Es gibt wohl wenige Unternehmungen in den Alpen, die so spektakulär, gleichzeitig aber auch familiengeeignet sind, wie eine Klammwanderung. Wo kann man sonst schon seine Stirnlampe am helllichten Tag benutzen? Wo einen wilden Gebirgsbach beobachten, der mit lauten Zischen und Gurgeln und mit überschäumender Gischt auf fast jedem Meter anders aussieht? Und wo kann man sich auch im Hochsommer angenehm kühles Wasser ins Gesicht spritzen oder in den Nacken tropfen lassen?
Wir haben schon einige Klammen in den bayerischen Alpen besucht, manche davon immer wieder. Gleich mehrere dieser Klammen befinden sich in der Zugspitz Region, die sich von der Zugspitze über Garmisch-Partenkirchen bis nach Mittenwald erstreckt und nach Norden hin auch die Ammergauer Alpen und das Blaue Land umfasst.
Vier Klammen liegen in diesem Gebiet, die alle ihre Besonderheiten und ihren ganz eigenen Charakter, aber auch einige Gemeinsamkeiten haben. Die erste wichtige Gemeinsamkeit ist, dass eine Klamm wohl ein Bergziel ist, das die ganze Familie begeistern kann. Einfach zu erreichen, vor allem von München aus und ohne lange Zustiege hat man schnell ein für Erwachsene wie Kinder beeindruckendes Erlebnis. Die Wanderung ist aufregend, verläuft aber auf gesicherten Wegen und ist nicht anstrengend. In der Umgebung der Klammen gibt es immer auch Picknick- und Spielmöglichkeiten. Und wer will, kann einige Klammwanderungen zu einer längeren Familienwanderung oder auch zu hochalpinen Touren erweitern.
Was ist eine Klamm überhaupt?
Eine Klamm ist ein tiefer Gebirgseinschnitt, durch den ein Wildbach fließt. Im Laufe der Jahrtausende hat sich das Wasser immer tiefer in den Fels eingegraben, so dass die Klamm entstanden ist, durch deren Boden der Bach fließt. Da haben wir auch schon die erste Besonderheit einer Klamm: Da der Boden durch den Bach besetzt ist, führt der Weg am Rand der Klamm entlang. Häufig über extra angelegte Holzstege oder mit Spitzhacke und Dynamit in den Fels gehauene Wege.
Heute werden die Wege überwiegend von Wanderern genutzt, es sind touristische Wege. Ursprünglich angelegt wurden sie aber oft als Arbeitswege, beispielsweise für Bergleute, die zu ihren Gruben kommen mussten. Oder für Waldarbeiter, die über den Wildbach die oben im Bergwald geschlagenen Bäume ins Tal transportierten, die sogenannte Holztrift.
Die Klammen der Zugspitz Region
Im Folgenden will ich Euch die vier Klammen der Zugspitz Region vorstellen. Jede ist einzigartig, daher will ich auch gar keine Reihenfolge aufstellen, ihr werdet sie vermutlich sowieso alle besuchen wollen.
Die Partnachklamm: Sommer- und Winterziel
Wohl die bekannteste der vier Klammen ist die Partnachklamm in Partenkirchen. Die Klamm ist etwa 700 Meter lang. Immer am Fels entlang und durch einige dunkle Tunnel zieht sich der schmale Weg leicht bergauf. Wenige Meter unter dem Besucher der Klamm fließt die Partnach als atemberaubender Wildbach Richtung Partenkirchen.
Wer am Skistadion mit der neuen Sprungschanze zur Tour durch die Partnachklamm startet, wandert erst einmal 20 Minuten durch ein weites Tal, an der Partnach entlang. Wenn man sich den ruhigen Bach dort ansieht, kann man sich nicht vorstellen, welches Spektakel einen in der Klamm erwartet.
Teilweise ohrenbetäubend erscheint das Rauschen, Gurgeln und Fließen der Partnach. In Jahrtausenden blank geschliffene Felswände und im Bach liegende Felsen, verkantete Baumstämme und wild durch das Wasser tanzende Äste bieten ein wildes Schauspiel. Bei Sonnenschein ist die Szene teils gleißend hell erleuchtet, dann steht man wieder im dunklen Tunnel, in dem manchmal Fenster einen Ausblick auf die Klamm bieten.
Von den bis zu 80 Meter steil aufragenden Felswänden fließt und tropft unaufhörlich Wasser herunter. Und plötzlich sieht man die kleine Marienstatue in der Felsnische, kurz darauf reckt man den Kopf in den Nacken und sieht die alte Eisenbrücke, hoch oben über der Schlucht.
Und schon steht man am anderen Ende der Klamm und die Partnach fließt wieder genauso gemächlich wie am anderen Ende durch ein weites Gebirgstal voller Kiefern und lädt zum Picknick und Spielen am Kieselstrand ein.
Wer nur die Klamm besuchen möchte, geht auf dem Hinweg wieder durch die Klamm zurück. Es gibt aber auch einige weitere Tourenmöglichkeiten. Familiengerecht sind die Wanderungen hinauf zur Wettersteinalm und zum Gasthof Vordergraseck. Auf dem Weg kann man auch einen Abstecher zur Eisenbrücke machen und noch einmal 80 Meter in die Partnachklamm hinunterblicken.
Vom Vordergraseck kann man mit einer alten Gondelbahn die wenigen Höhenmeter zum Klammeingang hinunterfahren. Oder man geht über einige Serpentinen hinauf auf den Eckbauer. Auch dort besteht die Möglichkeit, mit einer Gondel schnell wieder zur Skistadion zu fahren. Über die Eisenbrücke kann man auch zur Partnachalm wandern.
Und wer besonders viel Energie hat, wandert am Ende der Klamm weiter zum Schachen hinauf oder durch das Reintal zur Reintalangerhütte und vielleicht sogar bis auf den Gipfel der Zugspitze.
Die Partnachklamm ist übrigens ein Sommer- und Winterziel. Im Winter sind die Felswände mit einer dicken Eisschicht überzogen, teils haushohe Eiszapfen hängen von den Wänden herab. Auch an den Felsenfenstern in den Tunneln sind bizarre Eisfiguren zu sehen und das Geländer ist an manchen Stellen mit einer dicken Eisschicht überzogen. Es ist ein ganz anderes Erlebnis als im Sommer. Auch im Winter kann man weiter zur Partnachalm und zum Vordergraseck wandern oder auch an einer Fackelwanderung mit anschließendem Glühwein teilnehmen. Mehr Informationen und die Adressen zur Anmeldung findet Ihr auf gapa.de.
Wie kommt man hin?
Mit dem Regionalzug, IC oder ICE bis Garmisch-Partenkirchen. Von dort mit dem Bus bis zum Skistadion fahren oder etwa 30 Minuten dorthin laufen.
Mit dem Auto Auto von München über die A95 und die B2 nach Garmisch-Partenkirchen. Dort in den Ortsteil Partenkirchen fahren und den Wegweisern zum Skistadion folgen. Direkt am Skistadion kann man parken (gebührenpflichtig) und dort beginnt die Wanderung.
Im Winter geöffnet?
Ja, die Partnachklamm ist im Winter geöffnet. Nur zur Schneeschmelze kann sie aus Sicherheitsgründen gesperrt sein.
Gut zu wissen:
Die Partnachklamm kostet Eintritt und wird über Nacht geschlossen. Aktuelle Preise und Öffnungszeiten findet Ihr auf http://www.partnachklamm.eu/. Kinderwagen oder andere sperrige Dinge dürfen nicht in die Klamm mitgenommen werden. Hunde dürfen angeleint in die Klamm. Vom Skistadion aus kann man auch stilvoll mit dem Fiaker, der Pferdekutsche, bis kurz vor den Klammeingang fahren.
Artikel zur Partnachklamm:
Durch die Partnachklamm auf den Eckbauer
Winterwanderung durch die Partnachklamm zur Partnachalm
Die Höllentalklamm: Auf dem Weg zur Zugspitze
Höllentalklamm, das klingt ganz schön gruselig, aber so schlimm wird’s gar nicht. Die Wanderung durch die Höllentalklamm ist eine reine Sommertour, da diese Klamm im Winter geschlossen wird. Und es wird auch ein wenig alpiner als in der Partnachklamm. Denn bevor man den Klammeingang erreicht, wandert man immerhin eine Stunde lang entlang des Hammersbachs und durch den Wald etwa 300 Höhenmeter hoch zur Höllental-Eingangshütte, wo man erst einmal rasten kann.
Auch die Höllentalklamm ist etwa 700 Meter lang und in dieser Klamm wechselt der Weg manchmal über kleine Brücken die Bachseite. Auch Tunnel gibt es auf diesem Weg. Mehr noch als in der Partnachklamm hat sich der Bach hier ein verwinkeltes Bett gegraben, das voller Stromschnellen, Wasserfälle und Gumpen ist. Durch das Sonnenlicht leuchtet das Wasser teils strahlend blau oder grün.
Am Ende der Höllentalklamm sollte man noch hundert Meter weiter gehen, bevor man Picknick macht. Dort kann man direkt am Bach rasten, ein wunderschönes Gebiet, in dem auch keine Steinschlaggefahr besteht. Wer noch ein Stück weiterwandert und noch ein paar Höhenmeter macht, gelangt zur neu erbauten Höllentalangerhütte. Diese ist für eine Familienwanderung ein tolles Ziel, an dem man sogar übernachten kann.
Wer alpinere Ambitionen hat, kann zum Osterfelderkopf, über das Hupfleitenjoch zum Kreuzeckhaus oder natürlich, als alpine Wanderung mit Klettersteig bis auf die Zugspitze wandern. Wer direkt wieder zuürck möchte, aber trotzdem einen anderen Abstiegsweg nehmen will, kann übr den etwas anspruchsvolleren und teilweise seilgesicherten Stangensteig zurück wandern. Dann kommt man auch über eine Brücke, von der aus man einen Blick von oben in die Klamm werfen kann.
Wie kommt man hin?
Mit dem Zug nach Garmisch-Partenkirchen. Dort kann man direkt in die Zugspitz-Zahnradbahn umsteigen und mit dieser bis Hammersbach fahren. Von dort den Wanderwegweisern folgen
Mit dem Auto Auto von München über die A95 und die B2 nach Garmisch-Partenkirchen. Dort über den Ortsteil Garmisch nach Grainau fahren und dort weiter nach Hammersbach. Einzige Parkmöglichkeit ist ein gebührenpflichtiger Wanderparkplatz kurz vor dem Ort.
Im Winter geöffnet?
Nein, die Höllentalklamm ist im Winter nicht begehbar.
Gut zu wissen:
Auch die Höllentalklamm kostet Eintritt und wird über Nacht geschlossen. Die aktuellen Preise und Öffnungszeiten findet Ihr auf www.grainau.de. Auch in die Höllentalklamm darf man sperrige Dinge wie Kinderwagen oder Fahrräder nicht mitnehmen, Hunde sind erlaubt.
Artikel zur Höllentalklamm:
Wanderung durch die Höllentalklamm
Leutaschklamm oder Geisterklamm: Gleich zwei Klammen in Mittenwald
Ein Klammgeist und seine Kobolde sollen in der Leutaschklamm leben und ihr Unwesen treiben. Man kann sie hören, aber nur wenige bekommen sie zu Gesicht. Jahrhundertelang lebten die Menschen in Furcht vor diesen geheimnisvollen Wesen. Jetzt dienen sie dazu, den Aufenthalt in der Klamm für Kinder noch spannender und unterhaltsamer zu gestalten, als er eh schon ist.
Mitmachstationen, ein mit hohen Geländern bestens gesicherter Weg durch die Klamm und natürlich das Naturschauspiel selbst lassen keine Langeweile aufkommen. Der reißende Bach, die schäumende Gischt und die Gumpen, in denen das Wasser in sämtlichen Farbtönen von grün über türkis bis blau strahlt, begeistert schon die Kleinsten. Den Weg durch die Geisterklamm läuft man übrigens komplett auf Gittern mit Blick nach unten in die Klamm. Das ist für manchen schon eine kleine Mutprobe. Aber sobald man die ersten Schritte gemacht hat, kann man sich am Naturschauspiel berauschen.
Auf zwei vorgeschlagenen Wegen, dem blauen Koboldpfad (Länge: 2 km) und dem roten Klammgeist-Weg (Länge: 3 km) kann man durch den Wald und über die Stege wandern, vorbei an vielen Infotafeln und Mitmachstationen. Auf der Wanderung überquert man auch die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Der Klammweg wurde 2006 mit EU-Mitteln als grenzüberschreitender Wanderweg erbaut und ist daher auch kostenlos nutzbar.
Der Wasserfallsteig gleich nebenan besteht schon viel länger. Auf 400 Metern Länge geht man hier, wenige Meter über der Wasseroberfläche, zum Wasserfall. Etwas skurril: Am Beginn des Weges muss man durch eine Eisentür gehen, über der ein großes Schild “Achtung Staatsgrenze” steht. Für diese Klamm muss man einen kleinen Eintritt zahlen, es lohnt sich aber!
Wie kommt man hin?
Mit dem Zug nach Garmisch-Partenkirchen und weiter bis Mittenwald. Vom Bahnhof aus nach Süden zur Innsbrucker Straße laufen und von dort in die kleine Straße “Am Köberl” einbiegen. Am Wald entlang zu den Klammen wandern.
Mit dem Auto Auto von München über die A95 und die B2 über Garmisch-Partenkirchen nach Mittenwald fahren. Die Klammen befinden sich im südlichen Teil von Mittenwald. Im Ort einen Parkplatz suchen oder in Richtung Leutasch fahren und am oberen Klammende auf den gebührenpflichtigen Parkplatz fahren.
Im Winter geöffnet?
Der Wasserfallsteig ist nur im Sommer geöffnet, die Geisterklamm ist durchgehend geöffnet, kann aber bei starkem Schneefall geschlossen werden.
Gut zu wissen:
Der Klammweg ist eine Kombination aus Waldwanderung und dem langen, gut gesicherten, Weg durch die Klamm. Da man auf Gitterböden geht, würde ich diesen Weg für Hunde nicht empfehlen. Verpflegung gibt es im Gasthaus Gletscherschliff, das schön im Wald liegt oder am oberen Ende der Klamm am Parkplatz.
Artikel zur Leutascher Geisterklamm:
Von Mittenwald in die Geisterklamm
Schleifmühlenklamm: Kleine und natürliche Klamm
Die Schleifmühlenklamm, gleich am Ortseingang von Unterammergau gelegen, unterscheidet sich etwas von den anderen Klammen. Hier wandert man größtenteils auf normalen Wanderwegen, denn die Schleifmühlenklamm ist nicht von Felswänden umgeben, sondern in einem bewaldeten Tal gelegen. Trotzdem geht es hier auch mal über Brücken und an einer Stelle sogar ein paar Meter am Drahtseil entlang. Vom Charakter her ist die Schleifmühlenklamm nicht so wild wie die anderen Klammen, sondern etwas idyllischer.
Aber im Gegensatz zu den anderen Klammen kann man hier auch mal direkt ans Wasser kommen. Zwei Wasserfälle sind die schönsten Stellen der Klamm, besondere Aussichtspunkte gibt es gleich mehrere. Da man meist auf normalen Wegen geht, gibt es auch ein paar Bänke am Weg und einige Stellen, an denen Fotosgrafen bequem ihr Stativ aufbauen können, ohne gleich im Weg zu stehen.
Ihren Namen hat die Schleifmühlenklamm von den Wetzsteinmachern, die hier in Unterammergau die Kraft des Klammbachs nutzten, um Wetzsteine für Messer und Sensen herzustellen. Im kleinen Museum am Gasthaus Schleifmühle, direkt am Wanderparkplatz gelegen, kann man eine alte Werkstatt besichtigen.
Wie kommt man hin?
Mit dem Zug von München in Richtung Garmisch-Partenkirchen fahren. In Murnau umsteigen und von dort bis Unterammergau fahren. Über die Dorfstraße zum Liftweg am südwestlichen Ortsrand gehen.
Mit dem Auto: Von München über die A95 und die B2 nach Oberau fahren und dort auf die B23 Richtung Augsburg/Oberammergau fahren. Direkt am Ortseingang Unterammergau nach links abbiegen und den Schildern “Erlebnisberg Steckenberg” folgen. Hinter dem Gasthof Schleifmühle ist der große, gebührenpflichtige Wanderparkplatz.
Im Winter geöffnet?
Ja, die Schleifmühlenklamm kann man ganzjährig besuchen.
Gut zu wissen:
Die Klamm ist kostenfei zugänglich, der Parkplatz kostet eine recht geringe Gebühr. Wichtig für Hundebesitzer: Der Klammweg beinhaltet mehrere Brücken mit Gitterboden. Eine Stelle ist mit einem Drahtseil gesichert, aber im Sommer gut zu gehen.
Artikel zur Schleifmühlenklamm:
Durch die Schleifmühlenklamm bei Unterammergau
Links:
Übersicht über die Klammen bei Zugspitz-Region.de
Buchtipps und Wanderkarte:
Wahnsinnig schön. Das habe ich mir direkt mal abgespeichert und für eventuell nächstes Jahr vorgemerkt 😀
Liebe Grüße
Mel
Die Höllentalklamm und die gesamte Region rund um die Zugspitze (aber die Klamm im Besonderen) sind meiner Ansicht nach gerade auch im Winter immer absolut einen Besuch wert. Einfach nur surreal schön, wenn das Wasser in der Klamm gefroren ist…
“Die Schleifmühlenklamm, gleich am Ortseingang von Oberammergau gelegen…”
Die Schleifmühlklamm liegt in Unterammergau, nicht in Ober…
Hallo Edmund,
danke für den Hinweis! Da ist mir an der Stelle das “Ober” statt dem “Unter” untergekommen. Ich habe es geändert.
Viele Grüße,
Uli
Wünderschöne Natur und Bilder! Habe schon einige Klammwanderungen in Bayern und Österreich gemacht, das Klamm bei der Zugspitze kannte ich aber noch nicht. Im Frühjahr bestimmt auch sehr sehenswert 🙂