Outdoor-Bekleidung: 66°North Snaefell Hardshell Jacke
Seit längerem habe ich nach einer Funktionsjacke für Wandertouren gesucht, die wasser- und winddicht ist, aber auch atmungsaktiv. Also weder eine klassische Softshelljacke, noch eine normale Regenjacke. Wichtig für Wandertouren ist natürlich auch, dass sich die Jacke relativ klein verpacken lässt und nicht zu schwer wird.
Durch die Bergfreunde hatte ich nun die Möglichkeit, die 66°NORTH Snaefell Jacke zu testen. Zunächst zum Hersteller: 66°NORTH ist hierzulande noch nicht so bekannt. Es ist eines der ältesten isländischen Unternehmen. Seit 1926 stellen sie Bekleidung für Land- und Wasseraktivitäten her, die auch den extremen Bedingungen in Island stand halten müssen.
Der Firmenname 66°NORTH bezieht sich natürlich auf den 66. Breitengrad. Dieser entspricht etwa dem nördlichen Polarkreis, der direkt nördlich der Nordküste Islands verläuft. Eine gute Empfehlung für Outdoor-Kleidung, wie ich finde. Wenn jemand weiß, wie Wetterkleidung sein muss, dann die Nordländer.
Nun kann ich also die Snaefell-Jacke testen, und, um es mal vorweg zu nehmen: Im riesigen Angebot an Funktionsjacken ist das ein guter Fang gewesen.
Auch wenn es sich so schön passend anhört, Snaefell (oder Snæfell) ist nicht das isländische Wort für Schneefall, es ist der Name eines Berges. Genauer gesagt, heißen mehrere Berge auf Island so. “Schneefall” heißt laut Google Translate “snjókomu”.
Die Snaefell Jacke ist mit einer Wassersäule von 10.000 mm wasserdicht, kann also als Regenjacke getragen werden. Ich habe die Jacke bei normalem Regen, auch mit Rucksack, also mit Druck auf den Schultern, getragen und sie hat den Regen gut abgehalten. Der Regen perlt ab, die Jacke saugt sich also nicht voll. Gleichzeitig ist sie atmungsaktiv, Schweiß wird gut nach Außen getragen, so dass die Jacke (und damit man selbst) nicht durch Schweiß von innen durchnässt.
Regendichtigkeit und Atmungsaktivität werden durch die Polartec Neoshell aus 48% Nylon, 25% Polyester und 27% Polyurethane erreicht, aus der die Jacke gefertigt ist. Und die Neoshell hat mich richtig begeistert. Viele Funktionsjacken fühlen sich plastikhaft steif und nach Folie an, dazu neigen sie bei Bewegung zum Rascheln.
Die Snaefell Jacke trägt sich wie eine Stoffjacke oder eine Softshelljacke (meine Mammut ist nur etwas weicher), was ich sehr angenehm finde. Da raschelt nichts, der Stoff lässt sich etwas dehnen, so dass die Jacke auch bei ausladenden Bewegungen immer gut sitzt. Die Schulterpartie kommt fast ganz ohne Nähte aus, was beim Tragen eines Rucksacks wichtig ist. Wenn der Träger nicht auf Nähten liegt, vermeidet man Reibungs- und Druckstellen.
Natürlich hat die 66°NORTH Snaefell Jacke eine Kapuze. Auch die ist extrem gut. Sie ist groß, lässt sich aber durch einen verdeckten Bandzug an der Rückseite und innenliegende Zugbänder am Hals in der Weite regulieren. Ein großer, recht fester, Schirm an der Kapuze schützt vor allem die Sicht von direktem Regen.
Worauf man bei der Jacke verzichten muss, sind Unterarm-Reißverschlüsse, die zur Belüftung aufgezogen werden können. Die Snaefell verzichtet darauf. Zur Belüftung kann man die Reißverschluss-Taschen öffnen, die auf der Innenseite aus Netzmaterial bestehen. Dann muss man natürlich auf eventuell in den Taschen verstaute Dinge achtgeben.
Insgesamt hat die Snaefell Jacke fünf Taschen. Die erwähnten Haupttaschen links und rechts sind sehr hoch angebracht. Das erleichtert die Nutzung als Belüftungsöffnungen. Vor allem aber lassen sich die Taschen damit auch gut erreichen, wenn man einen Rucksack mit Hüftflossen oder einen Klettergurt über der Jacke trägt. Wer gerne in der Stadt die Hände in den Jackentaschen trägt, wird sie allerdings als zu hoch angesetzt empfinden. Ist eben einen Outdoor-Jacke!
Zu den Haupttaschen kommen noch eine schmale, hohe Netztasche auf der linken Innenseite, einen kleine Netz-Innentasche mit Reißverschluss auf der rechten Innenseite und eine Kartentasche auf dem linken Ärmel, ebenfalls mit Reißverschluss. “Kartentasche” bezieht sich hierbei allerdings nicht auf Wanderkarten, das wäre etwas viel für eine Ärmeltasche. Aber EC- oder Kreditkarten, Fahrkarten oder auch Kleingeld passen sehr gut in diese Tasche.
Die Haupttaschen und die Ärmeltasche haben einen YKK Aquaguard Reißverschluss. Diese sind wasserdicht, da über den Zähnen noch eine Kunststoff-Abschirmung liegt. Damit sind sie schwergängiger als normale Reißverschlüsse, aber die Wasserdichtigkeit ist wirklich beeindruckend. Auch der Hauptreißverschluss der Jacke ist ein YKK Aquaguard, der in beide Richtungen zu öffnen ist. Dieser ist zusätzlich noch mit einer Stoffleiste als Windschutz hinterlegt.
Ebenso wie an der Kapuze findet man am Jackensaum einen Kordelzug, so dass man die Jacke von unten zuziehen kann, damit sie eng anliegt. An den Ärmeln befinden sich Laschen mit Klettverschluss, durch die man die Ärmel winddicht abschließen kann.
Dazu, auch das ist wichtig: Die Jacke lässt sich in ihre eigene Mütze drehen, um sie relativ klein im Rucksack zu verstauen. Aber auch, wenn man sie einfach reinquetscht, entkrumpelt sie sich nach dem Herausnehmen schnell wieder. Auch das Gewicht ist für den Rucksack geeignet: In meiner Größe XL wiegt meine Jacke genau 500 Gramm, das ist sogar etwas leichter als angegeben.
Wichtig zu wissen ist, dass die Jacke nicht als Wärmejacke konstruiert ist. Bei kaltem Wetter sollte man eine Zwischenschicht tragen, z.B. eine Fleecejacke.
Zur Zeit ist die 66°NORTH Snaefell Jacke in schwarz und rot erhältlich. Ich habe allerdings schon gelesen, dass weitere Varianten (gelb) hinzukommen sollen. Es gibt sowohl eine Herren- als auch eine Damenvariante der Jacke. Wie Ihr vielleicht anhand der Fotos schon ahnt, habe ich die rote Variante. In den Bergen finde ich das aus Sicherheitsgründen auch sinnvoller als schwarz. Die Jacke wird in Lettland, also in der EU, produziert.
Positiv:
- Sehr gute Verarbeitung
- Angenehmes und gutes Neoshell Material
- Sehr gute Bewegungsfreiheit
- Gute Passform der Kapuze, Kapuzenschirm
- Wasserdicht
- Winddicht
- Gute Atmungsaktivität
Negativ:
- Für große Personen kurz geschnitten
- Keine Unterarm-Reißverschlüsse zur Belüftung
- Hoher Preis
Ausstattung:
- Konstruktion: Hardshelljacke
- Material: Polartec NeoShell (48% Nylon, 25% Polyester, 27% Polyurethane)
- Verschluss: 2-Wege Front-Reißverschluss
- Taschen: 2 Reißverschluss-Seitentaschen, Reißverschluss-Ärmeltasche, Reißverschluss-Innentasche
- Kapuze: vorgeformte Kapuze mit integriertem Schirm
- Gewicht: 514 g (mittlere Größe, ich habe 500 Gramm für XL gewogen)
- Größen: S-XXL
- Extras: Ärmelbündchen verstellbar, Kordelzug im Saum, Kinnschutz
Mein Fazit:
Insgesamt ist die 66°NORTH Snaefell-Jacke eine tolle Allroundjacke für Wind- und Regenwetter, die man auch gut in der Stadt tragen kann. Neben den fehlenden Unterarmbelüftungen stört mich nur, dass die Jacke recht kurz geschnitten ist, zumindest für große Personen. Während die Ärmel schön lang sind, könnte der Rumpf noch ein paar Zentimeter länger geschnitten sein.
Das Polartec Neoshell Material ist hervorragend: Weich, dehnbar, sehr angenehm zu tragen, robust, wasser- und winddicht, atmungsaktiv. Das Gewicht geht völlig in Ordnung, die Jacke lässt sich auch in den Rucksack knautschen, ohne es übelzunehmen.
Eine tolle Jacke! Für die man allerdings auch, wie bei vielen Outdoor-Funktionsjacken, einen hohen Preis zahlen muss, knapp 380 Euro muss man rechnen.