Buch: Natürlich mit Öffis – Die besten Bergtouren ab München mit Bahn & Bus
Wenn man mit Bus und Bahn, kurz „den Öffis“, zum Wandern fährt, bieten sich ganz andere Möglichkeiten als wenn man das Auto nutzt und am Ende der Tour immer wieder zum Startpunkt zurückkehren muss. Streckenwanderungen und Überschreitungen von einem ins andere Tal werden möglich. Das Buch „Natürlich mit Öffis – Die besten Bergtouren ab München mit Bahn & Bus“* stellt 38 solcher Wanderungen zwischen Allgäu und Berchtesgadener Land vor.
„Bergsport ist Motorsport“, diese ebenso prägnante wie provokante Aussage habt ihr sicher schon gehört oder gelesen, wenn ihr eine der Alpenvereins-Zeitschriften lest oder mit anderen Bergbegeisterten über Touren und das an-den-Berg-kommen diskutiert habt. Und es stimmt ja auch. Die wenigsten von uns wohnen direkt in den Alpen, also muss man erst einmal zum Berg hinkommen.
Und das geschieht häufig mit dem eigenen Auto, es ist ja auch bequem. Ich nehme mich da gar nicht aus.
Aber mit der Bahn zum Berg zu fahren bietet einige Vorteile. Wer Bahn fährt, ist umweltfreundlich unterwegs. Und mit dem Deutschlandticket fährt man ohne Zusatzkosten in die Berge, sogar bis nach Kufstein oder Salzburg!
Ein angenehmer Vorteil ist, dass man sich nach der Wanderung schön im Zug ausruhen kann und den Autofahrern im Stau zwischen Garmisch und A95 im Vorbeifahren mit einer kühlen Apfelschorle zuprosten kann.
Das Buch: Natürlich mit den Öffis
Aber vor allem bietet die Anreise mit dem Zug die Möglichkeit, Streckenwanderungen zu machen, bei denen man nicht wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren muss. Zum Beispiel im Allgäu von Tal zu Tal zu wandern. Oder von Garmisch nach Mittenwald. Entlang der BRB-Endpunkte von Lenggries zum Tegernsee, vom Tegernsee zum Schliersee und weiter in Richtung Bayrischzell?
Genau solche Wanderungen werden im Buch „Natürlich mit den Öffis“ vorgestellt. Sehr geschickt. Zum Einen heben sich die Tourenvorschläge damit von denen der meisten anderen Wanderführer ab. Zum Anderen hat der innere Schweinehund, der trotz guter Vorsätze doch wieder das Auto nehmen will, keine Chance.
Gleich fünf Autoren, Freunde, die zusammen auf Bergtour gehen, haben die Wanderungen ausgewählt und das Buch geschrieben.
Jeder Wanderführer startet mit einem Einleitungsteil. Was gehört in den Rucksack und welche Ausrüstung brauche ich? Wie unterscheiden sich die Schwierigkeitsgrade blau/rot/schwarz und was bedeuten die im Buch verwendeten Symbole? Welche Verpflegung muss ich mitnehmen? Dazu eine kurze Wetterkunde und Informationen zum richtigen Verhalten in den Bergen.
In diesem Buch wird der Einleitungsteil noch um Informationen zu Bahntickets und passenden Websites und Apps, Naturschutz und Einkehrmöglichkeiten an Bahnhöfen ergänzt. So startet die erste der 38 Tourenbeschreibungen erst auf Seite 40.
Die Beschreibungen der Wanderungen entsprechen dem von vielen Wanderführern bekannten Aufbau. Jede Wanderung bekommt vier oder sechs Seiten Platz im Buch, zwischendurch gibt es ein paar Fotostrecken.
Die Wegführung und Höhepunkte der Wanderung werden beschrieben, einige Beobachtungen entlang der Strecke und Einkehrmöglichkeiten. Natürlich gibt es einen Infoteil mit Gipfeln, Gehzeiten, Schwierigkeitsgrad, Einkehrmöglichkeiten und Anfahrt. Diese beschränkt sich, dem Thema des Buches und der Wanderungen entsprechend, auf die öffentliche An- und Abreise.
Eine Karten mit der Streckenführung gibt es zu jeder der 38 Tourenbeschreibungen. Viele Fotos, auf denen auch immer wieder ein bis zwei Personen aus dem Autorentaem auftauchen, runden das Buch ab und machen wirklich Lust auf die Wanderungen.
Genau die Hälfte der Wanderungen liegt im mittelschweren (roten) Bereich, zehn sind leichte (blaue) Touren und neun sind schwarz, also schwer bewertet. Kondition sollte man schon mitbringen: Nur zehn der 38 Wanderungen liegen unterhalb von 1000 Höhenmetern. Von 560 bis 2260 Höhenmetern haben die Wanderungen, die Mehrzahl liegt etwa zwischen 1000 und 1300 Höhenmetern.
Geografisch sehe ich, als Bewohner des östlichen Münchner Umlands, eine leichte Westdrift. In der Region zwischen Allgäu und Werdenfels wandern die fünf Freunde offenbar sehr gern, ist ja auch schön da.
Das Mangfallgebirge südlich von München ist tourenmässig auch gut vertreten, aber östlich des Inntals wird es ziemlich dünn. Da finden sich nur noch fünf Wanderungen zwischen Chiemgau und Berchtesgadener Land.
Ein paar der Wanderungen habe ich so oder so ähnlich auch schon gemacht. Etwa die Überschreitung von Bad Wiessee nach Lenggries, nur im umgekehrter Richtung.
Die Herzogstand-Heimgarten Überquerung habe ich schon ein paar mal gemacht, ohne bislang darüber geschrieben zu haben. Einmal auch nach Ohlstadt, wie im Buch beschrieben. Natürlich auch ein paar Touren zwischen Tegernsee und Schliersee, wie über die Baumgartenschneid. Oder über den Brecherspitz über dem Spitzingsee.
Und obwohl sich bei mir mit den Jahren ene anshenliche Wanderführer-Bibliothek angesammelt hat, hebt sich dieses Buch von den anderen ab. Viele Bücher beschrieben die klassischen und immer wiederkehrenden Gipfelziele. Aber die hier beschriebenen Streckenwanderungen und Überschreitungen findet man sonst gar nicht oder nur selten.
Für Wandereinsteiger sind viele der Touren mit Gehzeiten zwischen sieben und elf Stunden und über 1000 Höhenmetern wohl zu lang und zu ambitioniert. Aber wer schon länger in den Bergen unterwegs ist, wird hier einige neue Routen finden, möglicherweise auch zu schon bekannten Gipfeln.
Wenn Ihr Euch zu den schon erfahreneren Wanderern zählt und neue Tourenvorschläge sucht, kann ich Euch das Buch sehr empfehlen.
Interessant für Skifahrer: In der gleichen Reihe, zum Teil von denselben Autoren, ist auch das Buch „Natürlich mit Öffis! Die besten Skitouren, Reibn und Skisafaris ab München: 35 Touren“* erschienen.
Natürlich mit Öffis – Die besten Bergtouren ab München mit Bahn & Bus
Angelika Feiner, Heidemarie Isele, Andreas Kaiser, Rüdiger Köhler, Michael Vitzthum
248 Seiten
Rother Bergverlag
ISBN: 978-3-7633-3419-3
24,90 €
Bei amazon.de*: Natürlich mit Öffis – Die besten Bergtouren ab München mit Bahn & Bus
Ich habe das Buch vom Verlag als Rezensions- und Belegexemplar erhalten.