Auf Krautschau gehen
Die Berg-Flockenblume (Cyanus montanus) ist eine meiner Lieblingsblumen. Vielleicht is es die ungewöhnlich lila-blaue Farbgebung, vielleicht sind es die zotteligen Blütenblätter und die gut sichtbaren Pollen. Auch der Name ist mir als Bergfreund natürlich sehr sympathisch. Was mir aber besonders gut gefällt: Ich finde die Berg-Flockenblume sowohl am Berg als auch wild bei uns zu Hause im Garten und in der Nachbarschaft. So habe ich ein kleines Stück Berg direkt vor der Haustür.
Die Berg-Flockenblume ist eine von etwa 450-500 Arten, die zur Gattung der Flockenblume (Centaurea) gezöhlt werden. Sie gilt als pflegeleichte und robuste Pflanze, was ich voll unterstreichen kann. Unsere Berg-Flockenblumen sind haben es sich selbst ausgesucht, bei uns zu wohnen.
Sie waren eigentlich schon immer da. Im Garten wachsen sie in der Ecke, die später im Sommer vom Seegras beansprucht wird. Vor der direkten Sonneneinstrahlung werden sie leicht vom Weinlaub abgeschirmt.
Laut Wikipedia ist die Berg-Flockenblume „in den Gebirgen Mittel- und Südeuropas in Höhenlagen von 500 bis 2200 Metern anzutreffen“. So richtig im Gebirge sind wir hier nicht, aber mit 502 Metern Seehöhe sind wir ja mitten drin im Höhenkorridor.
Auch direkt an der hässlichen Kachelwand wächst seit vielen Jahren eine Flockenblume aus den wenigen Millimetern Erde zwischen den Pflastersteinen. Ein echter Überlebenskünstler. Unsere Pflanzenpflege beschränkt sich auf ein paar Gießkannen Wasser, die wir ihnen während Trockenperioden spendieren.
Ansonsten gehen die Flockenblumen ihrem Tagwerk nach: Schön aussehen und Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten anlocken. Denn diese mögen die Berg-Flockenblume auch. Vermutlich nicht nur wegen der leuchtenden Farben.
Krautschau – zeige die Artenvielfalt
Warum schreibe ich das alles? Weil ich diesen Tweet gesehen habe: Berg-Flockenblumen, die sich wie die eine bei uns aus einem winzigen Flecken Erde an der Wand wachsen. Darüber steht mit Kreide „Berg-Flockenblume“ an die Wand geschrieben.
Andere nennen es Unkraut – wir nennen es Vielfalt! Höchste Zeit, ihr mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Nehmt Kreide und Handy, schickt uns Fotos von den verkannten Gewächsen vor Eurer Haustür. Näheres zu der Initiative #KrautSchau #morethanweeds :https://t.co/LW85Y6ia5M pic.twitter.com/cne9KThcrn
— Flugbegleiter – die Naturjournalisten (@RiffBirds) May 6, 2020
Hey, denke ich mir, was schreiben die denn das über eine meiner Lieblingsblumen? Und dann lese ich, dass der Tweet auf die Aktion „Krautschau“ hinweist, mit der die Vielfalt wilder Pflanzen in der Stadt sichtbar gemacht werden soll. Pflanzenfreunde bestimmen wild wachsende Pflanzen in ihrer Nachbarschaft.
Und schreiben dann mit Kreide auf die Straße, den Gehweg oder die Wand, welche Pflanze sie dort gefunden haben. So wird ein unbeachtetes „Un“-Kraut zum interessanten Naturobjekt in der eigenen Umgebung. Wer mag, kann selber auf Krautschau gehen und Fotos der gefundenen Pflanzen bei den Riffreporter hochladen.
Natürlich gilt es, beim Beschriften auf die Rechte der Eigentümer zu achten und vorher zu fragen, bevor man fremdes Eigentum beschriftet. Aber das sollte unter uns Naturfreunden ja sowieso selbstverständlich sein.
Welt-Bienentag am 20. Mai
Ihr erinnert Euch? Bienen fliegen auf Bergflockenblumen. Und am 20. Mai wird seit 2018 der Welt-Bienentag der Vereinten Nationen gefeiert. Der 20. Mai wurde zu Ehren von Anton Janša (Anton Janscha) gewählt, dem aus Slowenien stammenden Hofimkermeister von Maria Theresia von Österreich. Anton Janša war Rektor der neu gegründeten Theresianische Imkerschule, der ersten modernen Lehranstalt für Imkerei weltweit.
Weitere Informationen zu Anton Janscha und seiner wichtigsten Erfindung, dem „Krainer Bauernstock“, einem Bienenstock in Zargenbetriebsweise findet Ihr auf lichtmikroskop.net.
Links:
Riffreporter: Krautschau: Pflanzenfans machen die Vielfalt der Arten mit Kreide sichtbar
The Guardian: ‘Not just weeds’: how rebel botanists are using graffiti to name forgotten flora (en)
Links zum Welt-Bienentag:
Informationen zum Weltbienentag findet Ihr auf weltbienentag.de, bei bienenretter.de und bei der Deutschen Wildtier Stiftung.