Eisberge, Robben und Amphibienbusse auf Islands tiefstem See
Mit einem dumpfen, hohl klingenden Geräusch knallt der Eisberg gegen die anderen, die sich im Fluss verkantet haben. Die ganze Ansammlung von Eis schwingt auf und ab. Sie bewegt sich, aber noch hält die Barriere. Bis der nächste Eisbrocken aus dem Jökulsárlón angeschwommen kommt. Ein Knall und das ganze Eisgewirr dreht sich, einzelne Brocken kippen, tauchen unter, lösen sich von den anderen und schwimmen unter der Brücke hindurch aufs offene Meer zu.
Wir stehen an dem nur etwa 500 Meter kurzen Fluss Jökulsá á Breiðamerkursandi, der die Gletscherlagune Jökulsárlón vom offenen Meer trennt. Die Ufer des Flusses sidn stark befestigt, es ist eher ein Kanal als ein Fluss.
Seit Ende der sechziger Jahre wird er von einer Einbreið Brú, einer der vielen einspurigen Brücken entlang der Ringstraße, überspannt.
Der Jökulsárlón ist die größte und bekannteste Gletscherlagune Islands. Übersetzt bedeutet der Name einfach “Gletscherflusslagune”. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist die Lagune entstanden. Zuvor reichte die größte Gletscherzunge des Vatnajökull, der Breiðamerkurjökull, bis zum Meer.
Mit dem Rückzug des Breiðamerkurjökull entstand der Jökulsárlón, der auch heute noch wächst. Mitte der siebziger Jahren war er nur etwa acht Quadratkilometer groß, mittlerweile ist er auf über 20 Quadratkilometer gewachsen.
An seiner tiefsten Stelle ist der Jökulsárlón über 240 Meter tief und damit Islands tiefster See. Es wird erwartet, dass er sich aufgrund des steigenden Meeresspiegels irgendwann mit dem Atlantik zu einem Fjord verbindet. Dann wird auch für die Ringstraße eine neue Wegführung gebaut werden müssen.
Vom Fjallsárlón zum Jökulsárlón
Wir kommen vom nahegelegenen Fjallsárlón und fahren auf der Ringstraße weiter nach Osten. Die Gegend hier auf der Sanderfläche Breiðamerkursandur erscheint mir selbst für isländische Verhältnisse auffallend leer. Sie besteht nur aus brauem Gestein, das nahezu ohne Vegetation ist.
Rechts von uns liegt der Atlantik, links verstellen Wälle aus braunem Gestein die Sicht ins Landesinnere. Als wir den ersten Parkplatz passieren, frage ich mich, warum man genau an dieser langweiligen Stelle anhalten sollte. Als kurz darauf ein zweiter Parkplatz folgt, werde ich doch neugierig, ob auf der anderen Seite des Walles vielleicht doch etwas interessantes wartet.
Wir nutzen den angelegten Weg den Erdwall hinauf und blicken unvermittelt über den Jökulsárlón. Durch seine Ausdehnung und die Anzahl und Größe der Eisberge ist der Jökulsárlón noch einmal imposanter und spektakulärer als der Fjallsárlón. Der Weg führt direkt ans Ufer, wo wir die Eisberge beobachten. Bis zu 30 Meter hoch können sie wohl werden.
Die Eisberge, die wir sehen, erreichen diese Größe nicht, aber es ist faszinierend, zu beobachten, wie sie sehr langsam dem kurzen Fluss entgegentreiben. Mal wackeln sie leicht, mal stoßen sie zusammen oder verkanten sich mit anderen Eisbergen und Eisschollen, um sich dann irgendwann wieder aus einer Verkantung zu lösen.
Zwischen den Eisbergen schwimmen Robben, weit hinten saust eines der Zodiac-Schlauchboote zwischen den Eisberge hindurch. Weitaus gemütlicher sind die gelb-weiß lackierten offenen Amphimbienbusse. Man steigt bequem an Land ein, dann fahren sie auf übergroßen Rädern ins Wasser und schwimmen langsam als Boote durch die Lagune.
Wir können das näher beobachten, als wir ein zweites Mal anhalten. Vom ersten, kleinen Parkplatz sind wir noch einmal auf die andere Seite gefahren. Unmittelbar nach der Brücke zweigt die Straße Parkplatz ab, an dem auch das Haus steht, in dem man die Bootstouren buchen kann.
Auch ein kleines Restaurant gibt es hier. Ich hoffe darauf, dass es hier auch einen Campingplatz gibt, aber es ist nur ein Parkplatz. So richte ich mich darauf ein, am Abend noch bis nach Höfn zu fahren.
Der Diamond Beach oder: “Wir Deppen”
Durch die Aussicht auf die weitere Fahrtstrecke verzichten wir auf eine Bootstour auf der Lagune und entschließen uns, nach ein paar letzten Fotos am Ufer, weiterzufahren. Und damit begehen wir einen großen Fehler, denn wir vergessen einfach, noch einmal zum Meer zu gehen und den “Diamond Beach” zu besuchen.
An diesem schwarzen Strand liegen unzählige Eisstücke, die vom Jökulsárlón ins Meer getrieben sind, dann aber von der Brandung an den Strand zurückgespült wurden. Wir Deppen! Da haben wir doch einen der größten Fotospots entlang der Ringstraße ausgelassen, obwohl wir eigentlich direkt davor standen. Wir trösten uns später damit, dass wir nun immerhin einen sehr guten Grund haben, Island ein weiters Mal zu besuchen. Irgendwann!
Links:
Der Jökulsárlón bei island-ringstrasse.de, bei just-iceland.com, bei zauber-des-nordens.de und mit sehr vielen Fotos bei sonne-wolken.de
icelagoon.is, der Anbieter der Bootstouren auf dem Jökulsárlón
Informationen zu den Bootstouren findet Ihr auch auf entdecker.reisen
Fotos vom Diamond Beach, der wir verpasst haben, findet Ihr unter anderem bei reisewut.com und hometravelz.de
Buchtipps und Wanderkarte:
Lieben Dank für die Verlinkung. Joa, was soll man dazu sagen, den Diamond Beach kann man halt schon mal schlicht “vergessen” bei den ganzen anderen Highlights die einem da so begegnen. Dann stoppt Ihr da halt beim nächsten Mal 😉
Viele Grüße,
Andreas
Mit dem Diamond Beach ist es uns haargenau so ergangen. Zum Heulen. Aber Island dürfte noch eine Weile dort sein und der Tourismus vielleicht sogar wieder etwas abklingen…
Noch ein Andreas