Buch: Andreas Lesti: Oben ist besser als Unten – Eine literarische Expedition in die Alpen
Um dieses Buch bin ich mehrere Wochen herumgeschlichen. Soll ich es kaufen? Ein Buch über Bücher über die Berge? Wird das gut sein? Ich sah ein gewisses Risiko. Letztendlich habe ich es aber gekauft und das war genau die richtige Entscheidung.
Andreas Lesti reist in die Alpen, auf eine Hütte irgendwo oben im Hornbachtal, einem einsamen Nebental des Lechtals. Und dort oben findet er nicht nur das Buch, mit dem alles anfängt, sondern er trifft auch einen sehr belesenen Talbewohner.
In den folgenden sieben Jahren reist er nach London, zum altehrwürdigen Alpine Club, mehrfach in die Schweiz, nach Österreich, Deutschland und Italien. Immer auf den Spuren großer Dichter. Er besucht Orte, in denen sie gelebt haben, besteigt Berge und überquert Pässe, die so manchem weltbekannten Autor fast das Leben gekostet hätten. Was würden wir heute über Goethe wissen, wenn er im Schneesturm auf dem Schweizer Furka-Pass erfroren wäre, bevor er seine Klassiker geschrieben hat?
Erstaunlich viele Bergliteratur gibt es aus früheren Zeiten. Von den ersten Bergberichten Petrarcas über die Zeit des beginnenden Alpinismus, als wagemutige Männer die Drei- und Viertausender der Alpen erklommen, zieht sich die Reihe der Bücher zu den Sommerfrischlern in den schweizer Nobelkurorten bis in die heutige Zeit.
Dabei scheint alles mit allem verwoben zu sein. In fast jedem Ort taucht ein neuer oder bekannter interessanter Gesprächspartner auf, der einen Tipp für das nächste Reiseziel gibt. Oder es findet sich ein Buch, das eine Verbindung zu einem ganz anderen Ort herstellt.
Die Liste der Schriftsteller, deren Werken Andreas Lesti nachreist, ist ebenso umfangreich wie vielfältig. Ob Petrarca oder Goethe, Mark Twain oder Thomas Mann (Der Zauberberg, natürlich!), Adalbert Stifter, Reinhold Messner, Steve House oder Edward Whymper, Daniel Kehlmann oder Christian Kracht. Und noch viele, viele mehr.
Ebenso vielfältig wie die Autoren sind die Bücher, über die Andreas Lesti schreibt. Von Reiseberichten über Bergromane und Bergdramen aus verschiedenen Jahrhunderten bis hin zu hintergründig-humoristischen Büchern wie der “Besteigung des Rum Doodle” und dem “Bummel durch Europa” von Mark Twain ist alles dabei.
Und da es, bis auf das Kapitel im Alpine Club, durchgehend in den Alpen spielt, wird jeder Leser Orte wiederfinden, an denen man schon selbst war. Und nun erfährt man, welche großen Literaten dort schon verkehrten oder welche Bücher Bezüge zu diesem Ort haben.
Das Buch ist sehr gut geschrieben, mit viel Witz und Spaß an der Reise und den Büchern. Es hat keine Längen, so dass ich, hätte ich nur genug Zeit gehabt, es in einem Rutsch hätte lesen wollen. Alleine das Kapitel über die Zeltnacht in den Schweizer Alpen ist großartig. Sehr lustig, aber beim Lesen friert man mit Andreas Lesti und seinen Mit-Zeltern. Und erfährt eine neue Technik, wie man auch bei bitterer Kälte Buchseiten umblättert, ohne kalte Hände zu bekommen. Und natürlich basiert auch dieses Unternehmen auf einer literarischen Vorlage.
Insgesamt ist „Oben ist besser als Unten“ eine große Empfehlung von mir für alle Bergfreunde. Ein ideales Buch für lange Herbst- und Winterabende und ein Weihnachtsgeschenk, mit dem man jedem Berginteressierten eine echte Freunde machen kann.
Am Ende findet Ihr noch eine Liste der Bücher, die in diesem Buch vorkommen. Ich habe extra noch einmal nachgesehen, der „Zauberberg“ hat immer noch 1000 Seiten. Ob ich den noch komplett lesen werde?
Oben ist besser als Unten: Eine literarische Expedition in die Alpen
Andreas Lesti
320 Seiten
Taschenbuch
21 x 13,4 x 2,6 cm
Verlag Rogner & Bernhard
ISBN: 978-3-9540-3022-4
22,99 Euro
Im Buch ist ein Downloadcode für die E-Book Version enthalten, „weil Buch und E-Book jetzt Freunde sind“. Sehr schön!
Hört sich nach dem perfekten Buch zwischen Wanderungen an! Ich lese gerne, wenn ich im Wanderland Schweiz wandern gehe, ein leichtes, witziges Buch. Und wenn sich dieses Buch auch noch um Wanderungen dreht in den Alpen ist das natürlich perfekt!