Wanderung: Ruhpolding Talstation Rauschbergbahn – Hutzenauer Steig – Rauschberg – Rauschberghaus – Rauschbergbahn
Der Rauschberg ist der Hausberg von Ruhpolding. Wie die meisten mit einer Seilbahn erschlossenen Berge ist auch hier an schönen Tagen im Gipfelbereich einiges los. Der Aufstieg über den Hutzenauer Steig ist aber eine ebenso einsame wie schöne Variante, auf den Gipfel zu kommen. Oben trifft man dann zwar auf viele Ausflügler, so dass es voller wird: Dafür kann man das Panorama länger genießen, wenn man den Abstieg durch die Bahn auf wenige Minuten verkürzt.
Der Name Rauschberg stammt aus dem Bergbau. In der Umgebung von Ruhpolding trifft man immer wieder auf Zeugnisse des ehemaligen Erzbergbaus. Die schweren Bestandteile, die beim Waschen des Gesteins als erste absinken, werden Rauschen genannt.
Am Inzeller Kienberg, einem Teil des Rauschbergmassivs, wurden bis Mitte des neunzehnten Jahrhunderts Blei und Zink abgebaut.
Viele Beschreibungen dieser Wanderung nehmen den Parkplatz Ramsler als Ausgangspunkt der Wanderung. Wir sind direkt von der Talstation der Rauschbergbahn gestartet, was zu Beginn nur ein paar Minuten mehr Gehstrecke ist, die wir uns dann aber am Ende der Tour sparen.
Artikel zur Rauschbergbahn bei br.de.
Zunächst führt der Weg bergab in Richtung Parkplatz Ramsler, ohne diesen aber zu erreichen. Wir folgen den Schildern „Rauschberg über Hutzenauersteig 27“ bzw. „Rauschberg über Kienbergsattel 20“. Zu Beginn verlaufen beide Wege zusammen.
Erst geht es bergab durch den Wald, fast bis zum Parkplatz. Der Weg biegt nun aber nach rechts ab und führt wieder in den Wald hinein.
Als breiter aber steiniger Weg führt er bergauf durch den Wald. Nach etwa 20 Minuten zweigt der „Hutzenauer Steig“ nach rechts ab. Dieser Steig ist als schwarzer, also schwieriger, Wanderweg ausgezeichnet, während der Weg über den Kienbergsattel rot, mittelschwer, markiert ist.
Wir nehmen den Hutzenauer Steig, der sich als toller, abwechslungsreicher Bergwandersteig erweist. Zunächst führt er recht steil ansteigend durch den Wald, wobei der Weg schnell schmaler wird.
Nach zwanzig Minuten warnt ein Holzschild vor Steinschlag. Nun queren wir das erste von mehreren kurzen Schotterfeldern. Der Weg durch die Schotterzungen ist aber immer eindeutig zu erkennen und gut zu gehen.
Nur an einer kurzen Stelle, etwa einen Meter lang, war der Weg zum Tal hin etwas abschüssig.
An einigen Stellen hat man nun auch einen freien Blick ins Tal und auf Ruhpolding. Ein schöner Ausblick ins weite Tal, aber natürlich auch ein etwas ausgesetzter Standort.
Überwiegend führt der Weg aber durch den Wald, häufig auf gleichbleibender Höhe. Der Steig ist schmal, meistens gerade einmal zwei Fuß breit. Talseitig fällt das Gelände steil ab, ein Sturz wäre hier fatal.
Aber der Weg ist gut zu gehen und im Wald erzeugt er auch kein starkes Gefühl der Ausgesetztheit. Wer damit aber große Probleme hat, wird am Hutzenauer Steig keinen Gefallen haben.
Immer wieder haben wir einen schönen Blick auf Ruhpolding und auf die Talstation der Rauschbergbahn, die wir auf dem Weg unterqueren.
Eine gute Dreiviertelstunde, nachdem wir auf den Hutzenauer Steig eingebogen sind, kommt die einzige seilversicherte Stelle des Weges. Sie ist kaum zehn Meter lang. Hier gilt es, sich am Seil festhaltend, über die schrägen Felsen bergauf zu gehen.
Da die Felsen fest sind und gute Tritte bieten, ist das problemlos möglich. Mikki, an der langen Leine gehend, hat den im Bild auf der rechten Seite zu sehenden Weg direkt am Abhang genutzt, um dann beherzt mit weiten Sprüngen hochzukommen.
Nach kurzer Zeit beginnen die Serpentinen. Im Wald schraubt sich der Steig nun immer höher. Einige Male müssen wir dicke Baumstämme, die quer über den Weg liegen, über- oder unterklettern, was in dem steilen Gelände und den dicken Stämmen teilweise etwas schwierig ist.
