Winterwanderung: Grandl’s Hofcafé – Toteiskesselweg mit Route Höhenberg und Route Limberg
Diese leichte Wanderung mit wenigen Höhenmetern führt über Wiesen und durch Waldstücke zu zahlreichen Toteiskesseln, die östlich von Haag in Oberbayern als Hinterlassenschaft der letzten Eiszeit liegen. Auf zwei miteinenader verbundenen Routen kann man den gesamten Weg in gut zweieinhalb Stunden begehen. Danach hat man genug getan, um sich eines der großen Tortenstücke im Café am Start- und Endpunkt zu gönnen.
Wir starten am Parkplatz bei bei Grandl’s Hofcafé, das auf einer Anhöhe östlich von Haag steht. Hier am Parkplatz beginnt der Wanderweg an einer großen Tafel, die den Wegverlauf zeigt und auf der Rückseite die Entstehung der Toteiskessel erläutert.
Aus einer Metallbox an der Tafel könnt Ihr eine Infobroschüre mit dem Streckenverlauf der beiden Routen und Informationen zu den einzelnen Toteiskesseln mitnehmen.
Zu Beginn teilen sich beide Routenvarianten denselben Weg. Zunächst gehen wir vom Parkplatz an der Infotafel vorbei nach Süden. Bei gutem Wetter sehen wir am Horizont die Berge der Chiemgauer Alpen. Rechts neben dem Weg liegt schon der erste Toteiskessel in der Wiese, den wir auch gleich verpasst haben. Deshalb gibt’s auch kein Foto davon.
Was sind Toteiskessel?
Die Toteiskessel oder Toteislöcher im oberbayerischen Voralpenland sind am Ende der letzten Eiszeit, der Würmeiszeit, vor etwa 10.000 Jahren entstanden. Als Toteis wird Gletscheis bezeichnet, das nicht mehr mit dem Gletscher verbunden ist. Als sich die Gletscher gegen Ende der Eiszeit zurückzogen, blieben einzelne Eisbrocken zurück. Meist waren sie mit Sedimenten und Sand bedeckt, so dass sie erst im Laufe der Zeit abschmolzen.
Zurück blieb eine trichterförmige Erdmulde, der sogenannte Toteiskessel. Je nach Tiefe des Lochs und je nach Fortschreiten der Verlandung können aus den Toteislöchern Seen, Moore oder Sumpfwiesen entstehen oder sie verlanden komplett. Durch die unterschiedlichen Verlandungsstadien unterscheidet sich die Flora und Fauna an den einzelnen Toteislöchern. Besonders Gräser und viele Insektenarten sind hier im Sommer zu beobachten.
Die Toteiskessel entlang des Haager Toteiskesselwegs liegen am äußeren Endmoränenwall (Kirchseeoner Stadium) des Gletschers, der aus dem Inntal ins Alpenvorland reichte. Diese Löcher sind vergleichsweise klein. Wesentlich größer sind die Seen der Eggstätt Hemdorfer Seenplatte nördlich des Chiemsees, der ebenfalls durch die Eiszeit entstand.
Umfangreiche Informationen zur Entstehung der Toteiskessel bei Haag, zur Fauna und Flora und zum Wegverlauf findet Ihr in der Infobroschüre am Parkplatz und im Web unter www.toteiskessel.de.
Der Winter mit schneebedeckter Landschaft ist sicher nicht die ideale Jahreszeit, um einen Toteiskesselweg zu erwandern, da die namensgebenden Toteiskessel zugefroren und teilweise schneebedeckt sind. Auch die vielfältigen Pflanzen- und Tierarten sind im Winter nicht zu beobachten. Vor allem die Insekten, wie z.B. verschiedene Libellenarten, fehlen natürlich derzeit. Aber als leichter Wanderweg eignet sich der Toteiskesselweg trotzdem sehr gut.
Wir gehen also auf der schmalen und sehr wenig befahrenen Straße nach Süden. Nachdem wir die Garser Straße gekreuzt haben, gelangen wir bald zu einem Hof. Direkt am Wegkreuz biegt der sehr gut ausgeschilderte Weg nach links ab.
Über einen Feldweg gehen wir nun direkt auf die Bundesstraße 15 zu, die wir durch einen Tunnel unterqueren.
Direkt hinter dem Tunnel biegt der Weg erneut scharf links ab. Mehrere Schilder an der Kreuzung zeigen, dass hier wohl einige Wanderer falsch gelaufen sind. Inzwischen sollte aber jeder den richtigen Weg finden, der nun für wenige Meter neben der Straße verläuft, bevor er rechts in den Wald führt.
Hier im Wald kommen wir gleich an fünf ausgeschilderte Toteislöchern vorbei, alle mit einer Nummer an einem Findling markiert.
Die Findlinge, etwa kniehohe Felsen, sind aus unterschiedlichen Gesteinsarten, die in der Broschüre erklärt werden. Einige sind aus Granitgneis, andere aus Glimmerschiefer, Augengneis, Nagelfluh oder Flasnergneis. Was der Gletscher damals so hergeschafft und liegengelassen hat.
Manche der Toteislöcher sieht man direkt vom Hauptweg aus, zu anderen führen kurze Stichwege, die meist nur wenige Meter lang sind. Kurz nach dem Kessel mit der Nummer drei und dem düsteren Namen „Zum Deifi owe“ (Zum Teufel hinunter), verlassen wir den Wald. Links liegt noch Toteiskessel Nummer vier, dann gehen wir auch schon auf den großen Hof „Maxau“ zu.
Vor dem Hof, an der Aussichtsbank unter dem Baum, teilt sich der Weg. Nach rechts führt die Höhenberger Route, nach links die Limberger Route. Wir sind zuerst die Limberger Route gegangen. Der besseren Beschilderung wegen bietet es sich aber an, zunächst die Höhenberger Route zu gehen und dann auf die Limberger Route zu wechseln, wenn man beide Wege gehen will.
Aber erst einmal sollte man sich den Blick nach Süden gönnen. Von der Aussichtsbank unter den Bäumen aus haben wir die Chiemgauer Berge im Blick, allen voran die an ihrem Felskamm leicht erkennbare Kampenwand und links daneben die pyramidenförmige Hochplatte.
Die Höhenberger Route führt jetzt wieder am Waldrand entlang, mit einem schönen Blick in Richtung Höhenberg. Nach dem Deifi kommen wir nun auch noch „Zua Hoi“, also in die Hölle. Zumindest, wenn wir dem Stichweg in den Wald folgen.
Und tatsächlich, hier ist es passiert: Die Hölle ist zugefroren! Also zumindest der gleichnamige Toteiskessel. Der hat seinen Namen vermutlich daher, dass es steil hinab geht zum kleinen, abgelegenen Toteisweiher.
Schnell wieder zurück. Der Weg führt kurz durch einen Hohlweg im Wald, dann ist auch schon der Hof Höhenberg erreicht. Von hier aus, dem südlichsten Punkt der Wanderung, ist der Blick auf die Berge noch einmal besser.
Der Weg führt nun nach links, über die Straße gehen wir nach Norden, wieder in Richtung Wald und zu den Toteislöchern sechs bis acht. Die beiden letzten zählen zu den größten Kesseln dieser Tour. Kurz darauf kommt eine Weggabelung.
Wer nur die Höhenberger Route gehen will, nimmt den Weg nach links, der zurück nach Maxau führt. Das große Hofgebäude ist schon gut zu sehen. Wer zusätzlich noch auf der Limberger Route wandern möchte, geht geradeaus weiter. Vier weitere Toteiskessel (Nummer 9-12) und die Kirche Limberg liegen noch auf dieser Route.
Wir wandern weiter nach Norden, links der Wald, rechts das Feld. Kurz nachdem wir in den Wald gegangen sind, kommen wir an eine Kreuzung mehrerer Wege. Hier liegt rechts auch der Kessel Nummer neun. Es ist die einzige Stelle, an der die Orientierung nicht ganz eindeutig ist.
Wir biegen nach rechts ab, nehmen nach dem Stein mit der „9“ nicht den ganz rechten Weg bergab, sondern den leicht ansteigenden Weg. Auf diesem geht es weiter durch den Wald, dann auf freiem Feld nach rechts und dann, an den großen Hochspanungsmasten, spitz nach links über den Weg zwischen den Feldern.
Nachdem wir am Wald entlanggelaufen sind, biegt der Weg noch einmal nach rechts ab. Jetzt sind wir schon fast am Ziel. Zwei weitere Toteislöcher kommen noch, dazu zeigt sich schon die Kirche Limberg, die auf einem Hügel steht. Kurz vor der Kirche und einem Hof verkündet das letzte Schild das Ende des Toteiskesselwegs.
Die Kirche ist nur nach vorheriger Anmeldung am danebenliegenden Hof zu besichtigen. Weitere Informationen hierzu findet Ihr in der Infobroschüre.
Auf dem Rückweg biegen wir nicht gleich wieder am Waldrand ab, sondern eghen weiter geradeaus bis zu den nächsten Häusern, wo der Weg nach links wieder in den Wald führt. Am Kessel Nummer neun erreichen wir wieder den Hinweg. Zurück zur Abzweigung geht es dann nach rechts wieder zurück nach Maxau und von dort auf dem Hinweg zurück zum Parkplatz bei Grandl’s Hofcafé.
Die Wanderung auf dem Toteiskesselweg ist im Winter eine schöne, ruhige Tour, die in leichtem auf und ab durch eine von Gletschern geformte Voralpenlandschaft führt. Mal durch den Wald, mal über Wiesenflächen, an mehreren Höfen vorbei ist die Wanderung unspektakulär abwechslungsreich. Wer sich näher für die Toteiskessel und die vielfältige Flora und Fauna um diese Kessel herum interessiert, sollte noch einmal im Sommer wiederkommen.
Dauer und Schwierigkeit:
Die Runde wird mit zweieinhalb Stunden Dauer angegeben und das passt auch gut, wenn man beide Varianten kombiniert. Der Weg ist leicht zu gehen und hat nur leichte Höhenunterschiede.
Höhenangaben:
Die gesamte Wanderstrecke liegt etwa zwischen 500 und 530 Metern Höhe.
Essen und Trinken:
Grandl’s Hofcafé liegt direkt am Wanderparkplatz, bzw. der Parkplatz ist direkt neben dem Café/Restaurant. Weitere Einkehrmöglichkeiten gibt es auf der Wanderung nicht, dafür im Ort Haag.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Normale Vorsicht bei Spaziergängen/Wanderungen, nichts besonderes.
Wandern mit Hund:
Die Runde ist auch für Hunde gut zu gehen. Mit Pferden ist auch im Winter zu rechnen, Trinkmöglichkeiten für Hunde gibt es an den Toteiskesseln, sofern sie nicht zugefroren sind.
Wie komme ich hin?
Mit Bahn und Bus: Es gibt ein paar Verbindungen mit dem Bus 9410 von München nach Haag. Wenn man keine passende direkte Verbindung bekommt, wird die öffentliche Anfahrt aufwändig und zeitraubend: Mit dem RB 40 (München – Mühldorf) bis Schwindegg oder Mühldorf fahren, von dort mit dem Bus nach Haag. Andere Verbindungen führen über Wasserburg am Inn. Von Ortszentrum Haag aus kann man über die Lerchenberger/Garser Straße bis zum Beginn des Wanderwegs laufen.
Mit dem Auto: Von München aus über die A94 bis zur Ausfahrt Hohenlinden fahren. Dort auf die B12 in Richtung Passau wechseln und bis Haag Ost fahren. Rechts ab, im Kreisverkehr die zweite Ausfahrt nehmen und 100 Meter weiter nach links zu Grandl’s Hofcafé abbiegen. Der Parkplatz ist direkt neben dem Gebäude.
Links:
Die Website zum Toteiskesselweg mit dem Faltblatt zum Selbstaudrucken.
Die Homepage von Grandl’s Hofcafé
Eine Variante des Weges mit Besuch der Burg Haag bei hurra-draussen.de
Wanderkarte: