Reykjanes: Das Geothermalgebiet Gunnuhver und die Meerwasserpools von Brimketill
Zwei wie Feuer und Wasser, das kann man bei den Sehenswürdigkeiten Gunnuhver und Brimketill ganz wörtlich nehmen. Das Geothermalgebiet Gunnuhver liegt ganz im Südwesten der Halbinsel Reykjanes und gilt als das heißeste Hochtemperaturgebiet von ganz Island. Nahe der Erdoberfläche werden Temperaturen bis zu 300 Grad gemessen. An der nahen Felsküste Brimkettil spürt man die Kraft des Atlantiks besonders stark, dessen Wellen unter infernalischem Lärm und mit hoch aufschießender Gischt an die Küste branden.
Das Geothermalgebiet Gunnuhver
Hochtemperaturgebiete haben wir auf der Reise rund um Island schon einige besucht: Das ebenfalls auf Reykjanes liegende Geothermalgebiet Setún war das erste Geothermalgebiet, das wir auf unserer Reise besichtigt haben.
Natürlich haben wir Geysir und Strokkur besucht mit der bekannten Wasserfontäne des Strokkur. Besonders groß ist das Gebiet Hverarönd / Hverir am Námafjall. Nun also Gunnuhver, das sogar noch größere Erdlöcher hat als ist als Hverarönd / Hverir, aber für Besucher nicht so weitläufig ist.
Hier sehen wir zum ersten Mal mit eigenen Augen, wie zerstörerisch die Kräfte der isländischen Unterwelt tatsächlich sind. Ein Teil des Holzbohlenweges, auf dem wir gehen, ist neu angelegt. Der alte Weg ist zerstört, ein letztes Stück führt geradewegs in einen neu entstandenen Krater, aus dem dicke Dampfwolken aufsteigen.
Auf einer Tafel am Weg wird die Herkunft des Namens „Gunnuhver“ beschrieben, denn zu einem so wilden Ort wie Gunnuhver gibt es natürlich auch eine isländische Sage.
Die Sage der Gunna
Guðrun Önundardóttir, genannt Gunna, lebte einer im Jahr 1703 durchgeführten Volkszählung zufolge in der Kate Kirkjuból in Sandgerði.
Als sie ihrem Vermieter Vilhjálmur Jónsson die Schulden nicht mehr zahlen konnte, nahm er ihr ihren einzigen Besitz, einen Kessel. Daraufhin wurde Gunna wahnsinnig und starb.
Als ihr Sarg zum Friedhof getragen wurde, merkten die Sargträger, wie dieser immer leichter wurde. Während sie die Grube aushoben, hörten sie eine Stimme, die flüsterte: „Nicht tief graben, will nicht lange liegen.“
In der Nacht nach Gunnas Begräbnis wurde ihr Vermieter übel zugerichtet und mit gebrochenen Knochen tot auf einem Feld gefunden, bald darauf starb auch seine Frau. In der Folgezeit spukte Gunna weiter in der Gegend. Sie erschien den Menschen, woraufhin diese verrückt wurden oder starben.
Man suchte Rat beim Pastor Eiríkur von Vogsósar. Der zauberkundige Pastor sollte Gunnas Spuk bannen. Er gab ihnen ein Wollknäuel. Gunna sollte das lose Ende fassen, dann sollten sie das Knäuel an eine Stelle rollen, an der Gunna keinen Schaden anrichten könnte. Das Wollknäuel rollte in eine Quelle. Gunna folgte dem Faden und stürzte in die Quelle, die seither Gunnuhver heißt.
Gunnas Spuk hatte ein Ende, doch manchmal sollen Hellsichtige sie noch auf dem Kraterrand balancieren sehen können.
Wie auch in den anderen Hochtemperaturgebieten färben die Ablagerungen der austretenden Gase die Erde in verschiedenen Gelb-, Rot- und Graublautönen. Im Hintergrund sehen wir das Suðurnes-Kraftwerk und Anlagen des Iceland Deep Drilling Project zur Erforschung geothermaler Energie.
Abgesehen von diesen technischen Gebäuden ist die gesamte Umgebung, wie überhaupt der Großteil der Reykjanes-Halbinsel, durch rauhe, schwarze Lavalandschaften geprägt, auf denen nur spärliche Vegetation wir Flechten oder Moose, höchstens ein paar Gräser, wächst. Es ist eine faszinierend unwirtliche Gegend.
Wir sind von Grindavík über die Straße 425 nach Gunnuhver gefahren. Etwa zwei Kilometer vor der Abfahrt dorthin fielen uns der Abzweig nach Brimketill und der Parkplatz auf, der nur wenige Meter von der Straße 425 entfernt liegt. Vom Parkplatz aus ist es nur ein kurzer Fußweg zur Küste von Brimketill. Hier finden wir das komplette Gegenteil zu den heißen Quellen von Gunnuhver.
Die Pools von Brimketill
Die felsige Südwestküste von Reykjanes besteht aus schroffem und scharfkantigem schwarzem Lavagestein, gegen das unablässig die Wellen des Nordatlantiks schlagen. Die Besonderheit an diesem Küstenabschnitt sind aber zwei Wasserbecken, die hier, je nach Gezeiten und Wetter, sichtbar sind.
Im Gegensatz zu den beliebten isländischen Badepools, in denen man im warmem Thermalwasser baden kann, sind die zwei Becken von Brimketill („Brandungskessel“) mit dem kalten Salzwasser des Nordatlantiks gefüllt.
Ein Bad in einem der Pools wäre nicht nur sehr kalt, sondern häufig auf lebensgefährlich. Zu stark kan die Brandung hier sein, dazu wäre der Abstieg über die Lavafelsen ebenfalls gefährlich. Sicherer ist der Blick von der Plattform, die an der Oberkante der Felsküste errichtet wurde.
Aufpassen muss man trotzdem und man hat auch gute Chancen, hier richtig nass zu werden. Wir haben es für Euch getestet: Ja, das hat geklappt, wir sind richtig nass geworden. Die Kamera hat es gerade noch überlebt.
So war es bei unserem Besuch: Die Brandung war super, wir sind richtig nass geworden, aber die Pools haben wir in der aufgewühlten See nicht sehen können, so dass wir Euch nur die Fotos auf bestoficeland.ch und visitreykjanes.is empfehlen können.
Hinweis: Sowohl an Gunnuhver als auch an Brimketill drohen potenziell tödliche Gefahren, so dass es hier besonders wichtig ist, auf den angelegten Wegen zu bleiben und Warnhinwiese zu beachten.
Anfahrt zu Gunnuhver und Brimketill
Von der Ortschaft Grindavík an der Südküste von Reykjanes führt die Straße 425 nach Westen und weiter nach Norden bis sie bei Havnir zur 44 Richtung Keflavík wird. Etwa 11 Kilometer westlich von Grindavík zweigt die Zufahrt zum Parkplatz von Brimketill links (südlich) von der Straße ab. Etwa drei Kilometer weiter nach Westen zweigt die Zufahrtsstraße nach Gunnuhver ebenfalls nach links ab. Wenn man der Straße 425 weiter, nun nach Norden, folgt, fährt man direkt weiter zur „Brücke zwischen den Kontinenten“.
Links zu Gunnuhver:
Viele weitere Informationen und Fotos zu Gunnuhver findet Ihr auf nordbilder.com mit einer Rundfahrt durch West-Reykjanes, auf inreykjavik.is und bei schwarzaufweiss.de
Links zu Brimketill:
Informationen und ein schönes Foto vom Brimketill-Pool gibt es bei bestoficeland.ch
Ein Video und ein Drohnenfoto aus großer Höhe seht Ihr bei visitreykjanes.is. Dazu Gefahrenhinweise (auf Englisch), die Ihr unbedingt beachten solltet.
Buchtipps und Wanderkarte: