmal besser. Natürlich sehen wir weiterhin hinunter auf den Königssee und auf den Watzmann gegenüber. Jetzt kommt aber noch der Blick nach Norden und Osten hinzu.
Im Norden sehen wir hinunter nach Schönau, von wo aus die Schiffe der Königssee-Flotte losfahren. Der große Parkplatz ist ebenso im Blick wie der Zielbereich der Bobbahn. Dahinter ragt der Grünstein auf, ein beliebter Wanderberg, auf den auch der Grünstein-Klettersteig hinaufführt. Weiter im Norden liegt dann der Untersberg.
Im Osten ist, ganz nah, wieder ein Felsberg zu sehen, das Hohe Brett. Im Gegensatz zum zackigen Watzmann gegenüber liegt das Hohe Brett aber eher sanft gerundet da. Rechts neben dem Hohen Brett sehen wir noch einen runden Berg, den Schneibstein. Der Schneibstein wirkt etwas grüner, aber es sind nur Grasstücke, die zwischen dem grauen Fels wachsen. Zwischen den beiden Bergen liegt das Schneibsteinhaus in der Senke.
Zurück zum Jennerhaus geht es auf dem Hinweg. Mit gerade einmal 25 Minuten Gehzeit ist diese Wanderung vermutlich für die meisten Besucher kürzer als der Aufenthalt auf der Aussichtskanzel und dem Gipfel. Daher bietet es sich an, zumindest noch eine kleinere Runde zu drehen.
Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten. Man kann die Mitterkaseralm besuchen. Auf dem Weg dorthin kommt man am Einstieg zum Schützen-Klettersteig vorbei.
Eine beliebte und nicht allzu weite Wanderung führt zum Carl-von-Stahl-Haus und zum Schneibsteinhaus. Beides Berghütten, in denen man gut essen, aber auch übernachten kann. Das Schneibsteinhaus ist eine private Berghütte, das Carl-von-Stahl-Haus gehört der Alpenvereinssektion Salzburg. Wer dorthin wandert, überquert übrigens die Grenze nach Österreich. Das Stahlhaus liegt direkt jenseits der Grenze.
In gut 35 Minuten erreicht man das Stahlhaus, erst auf einem breiten Weg steil bergab, dann auf gleicher Höhe auf einem schmalen Bergweg gehend. Zwischendurch biegt rechts der direkte Weg zum Schneibsteinhaus ab. Vom Stahlhaus erreicht man das Schneibsteinhaus aber auch in nur etwa 10 Minuten.
Zurück führt der Weg dann wieder auf den urprünglichen Weg, der nun steil hinauf zum Jennerhaus führt. Eine Alternative ist es, auf dem breiten Weg Richtung Königsbergalm zu gehen. Vom breiten Wanderweg zweigt dann ein sehr steiler Serpentinenweg, der zur Bergstation hinaufführt. Oder man wandert über die Königsbachalm zur Mittelstation der Jennerbahn. Eine gute Stunde bis eineinhalb Stunden sollte man dafür vom Schneibsteinhaus einrechnen.
Dauer und Schwierigkeit:
Von der Bergstation der Jennerbahn führt ein breiter und leicht zu gehender Weg in zehn Minuten bergauf zur Aussichtsplattform. Von dort aus sind es noch einmal etwa 15 Höhenmeter und zwei Minuten zum Gipfel, die über Stufen überwunden werden. Auch die anderen hier beschreibenen Wege zum Carl-von-Stahl-Haus, zum Schneibsteinhaus, zur Königsbachalm und Mitterkaseralm sind gute und einfache Bergwege, teilweise steil.
Höhenangaben:
Königssee: 603 Meter
Talstation Jennerbahn: 630 Meter
Mittelstation Jennerbahn: 1200 Meter
Bergstation Jennerbahn/Jennerhaus: 1800 Meter
Carl-von-Stahl-Haus: 1733 Meter
Schneibsteinhaus: 1670 Meter
Königsbachalm: 1240 Meter
Mitterkaseralm: 1534 Meter
Essen und Trinken:
Da gibt es am Jenner viele Möglichkeiten. An Tal- und Bergstation der Jennerbahn gibt es Restaurants, an der Mittelstation ein kleines “Stüberl”. Dazu die großen Berghütten Carl-von-Stahl-Haus und Schneibsteinhaus sowie die bewirtschafteten Almen Königsbergalm und Mitterkaseralm.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Der Weg zum Jennergipfel ist breit, aber zur Talseite ungesichert steil abfallend. Das sollte aber kein Problem sein. Vorsicht ist im Gipfelbereich geboten, da hier durchaus Absturzgefahr besteht.
Wandern mit Hund:
Die Wege sind mit angeleintem Hund gut zu gehen. Auf dem Weg von der Bergstation zum Carl-von-Stahl-Haus/Schneibsteinhaus sind noch zwei Bäche, die den Weg queren, an denen Hunde trinken können. An den Hütten und Almen gibt es natürlich auch Trinkmöglichkeiten.
Wie komme ich hin?
Mit dem Zug: Von München aus fährt man am besten nach Salzburg, dann mit dem Bus nach Berchtesgaden und von dort mit dem Bus weiter nach Schönau zum See. Das lohnt sich für einen Tagesausflug kaum, man ist gut drei Stunden unterwegs,
Mit dem Auto: Von München aus fährt man zunächst über die A8. Ohne Autobahnmaut in Österreich: Bis Piding und dann über Bad Reichenhall nach Berchtesgaden und weiter zum Königssee. Wer schon ein Pickerl an der Scheibe kleben hat, ist etwas schneller über Salzburg und die Tauernautobahn. In Grödig abfahren und über die Bundesstraße weiter nach Berchtesgaden, von dort aus der Beschilderung Königssee folgen. Der große kostenpflichtige Parkplatz (2016: 5 Euro für einen Tag) gilt für die Jenner- und Königssee-Besucher. Wer zu Jennerbahn will, kann auf dem Parkplatz weit nach hinten durchfahren. Etwa zwei Stunden sollte man für die Fahrt einplanen.
Links:
Homepage der Jennerbahn
Alpenvereinshütte Carl-von-Stahl-Haus
Homepage der privaten Hütte Schneibsteinhaus
Homepage der Mitterkaseralm
Homepage der Königsbachalm
Jenner bei koenigssee.com
Informationen zur Königssee-Schiffahrt
Buchtipps und Wanderkarte:
Den Jenner hab ich bisher immer nur von anderen Gipfeln im Berchtesgadener Land gesehen. Scheint sehr beliebt zu sein. Die Bilder sind ja sowieso ein Beweis dafür! Sehr schöne Genießertour vermute ich. Danke für die Bilder!