Islands Norden: Ein weißer Stuhl auf einem Parkplatz
Wir sind begeistert, als wir auf dieses gewaltige Nichts blicken. Von unserem etwas erhöhten Standpunkt aus sehen wir hinunter wir auf eine Mondlandschaft. Nichts als braunes bis schwarzes Lavagestein, eine riesige Steinwüste. Begrenzt wird sie von einer Bergkette, die ebenfalls aus nichts als braunem Vulkangestein besteht. Nur das schmale Band der Ringstraße, die sich geschwungen durch die Ödnis zieht, zeigt, dass wir uns tatsächlich noch auf der Erde befinden.
Wir sind auf dem Weg von Stöðvarfjörður zum Mývatn. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Den Mývatn werden wir an diesem Tag nicht mehr erreichen, weil wir noch einmal falsch abbiegen werden. Eigentlich genau richtig, denn dieser Abzweig wird uns zu Orten führen, die wir auf unserer Reise nicht eingeplant haben. Aber das wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, als wir auf den Parkplatz einbiegen.
Von Egilsstaðir aus sind wir auf der Ringstraße durch ein langgezogenes grünes Tal gefahren, vorbei an vielen Wasserfällen, von denen jeder einzelne in Deutschland eine Touristenattraktion gewesen wären. Hier im Norden von Island liegen sie, unerschlossen und weitgehend unbeachtet, fast direkt neben der Ringstraße.
Ein paar abgelegene Bauernhöfe und manchmal kleine Siedliungen haben wir passiert, bevor wir in das gänzlich unewohnte Gebiet gefahren sind. Außer der Ringstraße gibt es nun nichts von Menschenhand gemachtes mehr. Auch wenn der Blick weit über die Landschaft geht, wir sehen keine Dörfer oder einzelne Häuser, keine Strommasten, rein gar nichts. Nur Landschaft, die zusehends karger wird.
Entlang der Straße sehen wir immer wieder Schlder, die auf verlassene Bauernhöfe hinweisen. Diese sind jedoch, sollten sie nahe der Straße gewesen sein, restlos verschwunden.
Und dann fahren wir auf den Parkplatz, der ein paar MEter neben der Ringstraße liegt. Warum er gerade hier angelegt wurde? Als Aussichtspunkt? Wurde er im Zuge des Baus der Ringstraße angelegt? Dient er als Hubschrauberlandeplatz oder als Parkplatz für einen Winterdienst? Alles erscheint möglich, Erklärungen gibt es nicht.
Das einzige Extra, dass dieser Parkplatz bietet, ist dieser Stuhl aus weiß gestrichenem Holz. Wie ein Thron ist er gebaut, mit breiten Armlehnen. Eine der Lehnen ist allerdings schon so lose, dass sie immer wieder abfällt. Und auch die in die Rückenlehne geschnittenen Herzen nehmen dem Stuhl doch einiges von der Thronhaftigkeit.
Trotzdem, natürlich setzen wir uns auf diesen Stuhl. Und sobald man auf diesem Stuhl sitzt, fühlt man sich wie der König dieser Gegend, ganz im Westen von Austurland im Nordosten Islands. Probiert es aus!
Natürlich funktiniert das nur, wenn nicht schon andere darauf warten, für ein Erinnerungsfoto Platz nehmen zu können. Aber wir hatten Glück, wir waren ganz alleine hier. Heute ein König!
Wer hat den weißen Stuhl hierher gestellt und zu welchem Zweck? Auch das wird nicht erklärt, man kann nur spekulieren. Aber es ist nicht das erste Sitzmöbel, dass wir hier auf Island in der Landschaft stehen sehen. Am ersten Tag unserer Reise haben wir, irgendwo im Südwesten, am Rand eines Ortes ein Sofa gesehen, daneben eine Stehlampe. Und wenn ich mich richtig erinnere, stand sogar ein Fernseher auf einem Tisch davor.
Und Am Vortag sahen wir, an der Küstenstraße nördlich von Höfn, einen großen, roten Stuhl auf einem Felsen stehen. Warum nur? Hier nur ein kleiner Hinweis an alle Geocacher: Diesen roten Stuhl solltet Ihr Euch mal genauer ansehen.
Das Fazit: Wenn Ihr auf der Ringstraße Island umrundet, fahrt auf den Parkplatz mit dem weißen Stuhl. Der Ausblick von diesem Parkplatz ist sehr beeindruckend. Während unserer Reise um die Insel haben wir dauernd unglaublich beeindruckende, menschenleere Landschaften gesehehn. Aber hier auf diesem unscheinbaren Parkplatz mitten im Nichts ist mir die unglaubliche Weite und Leere der isländischen Landschaft am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben.
Ein besonders beeindruckendes Fotos des weißen Stuhls seht Ihr bei fineartamerica.com. Und auch bei rent.is ist er zu sehen.
Auf Google Maps findet Ihr den Parkplatz unter dem Marker “Parking de la chaise blanche”
Buchtipps und Wanderkarte: