Klammwanderung, leicht, 200 Hm: Seisenbergklamm in Weißach bei Lofer
Eine sehr spektakuläre Klammwanderung ist die Tour durch die Seisenbergklamm in Weißbach bei Lofer im Salzburger Land. Ein schmaler Holzsteg führt, teils neben, teils über dem wilden Weißbach mitten hinein in eine lange, enge Schlucht. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Das Bergsteigerdorf Weißbach zwischen Lofer und Saalfelden im Salzburger Pinzgau ist für seine Klettersteige in allen Schwierigkeitsgraden bekannt, aber auch für seine Naturdenkmäler Seisenbergklamm, Vorderkaserklamm und Lamprechtshöhle. Heute geht es in die Seisenbergklamm, die direkt am Ortsrand beginnt.
Die Kasse befindet sich im Haus des Klammstüberls, in dem man vor oder anch der Tour einkehren kann. Und dann geht es auch sofort los in die Klamm.
Auf den ersten Metern wandern wir über einen Schotterweg neben dem Weißbach. Am anderen Bachufer liegt ein Sägewerk. In früheren Zeiten stand hier die Bindermühle, in der mit Hilfe der Wasserkraft Getreide gemahlen wurde. Später wurde die Mühle zum Sägewerk umgebaut.
Interessant ist die hölzerne Wasserleitung oberhalb des Weißbachs, aus der an vielen Stellen das Wasser heraustropft oder in dünnen Fäden herunterläuft. Im Weißbach liegen riesige Felsbrocken, neben denen wir nun über eine Treppe bis zur Höhe der Wasserleitung aufsteigen.
Und damit beginnt der hölzerne Steg, über den wir durch die Seisenbergklamm gehen werden. Der Steg führt immer wieder über Treppen bergauf, seltener bergab und führt uns über einige Kurven in das immer schmaler werdende, dicht bewachsene Tal.
Dann wird es so eng, dass der Steg direkt über den Weißbach gebaut wurde. Wir sind jetzt in der sogenannten Dunkelklamm. Hier stehen die Felswände so schmal, dass wir links und rechts an den Fels fassen können.
Durch die Enge der Klamm kommt auch kaum noch Sonnenlicht, so dass es hier wirklich ziemlich düster ist. Wenn Ihr fotografieren wollt, schraubt die ISO-Zahl hoch und höher!
Einige Meter unter uns schießt das Wasser des Weißbachs mit ohrenbetäubendem, nie endendem Lärm durch die Schlucht. Dieser Teil der Seisenbergklamm ist der spektakulärste. Ein unglaublich beeindruckendes Naturschauspiel.
Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12000 Jahren hat sich der Bach hier immer tiefer in den Fels aus Kalkstein gegraben, hat runde Strudelkessel ausgewaschen und den Felswänden der Schlucht eine runde, teils domkuppelartige Gestalt gegeben. An einer Stelle hat das Wasser sogar ein Loch in den Fels gefräst.
Der hölzerne Klammsteg wurde 1831 angelegt, als Triftweg. Wie in anderen Klammen auch wurde über den Weißbach und durch die Seisenbergklamm Holz getriftet. Bei der Holztrift wurden Holzstämme oben in den Bach geworfen und durch die Kraft des Wassers nach unten transportiert.
In Klammen, in denen die Wassermenge alleine nicht ausreicht, wie in der nahen Aschauer Klamm, wurden oberhalb Klausenbauwerke gebaut, die das Wasser stauten, bis es dann in einem Wasserschwall abgelassen wurde.
Triftknechte mussten in gefährlicher Knochenarbeit dafür sorgen, dass sich die Stämme nicht verkeilten und Sperren bildeten. Bei der Arbeit sollen sie in der Klamm manchmal eine Stimme gehört haben, die „Holt’s mi aussa, holt’s mi aussa!“ gerufen hat. Das Klagen des Klammgeistes der Seisenbergklamm.
Auch heute gibt es den Klammgeist noch, auf Schautafeln erscheint er noch und bietet Kindern und Erwachsenen Informationen zur Klamm und ihrer Entstehung.
Schon im 19. Jahrhundert wurde der Weg touristisch genutzt, aber 1916 bei einem Hochwasser fast völlständig zerstört. Im Jahr 1925 wurde der Klammweg wiedereröffnet. Ein weiteres Unwetter zerstörte den Weg im Jahr 1940 erneut. 1954 war der Klammweg wieder begehbar.
Im Jahr 1974 wurde die Seisenbergklamm zum Naturdenkmal des Landes Salzburg erklärt.
Über den Steg verlassen wir die Dunkelklamm. Jetzt öffnet sich das Tal wieder etwas weiter, das Sonnenlicht kehrt zurück und der Weißbach fließt wieder etwas gemütlicher durch sein breiteres Bett. Mit etwas Glück könnt Ihr hier auc Canyoning-Gruppen beobachten, die von großen Felsen in de Gumpen des Weißbachs springen.
Über eine Brücke überqueren wir den Bach und damit ist auch schon fast das Ende des Klammwegs erreicht. Hier, im oberen Teil der Klamm, gibt es sogar einige Stellen, an der wir in den Weißbach gehen können. An heißen Tagen ist das sehr erfrischend.
Wir gelangen an eine Abzweigung, an der nach rechts der Klammrückweg nach Weißbach abzweigt. Etwa 30 Minuten Gehzeit sind angegeben. Man kann auch durch die Klamm zurückgehen, aber da der Steg wirklich eng ist, wird empfohlen, nicht durch die Klamm zurückzugehen.
Der Klammrückweg führt durchaus nett mal durch offenes Gelände, mal durch den Wald und ein kurzes Stück entlang der Straße zurück. Auf den letzten Metern haben wir einen schönen Blick auf den Ort Weißbach und das Saalachtal zwischen Wiesen hindurch. Aber, ganz ehrlich: Der Weg zurück durch die Klamm wäre schon deutlich spektakulärer gewesen.
Der Weg führt, wie der durch die Klamm, wieder zurück zum Eingang und zum Klammstüberl.
Auf dem Weg zum Gasthaus Seisenbergklamm und dem Parkplatz P3 gibt es noch einen Barfußweg, eine Kneippanlage und für Kinder eine schön angelegte Wasserspielbucht mit einem Floß. Nehmt Badehose und Handtücher mit, vor allem, wenn Ihr Kinder dabei habt!
Fazit: Die Seisenbergklamm ist eine sehr spektakuläre und beeindruckende Klamm und für Familien sehr geeignet. Nicht zu unrecht gilt sie als eine der schönsten Klammen in Österreich. Und darüber hinaus, möchte ich anmerken.
Seisenbergklamm Info:
Die Seisenbergklamm ist von Mai bis Oktober geöffnet. Die Hauptgehrichtung ist von unten nach oben. Der umgekehrte Weg ist auch möglich, aber aufgrund der Enge der Stege nicht empfohlen.
Der Eintritt in die Seisenbergklamm kostet (alle Preise: 2024) für Erwachsene 7 Euro und für Kinder 4,70 Euro. Kinder unter 6 Jahren gehen kostenlos mit. Für 17,50 Euro (Kinder: 10,50 Euro) gibt es eine Kombikarte, die auch für die Lamprechtshöhle und die Vorderkaserklamm gültig ist. Für Besucher mit Gästekarte gibt es Ermässigungen.
Mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Fahrrädern ist die Durchquerung der Seisenbergklamm nicht möglich.
Dauer und Schwierigkeit:
Die Klamm selbst lässt sich gut in 45 Minuten durchwandern. Für den Rückweg sind 30 Minuten angegeben, was schon großzügig gerechnet ist. Tatsächlich wird man aber deutlich länger in der Klamm bleiben, weil so viel zu sehen, fotografierewn und bestaunen ist. So bin ich auf knapp zwei Stunden insgesamt gekommen. Die Wege sind als rot, also mittelschwer, markiert. Sie sind aber wirklich gut zu gehen. In der Klamm muss man einige Teppen steigen. Wer große Probleme mit Tiefblicken auf das Wasser hat, wird weniger Spaß haben.
Höhenangaben:
Weißbach bei Kofer: ca. 665 Meter
Klammeingang: 690 Meter
Klammausgang: 770 Meter
Essen und Trinken:
Direkt am Eingang der Seisenbergklamm ist das Klammstüberl. Vorne am Parkplatz befindet sich das große Restaurant Seisenbergklamm.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Die Wege können nass und teils rutschig sein. Vorsicht ist natürlich mit kleinen Kindern und Hunden geboten, dass sie nicht in die Wildwasser der Klamm fallen können. Auch auf Fotoapparate oder Smartphones sollte man gut aufpassen. Was einmal ins Wasser des Weissbachs fällt, wird man wohl nicht mehr wiedersehen.
Wandern mit Hund:
In der Seisenbergklamm sind Hunde erlaubt. Man sollte aber genau überlegen, ob man seinen Hund mitnehmen möchte. Auf den schmalen Stegen kann es eng werden. Vor allem das sehr laute Geräusch des Wildwassers in der Schlucht kann Hunde verängstigen. Vor der Klamm und im oberen Teil der Klamm können Hunde im Weißbach trinken.
Wie komme ich hin?
Mit Bus und Bahn: Von München aus kann man bis Bad Reichenhall oder Salzburg fahren. Die Regionalbuslinie 260 fährt direkt vom Hauptbahnhof Salzburg aus über Bad Reichenhall und Lofer nach Weißbach. Von Ramsau im Berchtesgadener Land aus verkehrt im Sommer der AlmErlebnisBus nach Weißach.
Mit dem Auto: Von München aus über die A8 bis Piding, dann über die B20 und B21 über Bad Reichenhall, Schneitzlreuth, Unken und Lofer nach Weißbach. Dort gibt es mehrere gebührenpflichtige Parkplätze. P1 direkt am Klammeingang, P3 direkt an der Straße beim Hotel/Restaurant Seisenbergklamm.
Startpunkt:
Google Maps: 47.522892,12.754053
Openstreetmap: 47.522892,12.754053
What3Words: ///erkenntnisse.distel.stilvoll
Links:
Homepage der Seisenbergklamm und vom Klammstüberl
Homepage des Restaurants Seisenbergklamm
Weiter Informationen zur Geschichte der Seisenbergklamm auf salzburger-saalachtal.com
Fahrplan der Regionalbuslinie 260: salzburg-verkehr.at
Informationen und Fahrplan des AlmErlebnisBus: www.almerlebnisbus.com und auf lofer.com
Bergsteigerdorf Weißbach bei Lofer
GPX-Track:
Maximale Höhe: 826 m
Minimale Höhe: 712 m
Gesamtanstieg: 211 m
Gesamtabstieg: -215 m
Buchtipps und Wanderkarte: