Wanderbuch: Vergessene Steige Bayerische Alpen von Andreas Gruhle
Wandern abseits der allzu bekannten Berge, jenseits von Seilbahnen und an den Wochenenden bestens gefüllten Almen und Berghütten. Alleine in den Bergen zu sein, das geht trotz des hohen Freizeitdrucks aus dem Großraum München auch in den bayerischen Alpen. Auch hier gibt es die Touren, auf denen man kaum andere Wanderer trifft. Und so passt „Vergessene Steige – Bayerische Alpen“* auch hervorragend in dieses, von Social Distancing geprägte, Jahr.
Die Idee, dieses Buch zu schreiben, kam natürlich schon lange bevor klar war, dass das Jahr 2020 vom Corona-Virus und den Maßnahmen dagegen geprägt sein würde.
Andreas Gruhle, den Ihr vielleicht schon von seinem Blog gipfelfieber.com kennt, wollte vielmehr zurück zum bewussten Erleben der Natur und ihrer Rauheit und Einsamkeit in den Bergen. Und er möchte die teils seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten genutzten, aber teils nicht mehr gepflegten Wege und Steige vor dem endgültigen Vergessenwerden bewahren.
Das passt natürlich nun genau zum aktuellen Trend des Abstandhaltens und der Vermeidung von großen Menschenansammlungen.
Manche der Touren führen auf Berge, von denen selbst langjährige Bergwanderer kaum den Namen kennen. Wer kann schon spontan sagen, wo die Bleispitze, der Zunterkopf oder der Grinnerkopf stehen? Andere Berge, wie der Spitzstein, sind wohlbekannt und oft besucht. Aber der Aufstiegs erfolgt dann auf einem selten begagngen Steig.
Und dann gibt es noch Touren, bei denen schon aufgrund der Länge und technischen Schwierigkeit die Zahl derer, die man trifft, recht gering ist. Auch wenn die Namen wie Laliderer Spitze, Pyramidenspitze oder Großer Hundstod sehr bekannt sind, wird man dort über weite Strecken alleine unterwegs sein.
Alle zusammen ergeben diese Sammlung von 30 Wanderungen und Bergtouren in den bayerischen Alpen und auch im angrenzenden Tirol. Bergregionen wie die das Karwendel oder die Chiemgauer Alpen sind ja sowieso grenzüberschreitend, da schaut man auch gerne bei den Nachbarn vorbei.
Die 30 Touren befinden sich in den Bergregionen Lechtaler und Ammergauer Alpen, Karwendel und Wetterstein, Mangfallgebirge und Chiemgauer Alpen, im Kaisergebirge und in den Berchtesgadener Alpen. Also genau die Regionen, die die Wanderfreunde aus dem Großraum München vorwiegend aufsuchen.
Für absolute Wander-Einsteiger ist das Buch sicher nicht empfehlenswert, auch wenn einige der Touren mit einem blauen Punkt als leichte Wanderung gekennzeichnet sind.
Doch auch bei diesen technisch leichteren Wanderungen ist oft die Wegfindung nicht ganz einfach. Bei aufgelassenen Steigen und Wegen, die nicht mehr gepflegt werden, kann man natürlich keine umfangreiche Beschilderung erwarten und teilweise sind die Wege auch in Wanderkarten nicht mehr verzeichnet. Das „Wegfindungsgespür“, um diese unmarkierten Wege zu finden, ergibt sich erst mit der Zeit.
Die rot (mittelschwer) und schwarz (schwer) gekennzeichneten Wanderungen sind dann echte Leckerbissen für alle, die trotz der Nähe zu den großen Städten München, Innsbruck und Salzburg ursprüngliche und einsame Bergtage auf anspruchsvollen Wegen erleben wollen.
Und einsame Wege werden es sicher bleiben, denn ein Buch für den Massenmarkt und Gelegenheitswanderer ist „Vergessene Steige – Bayerische Alpen“* sicher nicht. Dafür umso interessanter für erfahrene Wanderfreunde, die sie typischen Berge in den Münchner Bergregionen schon erwandert haben und auf der Suche nach neuen Tourenzielen sind.
Es freut mich immer, wenn einer meiner Bloggerkollegen ein Buch schreibt. Und der Andreas hat da ein wirklich schönes und lesenswertes Buch hingelegt, das den erfahrenen Wanderern unter Euch sicher gefallen und zu Touren abseits der schon bekannten Berge anregen wird.
Wenn Ihr mehr von Andreas und über das Buch erfahren wollt, empfehle ich Euch das Interview bei mehr-berge.de und natürlich sein Blog gipfelfieber.com.
Vergessene Steige Bayerische Alpen
Andreas Gruhle
160 Seiten
Bruckmann Verlag
ISBN: 978-3-7343-1864-1
19,99 €
Bei amazon.de*: Vergessene Steige Bayerische Alpen
* = Amazon-Affiliate-Link
Ich gehe mal davon aus, dass Du nichts dagegen hast, wenn ich diesen Artikel verlinke. Ich frage aber vorsichtshalber mal nach. Ein interessantes Buch zu einem schönen Thema.
Hallo Hans-Joachim,
natürlich habe ich nichts dagegen, Du kannst den Beitrag sehr gerne verlinken!
Vielen Dank,
Uli
Lieber Uli, vielen vielen Dank für die Rezension. Freut mich wirklich sehr.
Andi