Hvítserkur

Islands Norden: Am Basaltfelsen Hvítserkur

Nur wenige Meter vom Ufer des Hunafjords entfernt steht ein versteinerter Troll im Wasser, der Hvítserkur. Er dürfte einer der meistfotografierten Felsen Islands sein, obwohl er weitab größerer Siedlungen steht und die Fahrt zu ihm über schlaglochübersäte Gravelroads schon etwas abenteuerlich ist. Belohnt wird man mit einem wirklich unvergesslichen Anblick des bizarr geformten Monolithen in der Weite des Fjords.

Der Hvítserkur im Hunafjord, was für ein tolles Fotomotiv!

Der Hvítserkur im Hunafjord, was für ein tolles Fotomotiv!

Selbstverständlich gibt es eine Sage, wie der Hvítserkur vor die Ostküste der Halbinsel Vatnsnes kam, wir sind schließlich in Island: Vor langer Zeit versuchte ein Troll das Kloster Þingeyrar, das sich etwa vier Kilometer entfernt am anderen Ufer des Húnafjörður befand, mit Steinen und Felsbrocken zu bewerfen. In seinem Zorn achtete er nicht auf den Sonnenaufgang und so erstarrte er im Sonnenlicht zu Stein. Seitdem steht der arme Troll im Wasser des Húnafjörður.

Sehr zur Freude von Eissturmvögeln und Möven, die den Felsen als Nistplatz nutzen und ihn kräftig mit ihrem weißen Kot vollspritzen. Daher stammt auch sein Name, „Hvít-serkur“ soll in etwa „Weißes Hemd“ bedeuten.

Das Kloster Þingeyrar, dem der Zorn des Trolls galt, gibt es übrigens nicht mehr, an seiner Stelle steht heute die Kirche Þingeyrakirkja.

Der Hvítserkur mit einigen Personen als Größenvergelich

Der Hvítserkur mit einigen Personen als Größenvergelich

Dass der Hvítserkur eines unserer Ziele auf der Rundstraßen-Rundfahrt sein würde, stand fest. Aber irgendwie hatte ich doch eine andere Vorstellung von ihm. Ich erwartete eine viel größere Felseninsel mit einem Loch, draußen vor Islands Nordküste im Meer. Eine Insel, die so groß ist, dass ein Haus oder Leuchtturm darauf steht. Wie immer ich darauf kam, weiß ich nicht mehr. Haben sich möglicherweise Bilder vom Hvítserkur und Dyrhólaey an der Südküste überlagert? Wäre möglich.

Natürlich steht der Hvítserkur nicht mitten im Meer, sondern nur wenige Meter vom Ufer entfernt im Hunafjord. Und er ist auch nur etwa 15 Meter hoch und mit etwa zwei Metern Breite so schmal, als hätte jemand eine Felsplatte senkrecht in den Meeresboden gerammt. Grund genug, diesen ungewöhnlichen Burschen zu besuchen.

Vom Parkplatz aus gehen wir über einen Pfad nach Nordosten zum Ufer. Eine kleine hölzerne Aussichtsplattform bietet einen schönen Blick auf den Basaltfelsen, der einige Meter unterhalb im Fjord steht. Wir haben Glück, als wir dort sind, ist gerade Niedrigwasser. Der Hvítserkur steht im Schlick und ist zu Fuß erreichbar.

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Das südlichen Ende des Húnafjörður

Das südlichen Ende des Húnafjörður

Es lohnt sich also, am steilen Ufer die etwa zwanzig Meter hinabzusteigen, um bis zum Felsen zu gehen. Ein gut sichtbarer, aber sehr steiler Pfad beginnt direkt neben der Plattform. Er ist teilweise wirklich schmal und steil, dass man schon mal an den feuchten Felsen fassen muss, um sich festzuhalten. Aber es ist durchaus machbar, wenn man gut zu Fuß ist. Vom Parkplatz aus nach rechts soll es einen weiteren, nicht so steilen Pfad geben, den wir aber nicht gegangen sind.

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Unten angekommen, stehen wir auf dem festen Sandboden und umgehen die flachen Wasserstellen, um direkt an den Hvítserkur zu gelangen. Wir suchen schöne Fotoplätze und warten, bis diese eine Gruppe, die direkt am Fels steht, endlich wirklich jede Person aus allen nur denkbaren Blickwinkeln fotografiert hat und sich auf den Rückweg macht. Ich war kurz davor, die ganze Gruppe zu verfluchen, damit auch sie versteinern und besser ins Bild passen.