Nach etwa zweieinhalb Stunden, inklusiver einiger kleinerer Pausen, wechselt der Steig auf die Südseite des Rauschbergs. Hier wird der Steig noch etwas sonniger und kaum noch ausgesetzt.
Der Wald wird etwas lichter und nach einer Viertelstunde endet der Hutzenauer Steig. Er trifft nun auf den Weg 22, der vom Sackgraben aufsteigend hinauf zum Rauschberggipfel führt.
Ein kurzes Stück geht es noch durch den Wald, dann führt der Weg über steile Almwiesen bergauf. Wir passieren einige Almhütten und die Talstation eines ehemaligen Skilifts.
Hier bietet sich schon ein tolles Bergpanorama, aber noch haben wir einige Höhenmeter vor uns.
Bunt bemalte Bäume zeigen an, dass wir nun langsam ins Gebiet der Bergbahn gelangen. Die Möblierung des Berges nimmt nun langsam zu. Kurz darauf sehen wir eine riesige stilisierte Hand auf einem der Rauschberggipfel.
Es ist das Kunstwerk „Adams Hand“ von Angerer der Jüngere. Einen praktischen Nutzen hat die Hand auch, sie zeigt direkt nach Rom, also ziemlich genau nach Süden.
Über eine breite Brücke aus Holzbohlen gelangen wir zur Bergstation des ehemaligen Skilifts, in dem nun das „Spielland“ für Kinder eingerichtet ist. Jetzt sind es nur noch wenige Meter bis zu den beiden Gipfeln des Vorderen Rauschbergs.
Auf dem Nebengipfel steht die schon erwähnte Hand Adams, auf dem Hauptgipfel das Gipfelkreuz. Vom großen Gipfelbereich aus starten auch die Paraglider und Drachenflieger.
Wir konnten einen Drachenflieger beim Start beobachten. Es ist schon beeindruckend, wie sie sich mit Anlauf in die Tiefe stürzen, aus dem Blickfeld verschwinden und dann nach wenigen Sekunden hoch über dem Tal lautlos durch die Luft schweben.
Zwischen diesen beiden höchsten Punkten des Vorderen Rauschbergs befindet sich das Rauschberghaus, in dem man nach dem Aufstieg gut bei einem kühlen Getränk auf der Terrasse sitzen kann. Daneben gibt es noch ein überschaubares Angebot an warmen Speisen und Brotzeiten sowie eine Kuchenauswahl und Kaiserschmarrn.
Neben Adams Hand gibt es im Gipfelbereich des Rauschbergs weitere Kunstwerke, darunter auch eine Skulptur „Himmelskletterer“ an der Bergstation der Seilbahn, die Alexander Huber darstellt.
Beide Huberbuam und Reinhold Messner sind auch auf Gemälden am Berg verewigt. Dazu gibt es im Gipfelbereich einen Holzgeisterweg. Weitere Informationen und Fotos hierzu findet Ihr auf der Homepage der Rauschbergbahn.
Der Name „Vorderer Rauschberg“ deutet es an: Es gibt einen weiteren Gipfel, den hinteren Rauschberg, der noch 26 Meter höher ist. Vom vorderen Rauschberg ist er etwa eine dreiviertel Stunde entfernt. Bei dieser Tour haben wir aber auf den Besuch des hinteren Rauschbergs verzichtet. Ebenso gibt es die Möglichkeit, über einen weiteren Wanderweg, der über die Rossgasse führt, wieder abzusteigen. Auch hierauf haben wir diesmal verzichtet und bergab die knieschonende Variante genommen: Mit der Rauschbergbahn ging es wieder zur Talstation.
Dauer und Schwierigkeit:
Mit etwa dreieinhalb Stunden Dauer ist die Wanderung angegeben. Mit einigen kürzeren Pausen haben wir gute vier Stunden gebraucht. Etwa 950 Höhenmeter sind zu überwinden. Der Hutzenauer Steig ist als schwieriger Weg (schwarz) markiert. Für einen schwarzen Weg fand ich ihn, bei guten Wetterbedingungen und trockenem Boden, eher moderat, irgendwo zwischen rot und schwarz. Technische Schwierigkeiten gibt es kaum. Aber der Weg ist schmal und verläuft in absturzgefährdetem Gebiet. Er ist über weite Stellen ausgesetzt, auch wenn es durch die Vegetation optisch nicht so erscheint. An einigen Stellen müssen Baumstämme über- oder unterquert werden, eine kurze Stelle ist seilversichert.
Im oberen Bereich ist es eine einfache, aber steile Wanderung über Almwiesen. Der Gipfelbereich am Vorderen Rauschberg ist einfach, hier sind auch die Seilbahnfahrer in Flipflops anzutreffen.
Höhenangaben:
Ruhpolding: 656 Meter
Talstation Rauschbergbahn: 712 Meter
Bergstation Rauschbergbahn: 1635 Meter
Vorderer Rauschberg: 1645 Meter
(Hinterer Rauschberg: 1671 Meter)
Rauschberghaus: 1630 Meter
Essen und Trinken:
Direkt neben der Talstation der Rauschbergbahn liegt das Gasthaus Taubensee. Fast direkt neben der Bergstation der Bahn liegt das Rauschberghaus, das fast ganzjährig geöffnet ist. Hier gibt es einfache Speisen, Kuchen und Brotzeit.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Wie beschrieben, der Hutzenauer Steig ist als schwarzer Wanderweg ausgezeichnet. Hier ist auf dem überwiegenden Teil der Strecke Trittsicherheit notwendig, da er im absturzgefährdeten Gebiet verläuft. Mehrere kurze Geröllfelder müssen gequert werden. Auch die seilversicherte Stelle ist im absturzgefährdeten Bereich. Bei Nässe oder Schnee würde ich den Hutzenauer Steig nicht gehen, ebenso sollten Wanderer, die mit ausgesetzten Wegen große Probleme haben oder nicht trittsicher sind, andere Aufstiegswege nutzen.
Wandern mit Hund:
Unserem Berghund Mikki hat der Weg sehr gut gefallen. Auch der Hutzenauer Steig war für ihn sehr gut zu gehen, wobei er über die komplette Strecke angeleint war. Auch für Hunde sollte man genügend Wasser mitnehmen. Bis auf eine Stelle am Beginn des Aufsteigs gibt es auf der gesamten Wanderung keine natürlichen Trinkmöglichkeiten für Hunde. Auf dem Rauschberghaus stehen Trinknäpfe bereit.
Wie komme ich hin?
Mit dem Zug: Von München aus fährt man mit dem Meridian bis Traunstein, von dort mit der Regionalbahn nach Ruhpolding. Von Ruhpolding Bahnhof verkehren Busse zur Talstation der Rauschbergbahn. Mit etwa zweieinhalb Stunden Fahrzeit muss man rechnen. Für eine Tagestour muss man genau planen, um wieder Bus und Zug zurück nach München zu erreichen.
Mit dem Auto: Von München aus über die A8 bis zur Ausfahrt “Traunstein/Siegsdorf”, weiter nach Ruhpolding. Im Ort ist die Rauschbergbahn nicht ausgeschildert. Durch den Tunnel weiter in Richtung “Reit im Winkl / Bad Reichenhall” und Richtung Süden aus Ruhpolding herausfahren. Links nach Bad Reichenhall abbiegen, wenige Meter später rechts ab zur Talstation der Rauschbergbahn. Dort gibt es zwei Parkplätze. Alternativ kann man auf dem Parkplatz Ramsler parken.
Links
Homepage der Rauschbergbahn
Die Wanderung bei Gipfel-Glück.de und bei Hikr.org
Buchtipps und Wanderkarte
Sehr schöne Beschreibung und wunderschöne Fotos von der einmaligen Wandertour, die wir (mein Mann und ich mit unserem Hund) im Juli 2018 gemacht haben. Wir sind die Tour, Dank Ihrer Beschreibung, in Gedanken noch einmal gegangen – über den Hutzenauer Steig und auf dem Bild Nr. 5 kann man genau den Felsbrocken erkennen, an dem ich mich (Frau) festgeklammert hatte und keinen Schritt mehr weiter gehen wollte ……. Nach erfolgreichen Überredungskünsten meines Mannes – und gefühlter Ewigkeit – hatte ich all meinen Mut zusammengenommen und bin an der Hand meines Mannes den Geröllweg weitergegangen. Diese Tour werde ich mein ganzes Leben nicht mehr vergessen! Ein herzliches Dankeschön für die tolle, bebilderte Tourenbeschreibung!
Waren gestern bei perfektem Bergwetter genau auf dieser Tour unterwegs, die Beschreibung ist spitze! Der Weg für geübte Bergwanderer super schön + abwechslungsreich. Wir sind hoch gefahren und runter gelaufen, haben aber auch etwas mehr als 3 ½ Stunden gebraucht, man kann nur relativ langsam gehenund “muss” oft die Aussicht genießen