Wanderung: Landsham Moos – Ismaninger Speichersee – Neufinsing – Landsham Moos
Wusstet Ihr, dass München sein eigenes Stück Nordsee hat? Naja, die richtige Nordsee ist es natürlich nicht, aber der Ismaninger Speichersee kommt ihr schon sehr nahe. Wenn man bei Sturm auf dem Damm steht, der durch den See führt, kommt schon Meer-Gefühl auf. Salzwasser und Krabbenfischer muss man sich zwar doch noch dazudenken, aber den weiten Blick über das „Meer“ und eine richtige Deichwanderung kann man dort erleben.
Am Ismaninger Speichersee treffen sich die Landkreise München, Ebersberg und Erding. Für mich liegt er so nah, dass ich schnell mit dem Fahrrad hinfahren kann. Im Sommer ist das eine schöne Abend-Tour. Im Herbst und Winter geht es eher mit dem Auto hin, dann gibt’s häufig das erwähnte Sturm-Gefühl.
Und es ist kaum etwas los am Speichersee, übrigens auch im Sommer. Hin und wieder trifft man einen Spaziergänger oder Jogger. Ein paar Angler oder Vogelbeobachter sieht man fast immer. Manchmal ein Radfahrer. Das war’s schon.
Das liegt daran, dass es hier keinerlei touristische Einrichtungen gibt. Der See ist sechs Quadratkilometer groß, zusammen mit den Fischteichen am Südufer sind es sogar fast 10 km². Aber es gibt keinen Bootsverleih, kein Strandbad, kein Restaurant oder Café direkt am See, keinen Campingplatz. Nur ein paar Infotafeln und ein paar Bänke.
Der etwa sieben Kilometer lange und bis zu 1,3 Kilometer breite Ismaninger Speichersee ist ein künstliches Gewässer, er wurde in den zwanziger Jahren für die Stromgewinnung am Mittlere-Isar-Kanal errichtet. Heute ist der Ismaninger Speichersee mit den Fischteichen ein EU-Vogelschutzgebiet.
Nach etwa zwei Dritteln teilt ein Damm den Speichersee in einen West- und einen Ostteil. Und dieser Damm wird der erste Teil der heutigen Wanderung sein. Hinter Landsham-Moos kann man direkt vor der Brücke über die Fischteiche parken.
Wenn man nur den Weg betrachtet, ist die Wanderung recht eintönig, weshalb ich sie auch für Kinder nicht so geeignet finde. Erst geht es geradeaus über den Speichersee-Damm, dann nach rechts über den Deichweg. In Neufinsing um das Speicherwerk herum und dann am Vorfluter entlang wieder zurück zum Ausgangspunkt. Fast immer führt der Weg geradeaus, bis auf zehn Meter gibt es keine Steigung und kein Gefälle. Der Weg selbst ist es also nicht, was die Wanderung interessant macht.
Auf diesem Weg gibt es jedoch einiges zu sehen. Zunächst überqueren wir die letzten Ausläufer der Fischteiche und den Mittlere-Isar-Kanal auf der Brücke, die direkt auf den Damm führt. Der Dammweg ist so breit, dass sich zwei Autos entgegenkommen können.
Nachdem wir den Mittlere-Isar-Kanal überquert haben, verläuft links und rechts des Weges ein schmalerer Dammweg, der den Kanal vom Speichersee trennt. Auch dieser Weg ist begehbar. Nach Osten ist er ist aber eine Sackgasse, da er vor dem Speicherwerk am Ostende des Sees an einem massiven Zaun vor dem Werksgelände endet.
Die Ufer sind bewachsen, so dass es zumindest ein wenig Windschutz gibt. Aber es gibt auch freie Bereiche. Hier kann der Blick über die weite Seefläche schweifen. Je nach Jahreszeit kann man riesige Vogelschwärme beobachten. Im Dezember habe ich viele Graugänse gesehen.
Der See friert im Winter teilweise zu. Der Wind hat das Eis jedoch an den Damm gedrückt, so dass die Eisfläche an manchen Stellen zu tausenden kleiner Schollen und Million Eissplittern zerborsten ist. Die Eissplitter schwappen nun klirrend mit den Wellen an die Betonwände des Damms.
Am Nordende des Damms befindet sich ein Wehr, dass als Durchlass zwischen dem West- und Ostteil des Sees dient. Direkt dahinter ist am am Nordufer angelangt. Der Weg über die Deichkrone nach Westen in Richtung Ismaning ist nur am Wochenende geöffnet. Denn auf der Nordseite des Deiches befindet sich ein großes Testgelände von BMW. In Google Maps ist es gut zu sehen. Bei ihren Tests möchte die Firma ungestört sein, daher ist der Weg mit dem hervorragenden Blick auf die Teststrecke wochentags gesperrt. Auf diesem Deichweg konnte man bis vor einiger Zeit noch Schienenreste einer alten Industrieeisenbahn sehen.
Wir wollen aber sowieso die kleinere Runde nach Osten, zum Speicherkraftwerk in Neufinsing gehen. Also biegen wir rechts ab und gehen an der Schranke vorbei. Dieser zweite Teil der Wanderung findet vollständig auf der Deichkrone statt. Links sehen wir die letzte Kurve des BMW-Testgeländes, dann folgt das Finsingermoos, eine Gegend, die mit „einsam“ nur unzureichend beschrieben ist.
Durch die Bäume kann man die Finsinger Alm sehen, das einzige Restaurant in Seenähe. Nur etwa 350 Meter sind es vom Deich bis zur Alm, als Einkehrmöglichkeit ist die also gut geeignet.
Rechts vom Deich liegt der Ostteil des Speichersees. Obwohl er wesentlich kleiner als der Westteil ist, stellt sich auch hier schon ein „Meergefühl“ ein. Naja, man sieht das gegenüberliegende Ufer natürlich, also einigen wir uns auf “Elbmündungs-Gefühl”.
Das Kraftwerk in Neufinsing stellt den östlichsten Punkt des Speichersees dar, hier ist der Abfluss in den Isarkanal. Leider können wir nicht über den Mauerweg gehen, da dieser zum abgesperrten Werksgelände gehört. Sehr schade, denn jetzt müssen wir den See verlassen und den langweiligsten Teil des Weges an der Straße entlang gehen.
Also verlassen wir den Deich und umrunden das Kraftwerk, ein sehr imposantes altes Gebäude übrigens, auf der Außenseite. Immer rechts haltend kommen wir zur Kreuzung, auch hier geht es nach rechts in Richtung Landsham und Pliening. Dann an der Hauptstraße entlang.
Kurz nach der Tankstelle biegen wir in die Straße „Neubruch“ ein. Diese endet direkt am Deich. Hier gehen wir nach links und wandern den Rest des Weges an Feldern und dem Kanal entlang. Leider nicht mehr auf dem Deich, so dass wir den Speichersee erst ganz am Ende der Wanderung wieder sehen. Der Weg am Kanal entlang führt direkt wieder zum Startpunkt der Wanderung an der Brücke zum Damm.
Wer die ganze Zeit den Seeblick haben möchte, sollte spätestens am Kraftwerk umdrehen, und auf dem Hinweg zurückwandern. Mit Kindern ist es sicher völlig ausreichend, den Blick vom Damm zu genießen und die Vögel zu beobachten.
Dauer und Schwierigkeit:
Der Weg ist sehr leicht zu gehen. Er ist immer breit und fast ohne Höhenunterschiede. Die Wege sind eigentlich Werkswege von eon, sie sind aber für Radfahrer und Fußgänger freigegeben. Auf dem Damm können auch Autos fahren, der Deich darf nur von Radfahrern und Fußgängern genutzt werden. Den gesamten Weg kann man gut in zwei bis zweieinhalb Stunden gehen.
Höhenangaben:
Ismaninger Speichersee: ca. 515 Meter
Essen und Trinken:
Am Nordufer des Speichersees, kurz nach dem Ende des Damms, führt ein Weg etwas hinunter und vom See weg. Von dort sind es wenige hundert Meter zur Finsinger Alm.
Wo muss ich besonders aufpassen?
In Neufinsing führt der Weg an der Staatsstraße entlang, allerdings mit Gehweg. Ansonsten muss man natürlich an allen Wehranlagen aufpassen. Das Ufer des Speichersees ist betoniert, es besteht Gefahr, wenn man in den See fallen sollte. Das sollte aber eigentlich kaum passieren. Mit Kindern muss man natürlich aufpassen.
Ist der Weg für Kinderwagen geeignet?
Der Weg ist grundsätzlich für Kinderwagen nutzbar. Es gibt aber große Schlaglöcher, der Kinderwagen sollte also schon geländetauglich sein. Der letzte Teil des Weges ist ein Landwirtschaftsweg. Mit Buggys wird man keinen Spaß haben.
Wie komme ich hin?
Mit dem Bus kann man bis Neufinsing oder Landsham fahren. Allerdings sind die Busverbindungen, wie üblich auf dem Land, vorrangig am Schülerverkehr ausgerichtet. Außerhalb der Schulzeiten gibt es Rufbusse.
Mit dem Auto kann man auf der St2082 bis Neufinsing zum Speicherkraftwerk fahren und dort die Wanderung beginnen. Oder, ebenfalls auf der St2082 bis Landsham, dort nach Landsham-Moos abbiegen und durch den Ortsteil bis zur Brücke vor dem See fahren. Dort parken.
Links:
ismaninger-speichersee.de, die Website des Speichersees mit vielen Informationen
Website der Finsinger Alm
Der Bloggerkollege Lutz war auch hier und hat seine Eindrücke auf https://zwetschgenmann.de/speichersee/ beschrieben.
Google-Maps-Karte:
Wanderung um den Ismaninger Speichersee auf einer größeren Karte anzeigen
Buchtipps und Wanderkarte:
Hi,
wir sind heute Nachmittag am Speichersee gewesen und wollten die kleine Runde gehen.
Weter war super und man hat ein echtes Deichgefühl. Leider sind wir auf dem Damm zwischen Isar-Kanal uns See gelaufen weil es wirklich super schön ist aber, und darauf wollte ich eigentlich hinweisen, ist das Kraftwerk dann eine Sackgasse und man muss umdrehen. Es gibt zwar am Anfang des Damm ein Schild das auf eine Sackgasse hinweist, das macht aber eher den Eindruck das es nur für Fahrzeuge gedacht ist.
Gruß
Willi
Es gibt eine Einkehrmöglichkeit unweit des beschriebenen Wanderweges: Die “Finsinger Alm” .
Wenn man die Karte oben auf die östliche Umkehrschleife der BMW-Versuchsstrecke schiebt und hineinzoomt, dann sieht man sie. Die “Finsinger Alm” ist eine normale bayrische Wirtschaft und hat im Sommer einen schönen Biergarten mit Baumschatten. Die Gäste sind fast ausschließlich Radler.
Wir sind am Sonntag, den 09.02.2020 am Speichersee gewesen und wollten von Neufinsing aus die kleine Runde gehen. Bis zum Kraftwerk haben wir es geschafft. Dann ging es nicht mehr weiter. Das Tor war geschlossen. So mußten wir den ganzen Weg wieder zurück. Nirgendwo stand ein großes Schild, dass es sich um eine Sackgasse handelt. Wir finden das echt ärgerlich, dass wir den ganzen Weg zurücklaufen mussten.
Ich muß mich leider meinen ” Vorgängern ” anschließen. Dadurch, daß der mittlere Weg , also zwischen Isar-Kanal und östlichem Teil des Speichersees, sehr einladend ist und auch bei super Wetter gerne frequentiert wird, kommt man mit keinem Gedanken auf die Idee, daß das eine Sackgasse sein könnte. Und so wird aus einer ” kleinen Runde” plötzlich ein langer Weg, der sogar in Dunkelheit enden kann. Mit Kindern wäre das ,von Neufinsing aus losgegangen, eine Plage geworden. Denn Sackgassen, besonders umgeben von Wasser und einem großen , eingezäunten Tor und meterhohem Zaun, können einen beklemmende Erfahrung sein, besonders wenn man die Tour wegen eines Rundweges ausgesucht hatte !
Hallo,
vielen Dank für den Kommentar. Der Weg auf dem Damm entlang des Mittlere-Isar-Kanals ist nicht der beschriebene Weg!
Aber da das trotz Beschreibung und Karte offenbar dennoch zu Mißverständnissen führen kann, werde ich den Hinweis in die Beschreibung aufnehmen.
Viele Grüße, Uli
Danke, lieber Uli, für den Tipp, den ich nach nur neun Jahren nun auch befolgt und die gleiche Runde gegangen bin.
Gut, der Hinweis, dass der Damm im Süden eine Sackgasse ist, das vermeidet, den Fehler zu wiederholen.
Ich bin allerdings erst von Landsham im Süden am Feldrand entlang nach Neufinsing gegangen und habe mir die schönere Seite am See und den Mitteldamm für das Ende aufgehoben.
Liebe Grüße Lutz
Der “Ismaninger Speichersee” liegt zu ca. 80% auf Aschheimer Gebiet, hat also mit Ismaning nichts zu tun. Richtige Bezeichnung “Aschheimer Speichersee”
Hallo Manfred,
beide Bezeichnungen werden genutzt, wobei Ismaninger Speichersee die weitaus häufiger verwendet wird.
Auch das Wasserwirtschaftsamt München (https://www.wwa-m.bayern.de/fluesse_seen/gewaesserportraits/ismaninger_speichersee/index.htm) und das StMUV (https://www.stmuv.bayern.de/themen/naturschutz/schutzgebiete/ramsar/ismaning.htm) nutzen den Namen Ismaninger Speichersee. Und die sollten es ja wissen. Der Name wird auch auf den Informationstafeln am See verwendet.
Warum der See aber nach dem Ort Ismaning genannt wurde, weiß ich auch nicht. Vielleicht, weil der Ort Ismaning nahe der an München gerichteten Seespitze liegt?
Viele Grüße
Uli