Der Hexenritt: Rodeln an der Hohen Salve in Söll / Hochsöll
Es geht zum Wintersport, mitten hinein in die SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental. Genauer gesagt zur Hohen Salve nach Hochsöll, allerdings nicht zum Skifahren, sondern zum Rodeln. Zwei Rodelbahnen, eine davon ist unser “Hexenritt”, starten von der Bergstation der Gondelbahn von Hochsöll.
Und diesmal werden wir nicht nur auf unserem guten alten Davoser Schlitten fahren, sondern auch auf Sportrodeln, die wir an diesem Tag testen werden. Die Rodel kommen von Magnus Rodelsport, einer Schreinerei aus Glonn. Das liegt bei und um die Ecke im Landkreis Ebersberg, südöstlich von München.
Von Hochsöll aus fahren wir zunächst mit der 8er-Gondelbahn ein Stück die Hohe Salve hinauf. Die Talstation ist vor der ersten Fahrt gepackt voll mit Skifahrern und Rodlern. Bei den weiteren Fahrten wird es leerer sein, da die meisten Skifahrer den Tag zwischen Gipfel und Bergstation verbringen. Aus der Bahn sehen wir sowohl die Skipiste als auch die ein Stück daneben verlaufende Rodelbahn. Die sieht schon gut aus, ganz schön lang.
Im Sommer wirbt die Wanderregion um die Hohe Salve mit dem “Hexenwasser”. So sehen wir direkt an die Bergstation angebaut ein Gebäude, das wie ein Hexenkessel aussieht. Sogar ein langer Löffelstiel ragt heraus. Dazu passend heißt unsere Rodelbahn “Hexenritt”. Das verspricht eine wilde Fahrt zu werden.
An der Bergstation teilen sich die Massen. Die Skifahrer steigen in die Sessellifte und fahren weiter den Berg hinauf. Andere zieht es gleich in den Berggasthof Hochsöll. Und wir rodeln das kurze Stück zum Start des Hexenritt neben dem Gasthaus den Berg hinab.
Nicht vergessen, hinter dem Haus rechts zum Start abzubiegen, sonst rodelt man die Skipiste hinunter. Das sollte man sich sparen.
Am Start bekommen wir erst einmal eine Einweisung von Matthias, der die Rodel baut. Er erklärt uns, wie wir lenken können. Im Gegensatz zu Schlitten sind die Rodel nicht starr konstruiert. Das Oberteils des Rodels ist nur in der Mitte mit den Kufen verbunden, so dass man durch Gewichtsverlagerung lenken kann. Da die Stahlkufen schräg stehen, nicht platt wie bei unserem Davoser, sollen sie wie auf Schienen fahren. Wir sind noch etwas skeptisch, ob wir das alles gleich umsetzen können, aber dann geht’s auch schon los.
Der Hexenritt ist über drei Kilometer lang, führt über 400 Höhenmeter ins Tal und ist schön kurvig, gilt aber als eher leicht. Gleich zu Beginn geht es relativ steil bergab und dann in eine Linkskurve. Gut, dass sich ein flacheres Stück anschließt. Das bietet Möglichkeiten, sich mit dem Rodel und der Lenkung vertraut zu machen. Dann folgen aber auch schon wieder steilere Abschnitte und einige enge Kurven, die aber meist gut überhöht und abgesichert sind.
An ein paar Stellen waren wir aber ganz froh, rechtzeitig deutlich gebremst zu haben. Sonst wären wir womöglich in den Wald abgeflogen. Und einen Zufahrtsweg zu einem Hof kreuzen wir, die Kreuzung ist aber gut zu erkennen. Hier ist genug Platz abseits der Bahn, dass man eine kurze Pause einlegen und die Aussicht auf die umliegenden Berge genießen kann.
Nun folgen viele Kurven, aber auch einige Abschnitte, in denen wir den Rodel laufen lassen können und gut Geschwindigkeit bekommen. Dann kommt auch schon die Kapelle in Sicht, die direkt am Ende der Rodelbahn auf einem Felsen thront. Die Stampfanger Kapelle ist durch eine kleine Holzbrücke mit dem Weg verbunden. Sehr ungewöhnlich und schön anzusehen.
Es lohnt sich, früh anzureisen. Mit jeder Abfahrt wurde der Zustand der Bahn schlechter: Die Buckel wurden immer höher, so dass die späteren Fahrten zu wirklichen Hexenritten wurden bei denen Rücken und Steiß gelitten haben. Dazu wurde durch die Rodler immer mehr lockerer Schnee auf der Bahn verteilt, was natürlich bremst. Allerdings hatten wir auch Temperaturen über Null Grad, nicht gerade ideale Bedingungen für einen Rodelbahn. Aber der Hexenritt wird täglich präpariert und es gibt sogar mehrere Schneekanonen, so dass man hier immer relativ gute Bedingungen haben sollte.
Sportrodel der Schlitten?
Die Sportrodel waren wirklich deutlich besser als die Standard-Schlitten, die wir sonst haben: Sie sind deutlich schneller und fahren auch noch bei schlechten Bahnverhältnissen, wo andere Schlitten schon steckenbleiben. Dazu lassen sie sich durch die flexible Konstruktion sehr gut lenken. Wenn man sich erst einmal dran gewöhnt hat. Lenken durch Gewichtsverlagerung ist gar nicht so einfach und erfordert auch ein wenig Mut, wenn man es zum ersten Mal macht.
Ein weiterer Vorteil der Rodel ist, dass die Sitzfläche viel tiefer liegt als bei einem Schlitten. Hierdurch ist der Schwerpunkt tiefer, was die Kippgefahr vermindert. Und die Sitzfläche besteht nicht aus harten Holzplanken, sondern aus weicherem Material. Bei manchen Rodeln sind es geflochtene Stoffbahnen, bei unseren war es ein extrem stabiler Kunststoff, wie er auch für Raftingboote verwendet wird.
Die Rodelbahn Hexenritt
Die Rodelbahn Hexenritt ist 3300 Meter lang und hat eine Höhenunterschied von gut 400 Metern. Sie hat 2009 das Tiroler Rodelbahngütesiegel erhalten und wurde als “leicht” eingestuft. Wir fanden sie schon relativ anspruchsvoll. Aufpassen muss man beim Rodeln auf jeden Fall.
Die Bahn kann beschneit werden und für Abendabfahrten auch beleuchtet werden. Wer keinen eigenen Schlitten oder Rodel mitbringt, kann direkt an der Talstation der Hochsöllbahn beim Rodelverleih “Hohe Salve” Rodel mieten. Neben dem Hexenritt gibt es noch eine Mondrodelbahn, die aber nur abends geöffnet wird.
Die Rodelbahn endet am hintersten Parkplatz von Hochsöll. Wer zum Rodeln hierher fährt, sollte versuchen, hier zu parken. Dann kommt man nach jedem Durchgang am Auto vorbei und kann sich mit einem Schluck heißen Tee aus der Thermoskanne aufwärmen. Zur Talstation sind es dann nur gut 100 Meter.
Wer nicht nur sportlich sein will, sondern auch Aprés-Rodeln möchte, kann im Gasthaus Hochsöll einkehren oder sich in den Biergarten davor setzen. Das liegt direkt neben der Bergstation der Gondelbahn. Neben dem Gasthaus gibt es auch noch eine Aprés-Ski-Hütte. Für Fun ist also auch gesorgt, wenn man mag.
Ganz billig ist der Tag nicht. Es gibt Skigebiets-Preise, auch wenn die Rodel-Tageskarte für die Bahn günstiger ist als die Skipässe. Als Erwachsene haben wir (Dezember 2012) 23 Euro gezahlt, für Kinder sind es 12 Euro. Dafür fährt man dann so oft, wie man mag, mit der Gondelbahn zum Rodelstart hoch.
Genaue und aktuelle Informationen zur Bahn findet Ihr auf den Seiten der Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental.
Höhenangaben:
Söll: 700 Meter
Talstation Hochsöllbahn: 735 Meter
Bergstation Hochsöllbahn: 1150 Meter
Alpengasthof Hochsöll: 1168 Meter
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Von München aus mit dem Zug bis Kufstein, von dort gibt es Busverbindungen nach Söll und Hochsöll.
Mit dem Auto: Von München aus über die A8 und A93 bis Kufstein-Süd (in Österreich A12,ab 1.12.2013 Mautpflicht!), dann in Richtung St. Johann (B171) fahren. Auf die B178 in Richtung Söll fahren, in Söll im Kreisverkehr nach Hochsöll. Als Rodler bietet es sich an, auf den hinteren Parkplätzen zu parken.
Links:
Rodelbahnen in de Skiwelt Wilder Kaiser Brixental
Rodelverleih Hohe Salve
Magnus Rodelsport, von dem wir unsere Rodel hatten
Alpengasthof Hochsöll
Webcam an der Bergstation der Gondelbahn Hochsöll
Buchtipps und Wanderkarte:
Hallo Uli !
Schön hast Du den Bericht geschrieben. Da bekommt man gleich Lust mal wieder Rodeln zu gehen! Vielen Dank noch mal für die schöne Seite. Wenn Ih noch mal Lust auf Rodeln habt, Seid Ihr für die nächste Partie eingeladen. Lieben Gruß, Matthias