Auf dem Bloggerwalk zur Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum
Wenn es bei uns in der Nähe eine Ausstellung über Hunde gibt, muss ich als Hundebesitzer natürlich hin! Das habe ich mir gedacht und war dann doch nicht im Bayerischen Nationalmuseum zur Ausstellung „Treue Freunde – Hunde und Menschen“. Irgendwas ist ja immer. Doch als die Einladung zum Bloggerwalk kam, habe ich die Ausstellung dann doch besucht. Und natürlich habe ich gehofft, dass ich Anknüpfungpunkte zum Thema Hunde und Berge oder Hunde und Outdoor finde.
Die Ausstellung, die seit dem 28. November 2019 bis zum 19. April 2020 im Bayerischen Nationalmusuem in München zu sehen ist, zeigt die Darstellung von Hunden und ihren Menschen (oder doch umgekehrt?) aus allen Epochen der Kunstgeschichte. Von Tonkrügen über Gemälde, Fotos, Skulpturen, Musik und Videokunst sowie mit Hundemotiven verzierten Gebrauchsgegenständen reicht die Spanne der ausgestellten Exponate. Zum Teil stammen sie aus den Beständen des Museums, andere Ausstellungsstücke sind Leihgaben.
Thematisch sind die Werke in zwölf Gruppen unterteilt, die jeweils einen eigenen Raum haben. Von Prominenten mit Hund über die Partnerschaft zwischen Mensch und Hund, Hunden als Statussymbolen geht es zu Hunden als Helfern oder auch Spielgefährten. Auch kleinere und größere Bösartigkeiten finden ihren Platz, genauso wie Hundeliebe bis hin zur Erotik und Hunden als Kultobjekten.
Der erste Raum widmet sich aber dem Thema „Bauschan“. Wer nun mit den Schultern zuckt, gibt sich als Thomas-Mann-Laie zu erkennen. Die Ausstellung wurde zum hundertjährigen Jubiläum der Veröffentlichung von Thomas Manns Buch „Herr und Hund“ eröffnet.
In diesem Buch beschreibt Thomas Mann die Beziehung zu seinem Hund Bauschan. Diesem Thema widmet sich auch der erste Raum der Ausstellung: So sind unter anderem ein Exemplar der Erstausgabe des Buches und mehrere Fotos des Dichters zu sehen.
Darunter ist das einzige Foto, das den Hund Bauschan zeigt. Leider steht er etwas im Hintergrund und ganz am Rand des Bildes. So ist der Kopf des Hundes schon außerhalb des Bildes. Wir werden also nie erfahren, wie der durch das Buch unsterblich gewordene Bauschan ausgesehen hat!
Nur vier Jahre alt ist Bauschan geworden, der 1920 bedingt durch Folgekrankheiten der Staupe eingeschläfert werden musste. Seine damalige Berühmtheit zeigt sich daran, dass sogar ein Nachruf auf ihn in der „Münchner Zeitung“ erschien.
Hunde und Berge?
Natürlich habe ich gehofft, dass Hunde und Berge oder Menschen und Hunde bei Bergaktivitäten in der Ausstellung vorkommen. Dazu gibt es aber eher wenig. Zwei doch sehr unterschiedliche Bilder habe ich dann aber doch gefunden.
Ein eher kleines Schwarzweiß-Foto zeigt das Denkmal für Barry vom Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard in der Schweiz. Das Denkmal steht auf dem Hundefriedhof von Asnières-sur-Seine bei Paris. Der im Jahr 1800 geborene Berry war ein früher Lawinenhund, der über 40 Menschen das Leben gerettet haben soll. Übrigens ganz ohne ein Schnapsfässchen um den Hals zu tragen.
Ein anderes Kunstwerk, eine Mischung aus Gemälde und Plastik, zeigt eine alpine Blumenwiese. Zunächst habe ich den Hund auf dem Bild gesucht, bis mir dann Schriftzug auf dem Bilderrahmen aufgefallen ist. Oben steht: „Zwischen Rosen und Narzissen“. Der Satz wird am unteren Rahmen vervollständigt: „hat ein grosser Hund geschissen”. Da habe ich dann auch gesehen, was der „Hundecontent“ auf dem Bild war ….
Dieses Bild findet sich natürlich in der Abteilung „Bösartigkeiten“.
Hunde und Outdoor
Exponate mit Bezug zu Hunden und Bergen gibt es also nicht so viele. Aber wenn ich das Thema etwas weiter fasse? Hunde und Outdoor? Da gibt es sofort sehr viel mehr zu sehen.
In der Kunst früherer Jahrhunderte werden häufig Jagdszenen mit Hund oder ganze Hundemeuten dargestellt. Hier fällt in einem der Räume sofort ein lebensgroßer Jagdhund auf, der einen aus mehreren Lagen dickem Stoff genähten Umhang trägt. Hunde wie dieser wurden zur Wildschweinjagd eingesetzt. Der Umhang dient als Schutzkleidung gegen Angriffe des Wildschweins. Ebenso soll ein breites Halsband aus kräftigem Leder den Hals des Hundes schützen.
Direkt gegenüber ist eine höfische Jagdszene einer Parforcejagd aus kleinen Terrakotta-Figuren aufgebaut. Die Jäger hoch zu Pferd, die Damen fahren in der Kutsche hinterher. Vorweg läuft die Hundemeute, deren Aufgabe es ist, den als Jagdbeute auserkorenen Reh- oder Hirschbock bis zur Erschöpfung zu hetzen, auf dass ihm einer der Jagdleute nur noch den Todesstoß versetzen muss.
Die Parforcejagd ist eine Art der Jagd, die in den europäischen Fürstenhäusern des 17. und 18. Jahrhunderts beliebt war und sich in einigen Ländern bis heute gehalten hat. Eine Art der Parforcejagd ist beispielsweise auch die Fuchsjagd.
Interessanter als die Jagdszene an sich finde ich aber die Geschichte, die sich hinter den Figuren verbirgt. Vermutet wird, dass die Figurensammlung eine Tischdekoration aus der Zeit des Kurfürsten Max III. Joseph von Bayern war.
Die Figuren zählen wohl zu den ersten, die in der von ihm gegründeten Porzellanmanufaktur hergestellt wurden. Allerdings zu einer Zeit, als in München noch kein Porzellan produziert werden konnte. Das Wissen der Porzellanherstellung war in Deutschland zu dieser Zeit nur der Dresdener Manufaktur bekannt und dort verriet man das Geheimnis nicht. Obwohl die Frau des Kurfürsten die sächsische Prinzessin Maria Anna war.
Da man also trotz verwandschaftlichen Beziehungen nicht hinter das Geheimnis der Porzellanherstellung kam, wurden drei Porzellankundige aus Wien engagiert. Doch ausgerechnet der für den aufwändigen Brand zuständige Meister verunglückte kurz nach der Ankunft in München, so dass man zunächst nur Terrakotta statt Porzellan herstellen konnte. Erst Jahre später wurde in der heutigen Nymphenburger Porzellanmanufaktur tatsächlich Porzellan hergestellt.
Weitere Beispiele der Ausstellung
Bei einer Ausstellung zum Thema Hund darf einer natürlich nicht fehlen: Der bunt gesteifte Dackel „Waldi“, das Maskottchen der Olympischen Sommerspiele 1972. Genauso wie seine lebendigen Vorbilder sieht man ihn inzwischen nur noch recht selten, aber hier bekommt er seine eigene Vitrine.
Auch die Bulldogge der Satirezeitschrift Simplicissimus, ebenfalls aus München, hat ihren Platz. Gezeichnet wurde sie von Thomas Theodors Heine, dessen Hund Siegfried das Austellungsplakat ziert. Der Mops sitzt mit dem mopstypischen unzufriedenen Gesichtsausdruck auf einem großen roten Sessel.
Loriot, der den Großteil seines Lebens am Starnberger See gelebt hat, war für seine Knollennasenmännchen bekannt, die häufig von Hunden begleitet wurden. In einer Serie von Zeichnungen haben Herr und Hund hier die Rollen getauscht.
Aus der klassischen Malerei vergangener Jahrhunderte stammen einige Bilder, die Adelige mit ihren Hunden zeigen. Auch hier ein interessanter Hinweis aus der Führung: Wenn Kinder mit ihrem Hund abgebildet wurden, konnte das ein Hinweis darauf sein, dass das Tier der einzige Spielgefährte des Kindes war, weil es keine „standesgemäßen“ Kinder in der Umgebung gab. Nicht schön.
Noch weniger schön: Während der französischen Revolution ging es nicht nur vielen Adeligen an den Kragen, sondern auch ihren Schoßhunden, die als Symbol höfischer Dekadenz verachtet wurden.
Aktuelle Fotos zeigen beispielsweise Hunde, die als letzter verbliebener Begleiter von Wohnungslosen auf der Straße leben oder Punks mit ihren Hunden. Auf CD-Covern zeigen sich Musiker in Herrscherpose mit ihren als Statussymbolen fungierenden Pitbulls oder Dobermännern. Deutlich freundlicher: Eine Schallplatte des Labels „His Master’s Voice“ mit der berühmten Abbildung eines Foxterriers vor dem Grammophon.
Oder Hunde und Politiker. Barack Obama mit Hund oder ein auch schon ikonografisches Foto von Angela Merkel bei Wladimir Putin. Putin brachte seine Labradorhündin zu einem Treffen mit Angela Merkel mit. Wohl wissend, dass Merkel Hunden mit einer „gewissen Sorge“ gegenübertritt, seit sie als Kind von einem Hund gebissen wurde.
Die Ausstellung „Treue Freunde – Hunde und Menschen“ im Rahmen einer Führung zu besuchen, bietet sich auf jeden Fall an. An einigen Exponaten wäre ich sonst schnell vorbeigegangen. Durch die Erläuterungen der Kuratoren gewannen aber auch Objekte oder Bilder für mich an Interesse, die ich ohne die Erläuterungen als eher langweilig angesehen hätte, wie beispielsweise die Gruppe der Parforcejagd. Also: Hundefreunde, schaut auf diese Hunde! Besucht das Bayerische Nationalmusuem.
Treue Freunde – Hunde und Menschen
29. November 2019 bis 19. April 2020
Bayerisches Nationalmuseum
Prinzregentenstraße 3
80538 München
Webseite zur Ausstellung: bayerisches-nationalmuseum.de
Hashtag #BNMArtDogs auf Twitter und Instagram
Weitere Blogartikel zur Ausstellung
tanjapraske.de:
Hunde – treue Freunde des Menschen: BloggerWalk #BNMArtDogs zur Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum / Parforcejagd als Desserttafel – kriminalistische Ermittlungsarbeit im Bayerischen Nationalmuseum | #BNMArtDogs
made-in-minga.de: Ausstellung „Treue Freunde“ im Bayer. Nationalmuseum
zwetschgenmann.de: Auf den Hund gekommen – #BNMArtDogs in München
hurra-draussen.de: Gedanken über Hunde und Menschen: Zur Ausstellung im Bayerisches Nationalmuseum
Redaktion42.de: Mops Siegfried als Key Visual für „Treue Freunde“ #bnmARTdogs / Ausstellungsbegleiter für Kinder zur Hunde-Ausstellung Treue Freunde #bnmARTdogs / Cyberhund besucht Ausstellung „Treue Hunde“ im Nationalmuseum #BNMartDogs
elvira-steppacher.de: Wau, Wau, Wow! Das Bayerische Nationalmuseum kommt auf den Hund
isarsparer.de: Bloggerwalk „Treue Freunde“: Das Bayerische Nationalmuseum ist auf den Hund gekommen
kulturmadame.de: “Bellende Hunde beißen nicht” oder “Vorsicht vor dem bissigen Hund”?
schloesserblog.bayern.de: „Who Let The Dogs Out?“
wanderlustxoxo.de: Bayerisches Nationalmuseum, Sonderausstellung | Treue Freunde Hunde und Menschen | #BNMArtDogs für Blogger
Lieber Ulrich,
vielen herzlichen Dank für deine Teilnahme am BloggerWalk #BNMArtDogs und vor allem für diesen großartigen Artikel. Ich war in der Tat sehr gespannt, ob und wie du den Bogen zu Outdoor und Berge schaffst. Am allermeisten freut mich, dass dich die Geschichten von Objekten faszinierten, die du alleine nicht wahrgenommen hättest. Das freut mich ungemein.
Deine Zusammenstellung der Werke begeistert mich. Du zeigst neue und bringst eine andere Reihenfolge bzw. Deutungsfolge zusammen, als wir es in den bisherigen Beiträgen zum BloggerWalk lesen. Das fasziniert mich immer, wie unterschiedlich eine Ausstellung wahrgenommen wird.
Ich finde es ganz klasse, dass ich dich und deinen Blog jetzt kenne. Werde hier sicherlich für meine Familie auch Inspiration für Ausflüge finden!
Dir eine wunderschöne Zeit und merci!
Herzlich,
Tanja (Kultur-Museum-Talk)
Hallo Ulrich,
wundershöner Artkel.
Danke Gruß
Alexandra
So wie du die Ausstellung beschreibst muss ich meine Frau überreden das wir hin fahren. Ich geh mal davon aus das unser Hund Zuhause bleiben muss. Oder darf er mit in die Ausstellung?