Ein Rundgang auf der Outdoor Messe in Friedrichshafen
Kann man an einem Tag von München aus zur Outdoor Show in Friedrichshafen fahren, sich dort einen Überblick verschaffen, Gespräche führen, andere Outdoor-Blogger treffen und wieder zurück fahren? Immerhin nennt sich die Messe selbstbewusst die weltweite Leitmesse der Outdoor-Branche und die Anfahrt dauert etwa drei Stunden mit dem Zug. Nun ja, es geht irgendwie, aber mehr Zeit wäre sinnvoll gewesen.
Schon der Hallenplan lässt darauf schließen, dass es ein anstrengender Tag wird. Zwölf Hallen, randvoll mit Outdoor-Ständen aller Art. Auf der ISPO in München waren nur drei Hallen als Outdoor-Hallen gekennzeichnet. Zum Glück sind die Hallen in Friedrichshafen kleiner. Und ich kann die Zelthalle von vornherein ausklammern. Bleiben noch 11 übrig. Das reicht immerhin für relativ schnelle Durchgänge und kurze Treffen.
In den Hallen sieht es fast so aus wie in München, gefühlt waren die ganz großen Stände aber etwas kleiner. Viele der mittelgroßen Stände sahen aber genauso aus wie auf der ISPO. Häufig auch, so fand ich zumindest, die ausgestellten Produkte. Aber gut, es ist ja auch erst ein halbes Jahr vergangen, da kann man die Outdoor-Welt nicht neu erfinden.
Ein beliebter Anziehungspunkt: Am Salewa-Stand war eine Boulderwand aufgebaut. Ich bin mehrmals dran vorbeigekommen, jedes Mal waren viele Zuschauer dort, selbst wenn die Boulderer nur ein paar Aufwärmzüge gemacht haben.
Bei Mammut und Edelrid gab es einige Neuerungen im Bereich Kletterseile und Karabiner, wie das Sensor-Seil von Mammut, bei dem man haptisch vor dem nahenden Seilende gewarnt wird. Dafür gab es einen Outdoor IndustryAward. Aber Seilklettern ist nicht mein Thema.
Edelrid hat auch wieder das Klettersteigset Cable Vario vorgestellt, dass bereits des ISPO-Award gewonnen hatte, also nicht brandneu ist. Dieses Klettersteigset finde ich aber eine tolle und wichtige Neuerung, da es sich auf das geringe Gewicht von Kindern und Jugendlichen einstellen lässt, um auch bei leichten Personen ab 30 Kg einen Sturz sicher abzufangen. Hoffentlich gibt es ähnliches bald von anderen Herstellern.
Eine echte Neuerung gab es am Petzl-Stand. Ein knalloranger, sehr leichter Kletterhelm, der Sirocco. Er sieht aus wie eine Hartschaum-Innenschale, der die Plastik-Außenhülle noch fehlt. Fehlt aber nicht, das ist schon der ganze Helm. Wenn auch bislang nur ein Vorserienmodell.
Monochrom scheint, neben “bunt” in allen Formen, ein neuer Trend zu werden. Ganz extrem bei Haglöfs, die komplett einfarbige Kleidung und auch einfarbige Schuhe in Signalfarben präsentiert habem. Ob es sich durchsetzen wird? Ich habe leichte Zweifel.
Auf kräftige Farben setzt auch Sigg in der Rainbow-Collection, die als Limited Edition im Sommer 2012 verkauft wird. Die klassische Form, in 12, meist knalligen, Farben. Auch die neuen Active Top Flaschen kommen demnächst in einfarbigen Varianten heraus. Active Top ist eine Weithalsflasche mit einem Gummi-Trinknüppel, der das Auslaufen der Getränke verhindern soll. In der Flasche ist jetzt ein Gummischlauch, durch den man Trinken kann, ohne die Flasche immer hochhalten zu müssen.
Am Tatonka-Stand sind mir einige sehr leichte Rucksäcke aufgefallen, teilweise superleichte 120g-Kombinationen aus Rucksack und wasserdichtem Packsack mit Rollverschluss. Die werde ich sicher mal genauer testen.
Bei Deuter gibt es eine neue Kinderrucksack-Reihe, Deuter Kikki. Sie sehen aus wie Papageien, haben mich aber sofort an “Die Pinguine” erinnert: “Lächeln und winken, Männer”. Eine schöne, bunte Rucksackreihe für kleine Kinder.
Nach all den knallbunten Dingen setzt Meindl einen Kontrapunkt. Die Schuhe der Identity-Reihe sind klassische Leder-Bergstiefel und Wanderschuhe in Lederfarben, also Brauntönen. Besonders an den Schuhen ist, dass die Herkunft des Leders dokumentiert wird. So kann man als Käufer nachvollziehen, wo das Rind, dessen Leder man trägt, aufgewachsen ist, wo das Leder gegerbt und verarbeitet wurde. Hierbei wird Wert auf regionale und ökologische Produktion gelegt, die man anhand der Identity-Nummer nachvollziehen kann.
Neben all diesen klassischen Angeboten gibt es auch immer wieder Ungewöhnliches zu entdecken. Zum Beispiel Zelte, die wie ein VW-Bully aussehen. Woodstock-Erinnerungen für Alt-Hippies? Oder wird das das “must-have” der nächsten Saison für den Outdoor-Hipster?
Der große Vorteil der Outdoor gegenüber der Ispo ist aber, dass sie im Sommer stattfindet. So kann auch die Außenfläche richtig genutzt werden. Open-Air Slackline-Vorführungen, mit Matte oder Swimmingpool unter der Line, ein Trailrunning-Parcours und ein kleiner Kletterpark mit Seilrutsche zwischen den Hallen sind eine gute Abwechslung zum Hallenlaufen.
Stark vertreten waren auch Anbieter von Kletterwänden aller Art und von Ausrüstung für Hochseilgärten und Kletterwälder. Das ist ein sehr interessanter Markt. Stark vertreten waren hier Systeme, mit denen man einen gesamten Parcours durchgehen kann, ohne die Sicherung umhängen zu müssen, so dass Bedienfehler fast ausgeschlossen sind.
Maloja hatte eine Art südamerikanische Kneipe aufgebaut, schön zum bequemen Abhängen zwischendurch, bevor es wieder in die Hallen geht.
Am Ende bleibt die Feststellung: Ein Tag ist zu wenig. Nicht nur, weil man die Partys am Abend verpasst. Auch, weil die Gespräche, die Treffen und das genauere Informieren etwas zu kurz geraten. Sehr ärgerlich war für mich, dass ich das Blogger-Treffen mit den Bergfreunden schon so früh verlassen musste, um meinen Zug nach Hause zu erreichen. Trotzdem war es sehr interessant, auch mal auf dieser wichtigsten Outdoor-Messe gewesen zu sein. Im nächsten Jahr werde ich mir vermutlich mehr Zeit nehmen müssen.
Natürlich waren auch andere Outdoor-Blogger auf der Outdoor. Sven vom Freiluft-Blog und Aender von trekking.lu haben ihre persönlichen Eindrücke aufgeschrieben.
Und zum Schluss muss auch mal gesagt werden: Die Zugverbindungen von Markt Schwaben über München und Ulm nach Friedrichshafen und zurück haben problemlos funktioniert und waren preislich vermutlich auch günstiger, als wenn ich mit dem Auto gefahren wäre. Nur zwischen Bahnhof und Messe sollten morgens und abends mehr Pendelbusse eingesetzt werden. Da ging es doch schon sehr kuschelig zu.
Haha, Für “Extremsport”-Fans ein Tischbouldervideo. Sehr schön ausgedrückt, ich fühle mich spontan ein bisschen extrem 🙂
Grüße!
Erika
..und natürlich, wenn ich wußte dass du nur 6 km weiterweg von mir wohnst, hätten wir ein Fahrgemeinschaft bilden können 😉
Stimmt, das hab ich aber auch nicht gewusst. Die nächste Gelegenheit ist dann wohl die ISPO, das sind ja auch immerhin etwa füf Stationen. 😉
Vielleicht gibt es dort wieder ein Bloggertreff, mit endlich etwas mehr Zeit für das gegenseitige Kennenlernen! 🙂