Bergbuch: Jochen Hemmleb: Austria 8000 – Österreichische Alpinisten auf den höchsten Gipfeln der Welt
Der Titel ist Programm: In seinem neuen Buch “Austria 8000” stellt Jochen Hemmleb die großen bergsteigerischen Leistungen österreichischer Bergsteiger an den vierzehn Achttausendern der Welt vor. Jedem der Berge ist Kapitel gewidmet, das in der Regel zwei Artikel, Portraits oder Interviews beinhaltet. Mit dem anschließenden Verzeichnis aller 8000er Besteigungen durch österreichische Bergsteiger und Bergsteigerinnen und weiteren Literaturhinweisen ist so ein gut 400 starkes Buch entstanden.
Österreich ist eine der bedeutendsten Bergsteiger-Nationen und in diesem Buch begegnen wir den großen Bergsteigern des Landes. Legenden wie Hermann Buhl, Kurt Diemberger oder Peter Habeler, bekannten Bergsteiger früherer Jahre wie Herbert Tichy oder Ernst Senn, bis hin zu den den heute aktiven Bergsteigern wie dem Skyrunner Christian Stangl und Gerlinde Kaltenbrunner, die alle 14 Achttausender bestiegen hat.
Dazu finden wir in dem Buch viele Portraits von Bergsteigern, die weniger oder kaum bekannt sind, aber bedeutende Leistungen an den hohen Bergen der Welt vollbracht haben.
Vierzehn Kapitel beinhaltet das Buch, eines für jeden der vierzehn Achttausender. Beginnend mit dem 8848 Meter hohen Mount Everest bis hin zur 8027 Meter hohen Shisha Pangma sind sie der Höhe nach geordnet. Mit Ausnahme des Makalu beinhaltet jedes Kapitel zwei Artikel, Interviews oder Kombinationen aus Artikel und Interview.
Wie auch jn seinem Buch „Nanga Parbat – Das Drama 1970 und die Kontroverse“ schreibt Jochen Hemmleb auch in „Austria 8000“ wieder sehr lebendig, so dass man das Buch leicht lesen kann.
Die Artikel über die Bergsteiger früherer Zeiten sind nicht nur Gipfelberichte, sondern Portraits der Bergsteiger und Einordnung in den historischen Kontext. Zitate aus ihren alten Büchern bringen die Motivation, Herangehensweisen und Ansichten der damaligen Bergsteiger nahe.
Möglicherweise wird man auch motiviert, eines der genannten Bücher zu lesen, beispielsweise Hermann Buhls „Achttausend drüber und drunter“.
Besonders interessant ist der letzte Artikel „Bergliebe – alle 14 Achttausender“, eine Kombination aus Reportage und Interview mit Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovitz.
Nicht nur, weil es hier noch einmal über alle Berge geht, sondern auch, weil hier das Paar Kaltenbrunner/Dujmovitz über die Gefühle, Motivation und Genuss beim Extrembergsteigen berichtet. Und über die gemeinsamen Besteigungen und die möglicherweise andere, weibliche, Sicht auf die Berge und das Bergsteigen.
Diese Kombination aus Bericht und Interview findet sich auch im Everest-Kapitel. Jochen Hemmleb schreibt über den “Mount Everest als Tagestour” des Skyrunners Christian Stangl und führt im Jahr 2009 ein Interview mit ihm.
Darauf folgt eine Ergänzung: Im Jahr 2010 verbreitet sich die Nachricht, dass der Skyrunner Christian Stangl den Gipfel des K2 erreicht hat. Kurz darauf werden Zweifel am Gipfelerfolg laut.
Christian Stangl wehrt sich zunächst, muss dann aber doch zugeben, den Gipfel nicht erreicht zu haben. Jochen Hemmleb berichtet auch hiervon und interviewt Christian Stangl erneut. Ein beeindruckendes Kapitel!
Wie bei seinem Buch über den Nanga Parbat arbeitet Jochen Hemmleb auch in “Austria 8000” wieder wissenschaftlich gewissenhaft. Jede Wortergänzung ist gekennzeichnet, Fußnoten finden sich fast auf jeder Seite und neben dem Verzeichnis der österreichischen 8000er Besteigungen schließen ein Literaturverzeichnis, ein Personen- und Sachregister das Buch ab.
Dabei muss man aber keine Sorgen haben, sich beim Lesen zu langweilen. Jochen Hemmleb schreibt genau, aber sehr lebendig. Dabei sind die Artikel auch für Nicht-Bergsteiger gut verständlich. Die Mischung aus Bergreportagen, Portraits und Interviews macht das Lesen des Buches durchgehend interessant. Da jeder Artikel für sich abgeschlossen ist, kann man an beliebiger Stelle ins Buch einsteigen.
Austria 8000 ist, wie üblich beim Tyrolia-Verlag, in hochwertiger Aufmachung erstellt. Ein Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Jedes Kapitel beginnt mit einem doppelseitigen Farbfoto des Berges, dazu sind weitere Farb- und Schwarzweiß-Fotos in die Artikel integriert. Der Schutzumschlag ist diesmal richtig farbenfroh geraten: Über einem Bergpanorama wehen bunte Gebetsfahnen, der Buchtitel prangt riesig auf dem Titelbild.
Insgesamt ist „Austria 8000“ ein sehr interessantes Buch für alle, die sich für die hohen Berge der Welt und deren Besteiger aus mittlerweile über einhundert Jahren interessieren. Dass der Fokus hierbei auf den österreichischen Bergsteigern liegt, stört dabei nicht.
Links:
Informationen zum Buch Austria 8000 auf den Seiten des Tyrolia-Verlages.
Homepage von Jochen Hemmleb: https://www.jochenhemmleb.com
Jochen Hemmleb
Austria 8000 – Österreichische Alpinisten auf den höchsten Gipfeln der Welt
414 Seiten, 57 Farb -und 55 Schwarzweißfotos und -abbildungen
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7022-3209-2