Der Blick von oben zeigt den Hvítserkur in der Weite des Fjords

Der Blick von oben zeigt den Hvítserkur in der Weite des Fjords

Großartig, endlich sie sind weg, auch ohne Fluch. Jetzt aber schnell, bevor wieder jemand ins Bild springt. Und tatsächlich, wir können einige Fotos machen, auf denen wirklich nur der versteinerte Troll steht.

Zu viele Leute wird man hier aber vermutlich nicht treffen, der relativ langen und unbequemen Anreise sei Dank. Auch die Größe des Parkplatzes deutet an, dass hier nicht allzu viele Besucher gleichzeitig sind.

Als Fotomotiv ist der Hvítserkur wirklich toll. Ein Zusammenspiel aus dem ungewöhnlichen Felsen, der weiten Wasserfläche, dem Himmel und der unberührten Landschaft der Ufer. Bei Niedrigwasser komt noch der dunkle Sand des Meeresbodens hinzu. Wir hatten Glück, das Wetter war gut, wenn auch nicht mehr richtig sonnig.

Eine schöne Perspektive haben wir aber verpasst: Von oben lässt sich der Hvítserkur über den roten Einschnitt des Bachs fotografieren, Ihr könnt es im Bericht der Phototravellers sehen.

Das ungewöhnliche Aussehen des Hvítserkur regt die Fantasie an. Manche sehen in ihm einen Dinosaurier oder ein großes Tier. Auch mich hat er an ein großes, trinkendes Tier erinnert, vielleicht ein Nilpferd. In Hvammstangi haben wir eine Abbildung gesehen, die ihn als Troll zeigt. Er steht gebückt, daher ragt der Kopf kaum über den Körper. Mit der rechten Hand stützt er sich auf eine Keule.

Rechts am Fuß wurde der Hvítserkur schon vor einigen Jahren mit Beton verstärkt, da seine schmal aufragende Form der fortschreitenden Erosion nicht mehr standzuhalten drohte. Um ihn vor dem Umkippen zu bewahren, wurden die Betonverstärkungen angebracht, die aber mittlerweile kaum noch auffallen.

Anfahrt zum Hvítserkur

Von der Ringstraße aus Nordosten kommend sind wir kurz hinter Lækjamót in die Straße 716 eingebogen und sind diese bis zum Ende gefahren. Dann nach rechts in die Straße 711, die westlich des Sees Vesturhópsvatn nach Norden führt. Alternativ kamm man die Straße 717 im Osten des Sees fahren, die ebenfalls auf die 711 trifft. Etwa 25 Kilometer sind es, die wir von der Einmündung der Ringstraße zum Hvítserkur fahren müssen.

Beide Straßen sind Gravel Roads, also nicht asphaltierte, aber befestigte Straßen, die aber von erstaunlich großen Schlaglöchern übersät sind. Entsprechend langsam kommen wir voran, hinten im Campervan klappern ständig Teller, Tassen und Töpfe. Und wir hoffen, dass der tapfere rote Camper auch diese Straßen ohne Achs- und Federbruch übersteht.

Kurz bevor wir den Hvítserkur erreichen, befindet sich auf der linken Seite das Ósar Hostel mit einem kleinen Geschäft und, auch wichtig, einer öffentlichen Toilette. Wenige hundert Meter später zweigt rechts die Zufahrt zum Hvítserkur Parkplatz ab.

Links:
Ihr wollt Euren Besuch des Hvítserkur auf die Gezeiten abstimmen? Auf meerestemperatur.de findet Ihr die Tidenzeiten für Island. Orientiert Euch an den Zeiten für Akureyri oder Húsavík.
Weitere Artikel und tolle Fotos zum Hvítserkur findet Ihr bei phototravellers.de, blissandjaunt.de und jpcity.de. Den Hvítserkur vor Nordlichtern seht Ihr bei fullsuitcase.com.
Fotos und Informationen (auf Englisch) zur Þingeyrakirkja findet Ihr bei guidetoiceland.is

Buchtipps und Wanderkarte:

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