Wanderung Bayerischer Wald: Viechtach – Großer Pfahl Rundweg
Eine kleine Wanderung bei Viechtach im Norden des Bayerischen Waldes führt uns zum „Großen Pfahl“, einem der größten und bedeutendsten Geotope Bayerns. Hier, gleich neben der vielbefahrenen Bundesstraße 85, führt ein leichter Wanderweg rund um die Felswände des Pfahls nördlich der Stadt. Wir erleben auf der kurzen Wanderung eines der größten und bedeutendsten Naturdenkmäler Bayerns und gleichzeitig in die Bergbaugeschichte Bayerns.
Unmittelbar hinter der Riedbachbrücke, wenn man von Viechtach kommt, befindet sich auf der rechten Seite der Parkplatz, der Ausgangspunkt der Wnaderungen zum Großen Pfahl ist. Ein paar Stufen führen hoch zum Beginn des Wanderwegs und zu einer Blockhütte. In der Hütte erfahren wir, wie der Große Pfahl entstanden ist:
Der Pfahl und der Große Pfahl bei Viechtach
Der Pfahl, auch Bayerischer Pfahl, ist eine etwa 150 Kilometer lange Quarzlinie, die in gerader Linie von Schwarzenfels in der Oberpfalz Linie über Viechtach, Regen und Grafenau bis Fürholz bei Freyung verläuft. An vielen Stellen verläuft der Pfahl unterirdisch und ist nur als Bodenerhebung sichtbar. Bei Viechtach tritt das harte Quarzgestein jedoch als gut sichtbarer Felskamm hervor. Unterirdisch zieht sich der Pfahl bis ins österreichische Mühlviertel.
Vor etwa 250-275 Millionen Jahren drang entlang einer tektonischen Bruchlinie kieselsäurehaltiges Wasser aus dem Erdinneren in Erdspalten ein. Durch Kristallisation entstand hartes Quarzgestein. An manchen Stellen verwitterte das umliegende, weichere, Gestein und legte so den Quarzriegel frei.
Bis 1992 wurde im Steinbruch bei Viechtach das Quarzgestein abgebaut und als Schotter, unter anderem für den Straßenbau, verwendet. Schon Ende des 19. Jahrhunderts gab es Überlegungen, den Großen Pfahl zu schützen, seit 1939 ist er als Naturschutzgebiet geschützt. Heute wird der Große Pfahl von der Stadt Viechtach und dem Naturpark Bayerischer Wald als Geotop erhalten und gepflegt und durch Wanderwege erschlossen.
Auch wenn die Felsen sehr einladend aussehen: Klettern ist am Großen Pfahl verboten, am Kleinen Pfahl gibt es aber einige Routen.
Im Gebiet des Großen Pfahls gibt es mehrere Wanderwege, zwei davon sind Rundwege, die direkt entlang des Pfahls verlaufen. Der kleine (rot markierte) Rundweg ist nur etwa einen Kilometer lang und zieht sich um den ersten Felsriegel, der gut drei Kilometer lange, blau markierte, Rundweg umrundet auch den ehemaligen Steinbruch und führt bis zum St. Antoniuspfahl.
Wir wandern entgegen dem Uhrzeigersinn auf dem Weg Nummer 4 (Winterwanderweg), zunächst auf der der Bundesstraße abgewandten Seite des Pfahls. Rechts von uns zieht sich ein langes Tal mit den letzten Ausläufern der Stadt Viechtach, Feldern und GRünflächen Im Hintergrund blicken wir auf die Berge des Bayrischen Waldes.
Links von uns verläuft der Pfahl, zunächst nur als wenig spektakuläre, niedrige Mauer, die dick mir Moos überwachsen ist. Doch schon wenige Meter später steigt das Gelände neben dem Weg steiler an und die Felsen werden deutlich mächtiger.
Am Ende der Felsmauer erreichen wir eine Infotafel. Der kurze Rundweg führt nun um den Felsen herum und wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Wir gehen weiter nach Norden und treffen, ein paar Meter bergab, auf ein offenes, überdachtes Gebäude. Es ist die Verladestation des ehemaligen Steinbruchs. Hier wurden bis 1967 an Schienen hängende Loren mit dem Quarzgestein aus dem Steinbruch befüllt.
Die gefüllte Lore wurde aus der Station geschoben, und lief an einem Seil hinunter ins Tal nach Viechtach, wo es im Brechwerk, der „Quetsche“ zerkleinert wurde. Das Schienensystem in der Verladestation und einige Loren sind noch erhalten und geben, zusammen mit den Informationstafeln, einen kleinen Einblick in die frühere Zeit.
Der Weg führt nun wieder ein paar Meter bergauf. Eine Gruppe Kinder in Matschhosen läuft laut johlend an uns vorbei bergab. Sie gehören zum Viechtacher Waldkindergarten, der in der alten Schmiede untergebracht ist.
Wir folgen dem Wanderweg und gehen nun wieder ehen eben, zum alten Steinbruch. Auf dem Weg dorthin passieren wir noch die alte Bremsstation. Vom Steinbruch führte eine Schmalspurbahn zur Verladestation. Die Bahn jhatte ein liechtes Gefälle, so dass die vollen Loren zur Verladestation rollten. Die Loren hingen dabei an einem Seil und zogen die leeren Loren wieder bergauf. An der Bremsstation wurden die Loren abgebremst.
Wir erreichen nun die Abbruchkante des Steinbruchs. Eine tiefe, langgezogene Narbe in der Landschaft, die nun aber vonder Natur zurückerobert wird. Seit dem Ende der Quarzgewinnung im Steinbruck ist das Gebiet geschützt. Neben den Pionierpflanzen wie Huflattich, Birken und Kiefern siedelten sich Insekten, Amphibien und Vögel an, die in den Steilwänden des Steinbruchs Nisthöhlen finden.
An einem mit einem Holzgeländer gesicherten Aussichtspunkt haben wir einen Blick über fast den gesamten Steinbruch. Dann führt der Weg in den Wald und etwas vom Steinbruch weg. In einer weiten Linkskurve passieren wir erst ein Holzhaus auf einer Lichtung und gelangen dann an die nächsten Quarzfelsen. Wie uns eine Infotafel erklärt, haben wir den Pfahlriegel St. Antoniuspfahl erreicht.
Hier ist der Quarzfeld besonders hell und ragt, wie ein Rückenkamm eines Drachen, aus dem niedrigen grünen Gebüsch heraus. Auf unserem Weg ist es der nördlichste Punkt der Wanderung. Wir gehen nur ein paar Meter am Fels entlang und drehen dann um. Nun wandern wir auf der Westseite des Steinbruchs wieder zurück zum Parkplatz.
Der Weg ist nun gleich mit mehreren Nummern gekennzeichnet. Der gelben 4 des Winterwanderwegs, einem grünen Dreieck, einer roten 4 und einer ebenfalls roten 9. Dazu kommt nun noch ein schwarzer Krummsäbel auf rotem Untergrund, der anzeigt, dass wir nun auf einem Abschnitt des Pandurensteigs wandern.
Allerdings erwandern wir nun einen sehr kurzen Abschnitt dieses Wanderwegs. Der Pandurensteig ist ein etwa 175 Kilometer langer Fernwanderweg im Bayerischen Wald, Er führt von Waldmünchen im Norden bis Passau im Süden. Er folgt damit etwa dem Weg, den 1742, zur Zeit des Österreichischen Erbfolgekriegs, ein Pandurenkorps der österreichischen Kaiserin Maria Theresia auf seinem Feldzug nahm.
Damals war es ein grausamer Feldzug mit Belagerungen und Brandschatzungen von Städten, Burgen und Bauernhöfen, heute ein Fernwanderweg durch die schönsten Gebiete des Bayerwalds. So ändern sich die Zeiten!
Wir gelangen durch ein vom Sturm hart gezeichnetes Wegstück voller umgestürzter Bäume nahe der Straße, dann führt der Weg wieder zurück zur Abbruchkante des Steinbruchs und weiter durch den Wald zum ersten Felsriegel. Auf diesem Wegabschnitt hören wir auch immer die Geräusche der Autos auf der nahen Bundesstraße.
Wir gelangen zur Einmündung des kurzen Rundwegs und kurz darauf stehen wir wieder vor der Blockhütte, in der wir uns zu Beginn der Wanderung über den Großen Pfahl informiert haben.
Die Wanderung rund um den Großen Pfahl ist eine kurze und leichte Tour mit wenigen Höhenmetern. Eher ein ausgedehnter Spaziergang als eine Wanderung. Die Besonderheit des Weges ist auf jeden Fall die Kombination aus der Wanderung an einem in seiner Dimension wirklich einmaligen Naturdenkmal und der Erinnerung an den Bergbau in Bayern. Wenn Ihr in der Nähe seid, lohnt sich ein Abstecher und die Wanderung auf dem Großen Pfahl.
Dauer und Schwierigkeit:
Wir haben für den Rundweg ziemlich genau eineinhalb Stunden gebraucht, wobei wir auch einige Zeit an den Infostationen verbracht haben und längere Fotopausen gemacht haben. Der Weg ist leicht zu gehen und verläuft weitgehend flach mit nur etwa 100 Höhenmetern. Dennoch ist passendes Schuhwerk erforderlich, da die Tour überwiegend auf unbefestigten Wegen verläuft.
Höhenangaben:
Parkplatz an der Riedbachbrücke: 455 Meter
Höchster Punkt am St. Antoniusriegel: 550 Meter
Essen und Trinken:
Auf dem Weg gibt es keine Verpflegungsmöglichkeiten.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Ein paar Abschnitte entlang der Abbruchkante in den Steinbruch hinen sind ungesichert, ansonste ist die Wanderung eine leichte Tour über Kies- und Waldwege.
Wandern mit Hund:
Auch für Hunde gilt, dass sie der Abbruchkante nicht zu nahe kommen sollten. Nehmt Wasser für den Vierbeiner mit, da es keine Wasserläufe entlang des Wegs gibt.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Mit der Waldbahn kann man stündlich von Gotteszell nahch Viechtach fahren. Zeitlich abgestimmt fährt der Stadtbus zum „Pfahlhotel/Freibad“. Von dort ist es nur ein kruzes Stück zum Wanderparkplatz an der B85. Vom Südwestlichen Ortsrand führt ein Weg von der Straße „Galgenhöhe“ hinauf zum Parkplatz.
Mit dem Auto: Der Wanderparkplatz liegt direkt an der Riedbachbrücke an der Bundesstraße 85. Von Viechtach aus kommend ist er direkt hinter der Riedbachbrücke auf der rechten Seite. Aus Fahrtrichtung Cham unmittelbar vor der Brücke auf der linken Seite.
Links:
Informationen zum Großen Pfahl findet Ihr zum Beispiel bei naturpark-bayer-wald.denaturpark-bayer-wald.de, arberland-bayerischer-wald.dearberland-bayerischer-wald.de und unser-bayerischer-wald.deunser-bayerischer-wald.de
Auch der Bayerische RundfunkBayerische Rundfunk war auf dem Pfahlrundweg
Für Felskletterer: felsinfo.alpenverein.defelsinfo.alpenverein.de am Kleinen Pfahl
Informationen zum Pandurensteig findet Ihr auf bayerischer-wald.debayerischer-wald.de und naturpark-bayer-wald.denaturpark-bayer-wald.de
Buchtipps und Wanderkarte: