Hüttenwanderung Drei Zinnen, Tag 1: Vom Fischleinboden zur Dreizinnenhütte
Eine Hüttenwanderung um die Drei Zinnen in den Sextener Dolomiten gehört zu den beliebtesten Touren, die man in den Alpen machen kann. Und zu den landschaftlich beeindruckendsten Wanderungen, die ich bisher gemacht habe. Technisch schwer ist diese Vier-Tages-Tour nicht, so dass auch Normalwanderer in den Anblick der Drei Zinnen kommen. Wir haben Runde Anfang September 2023 bei Traumwetter gemacht, mit drei Hüttenübernachtungen. Es gibt natürlich weitere Zustiegsmöglichkeiten und Rundtouren, darunter sogar eine Tagestour.
Unsere Route führt vom Fischleinboden hinauf zur Dreizinnenhütte. Dort übernachten wir, was ich Euch sehr empfehle! Denn nur hier habt Ihr den weltbekannten Drei-Zinnen-Blick, der in der Nacht noch einmal spektaklärer ist als am Tag. Weiter geht es entlang der Zinnen zur Langalm und über die Auronzohütte zur Lavaredohütte, auf der wir wieder übernachten.
Am dritten Tag verabschieden wir uns von den Zinnen und wandern über die Büllelejochhütte zur Zsigmondyhütte, der letzten Übernachtung. Von dort geht es an Tag vier wieder hinab zum Fischleinboden.
Die reinen Gehzeiten liegen jeweils bei unter drei Stunden, so dass man die Tour auch in weniger als vier Tagen machen könnte. Aber hier stand der Naturgenuss im Vordergrund, so dass das gut passt. Und Zeit für kleinere Extratouren bleibt auch noch.
Aufstieg vom Fischleinboden zur Dreizinnenhütte
Egal ob wir mit dem Auto oder mit Bahn und Bus anreisen, an der Fischleinbodenhütte (Ristoro Piano Fiscalina) ist der Startpunkt der Wanderung. Zunächst führt der Weg breit und flach am Dolomitenhof vorbei, dann durch das Fischleintal zur Talschlusshütte (Rifugio al Fondo Valle).
Schon hier, auf dem sehr leichten ersten Teil der Wanderung, haben wir ein tolles Bergpanorama mit zig Bergspitzen der Sextener Sonnenuhr. Die Rotwand („Zehner“), der Elfer-, Zwölfer- und Einserkogel.
Links nebenan das breite, zu dieser Jahreszeit trockene, Bett des Bachernbachs. Durch lichten Nadelwald erreichen wir nach etwa 20 Minuten die Talschlusshütte. Bis hierhin teilen wir uns den Weg mit vielen Ausflüglern und Radlern.
An einer Weggabelung kurz hinter der Hütte steht eine schön gemalte Karte „Klettersteige – Vie Ferrate“. Hier biegen wir nach rechts in das Altensteiner Tal ab. Vom linken Weg werden wir drei Tage später wieder ins Tal kommen.
Und von nun an wird der Weg spürbar steiler. Immerhin müssen wir insgesamt etwa 950 Höhenmeter zur Dreizinnenhütte aufsteigen. Der Weg bleibt immer gut zu gehen und zieht sich, mit einigen Serpentinen, zwischen Langlahnspitze und Innichriedlknoten auf der rechten und dem Einserkofel und den Oberbachernspitzen auf der linken Talseite bergauf.
Wir sind am frühen Nachmittag gestartet, jetzt liegt der Aufstiegsweg voll in der Sonne, Schatten gibt’s keinen mehr, seitdem wir in das Altensteiner Tal abgebogen sind.
Ein schönes Tal, das unterhalb der Oberbachernspitzen mit weitläufigen Geröll- und Schotterhalden beeindruckt. Obwohl wir entlang des Bachs laufen, zeigt sich dieser nur kurz im mittleren Teil des Aufstiegs. Vorher liegt er ein Stück tiefer als der Wanderweg.
Nach den ersten steilen Aufstiegsserpentinen wird der Weg dann auch zwischendurch mal etwas flacher. In diesem Abschnitt können wir auch direkt zum Bach gehen. Ein guter Pausenplatz!
Kurz bevor wir die weiten Wiesenflächen der Bödenalpe (Alpe dei Piani) erreichen, wird es plötzlich lauter und lauter. Ein Chinook-Hubschrauber (der bekannte Transporthubschrauber mit den zwei Rotoren) der italienischen Armee fliegt in den Talkessel und dicht an den steil aufragenden Felswänden der Oberbachernspitzen entlang.
Wieder und wieder fliegt der Helikopter in das Tal, immer sehr nah am Fels entlang. Ist es ein Übungsflug oder wird in den Felswänden ein vermisster Bergsteiger gesucht?
Am zweiten Tag werden wir sehen, dass es tatsächlich Übungsflüge sind. Beeindruckend und bedrückend zugleich, wenn man bedenkt, dass nicht weit von uns entfernt gerade Krieg herrscht und wir auch auf dieser Wanderung immer wieder an den Dolomiten-Krieg des ersten Weltkriegs erinnert werden.
Auf der Bödenalpe angekommen ändert sich die Landschaft wieder. Das Tal weitet sich, es wird wieder grüner und plötzlich zeigen sich links die charakteristischen dreieckigen Gipfel der Drei Zinnen.
Und ganz oben, am Ende der großen Wiesenfläche, sehen wir das rote Dach der Dreizinnenhütte. Jetzt sind es nur noch wenige Minuten bis zur Hütte, die wir mit Blick auf die etwas unterhalb des Weges liegenden Bödenseen erreichen.
Die Dreizinnenhütte
Die Dreizinnenhütte (Rifugio Antonio Locatelli – Sepp Innerkofler) ist eine Schutzhütte der Sektion Padua des Italienischen Alpenvereins CAI, die auf 2405 Metern Höhe liegt. Mit 35 Betten in Mehrbettzimmern und 100 Plätzen in Matratzenlagern ist sie recht groß, ist aber aufgrund ihrer besonderen Lage auch oft ausgebucht. Die Hütte wird nur in den Sommermonaten von Ende Juni bis Ende September bewirtschaftet.
Denn von der Dreizinnenhütte aus hat man den berühmten Dreizinnenblick, für den wir die knapp 1000 Höhenmeter aufgestiegen sind. So viele Fotos ich bisher von den Zinnen gesehen hatte, diese so besondere Berggruppe „in echt“ zu sehen, ist nochmal viel beeindruckender.
Im Vergleich zu Hütten in Bayern oder Tirol sind die Übernachtungspreise deutlich höher, allerdings gibt es bei der Halbpension verschiedene, fleischhaltige und vegetarische, Dreigänge-Menüs. Erstaunlich, wie viel schmackhafte Auswahl das Hüttenteam bei der Vielzahl der Gäste hinbekommt.
Dazu gibt es richtige Betten mit Bettwäsche, der Hüttenschlafsack kann zu Hause bleiben. Davon abgesehen ist der Komfort auf der Hütte durchaus mit dem auf den Alpenvereinshütten in Deutschland oder Österreich vergleichbar. Einfache Waschräume, wenige Steckdosen, kostenpflichtige Dusche. Aber eine richtige Bar und eine ansprechende Weinkarte ist dann doch schon etwas Besonderes.
Die Drei Zinnen
Von der Dreizinnenhütte hat man den großartigen, von vielen Fotos bekannten Blick auf die Drei Zinnen. Das ist, trotz schöner Hütte und gutem Essen, der Hauptgrund, dort zu übernachten.
Von links nach rechts sehen wir die 2857 Meter hohe Kleine Zinne (Cima Piccola), in der Mitte die Große Zinne (Cima Grande) mit 2999 Metern Höhe und daneben die 2973 Meter hohe Westliche Zinne (Cima Ovest, auch Cima Occidentale). In den Jahren 1869 bis 1881 wurden die Zinnen erstbestigen, wobei die Große Zinne als erste bestiegen wurde.
Von uns aus gesehen links neben den Zinnen liegt der Paternsattel (Forcella Lavaredo), der schnellste Übergang zur Lavaredohütte. Rechts neben den Zinnen liegt die Auronzohütte (Rifugio Auronzo).
Im Ersten Weltkrieg standen die Drei Zinnen auf der Grenze zwischen Österreich und Italien und wurden zu einem Zentrum des Dolomitenkrieges. Noch heute zeugen viele Wege in den Felshängen, die heute als Klettersteige genutzt werden, Stollen und Kavernen und Reste von Bauwerken rund um die Zinnen von den Kriegshandlungen.
Heute stehen die Drei Zinnen im Zentrum des über 100 Quadratkilometer großen „Naturpark Drei Zinnen“ (Parco naturale Tre Cime), der seit 2009 zum UNESO-Welterbe zählt.
Die Frankfurter Würstel
Beim Abendessen fällt uns ein altes Schwarz-Weiß-Foto aus dem Jahr 1882 auf. Auf dem Foto abgebildet sind zwei Männer in dunklen Anzügen mit Hut und langen Wanderstöcken sowie eine Frau im bodenlangen Rock, ebenfalls mit Hut und Stock. Die drei stehen vor zwei steil aufragenden Felstürmen.
Das Foto trägt eine seltsame Beschriftung: “Als es die „Frankfurter Würsteln“ noch im Paar gab.”
Was soll das heißen? Auf der Wanderkarte sehen wir, dass es sehr nah an der Hütte eine Felsspitze mit dem Namen „Frankfurter Würstel“ (im Italienischen wurde der Name wörtlich in „Salsiccia di Francoforte“ übersetzt) gibt.
Eine etwa 25 Meter hohe, aber markante Felsspitze (2348m), die auf dem Weg zum ungleich mächtigeren und höheren (2744m) Paternkofel liegt. Aber es ist nur ein Würstel. Das zweite Würstel muss irgendwann eingestürzt sein. Wann und warum habe ich aber noch nicht herausgefunden.
Die Drei Zinnen in der Nacht
In sternenklaren Nächsten wird der Blick noch einmal großartiger. Hinter den Zinnen sieht man dann die Milchstraße. Das ist wirklich ein unvergesslicher Anblick! Von der Hüttenterrasse oder dem der Hütte vorgelagerten Plateau aus kann man die Drei Zinnen mit der „Via Lattea“ sehr gut fotografieren.
In der Nacht sehen wir am benachbarten Paternkofel (Monte Paterno) und am Sextner Stein (Sasso di Sesto), der gleich hinter der Kapelle aufragt, immer wieder die Lichter von Stirnlampen. Und auch auf dem großen Felsplateau vor der Hütte bauen Fotografen ihre Stative auf. Immer wieder leuchten weiße oder rote Lichtkegel über den Fels.
Am nächsten Tag der Rundtour wandern wir dann von der Dreizinnenhütte zur Lavaredohütte, über Langalm und Auronzohütte.
Dauer und Schwierigkeit:
Mit etwa drei Stunden ist die Gehzeit angegeben, von der reinen Gehzeit hat das auch geklappt. Mit Pause und Fotostopps sind es dann aber doch etwa vier Stunden Aufstieg geworden. Der Weg ist dabei anfangs sehr leicht, ab der Talschlusshütte wird er gerölliger und steiler, bleibt aber immer gut zu gehen. Insgesamt bleibt er als leichter Bergweg eingestuft. Dennoch sollte man die 1000 Höhenmeter mit der Zielhöhe von 2400 Metern nicht unterschätzen, zumal der Aufstieg komplett in der Sonne verläuft.
Höhenangaben:
Parkplatz Fischleinboden (Fischleinbodenhütte): 1454 Meter
Talschlusshütte: 1548 Meter
Dreizinnenhütte: 2405 Meter
Essen und Trinken:
Direkt am Start an der Fischleinbodenhütte, kurz dahinter in einem Bistro und auch an der Talschlusshütte könnten wir einkehren. Das ist aber dann doch zu früh. Danach gibt es keine Einkehr mehr bis zur Dreizinnenhütte.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Der Weg ist recht leicht zu gehen, besondere Gefahrenstellen gibt es bei trockenem Boden und gutem Wetter eigentlich nicht. Normale Trittsicherheit ist ausreichend.
Wandern mit Hund:
Auf der Dreizinnenhütte haben mehrere Hunde übernachtet. Diese müssen vorher angemeldet werden. Unbedingt genug Wasser für den Weg mitnehmen. Für die schottrigen Dolomitenwege kann es für manche Hunde sinnvoll sein, Pfotenschuhe zu nutzen.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Mit der Bahn nimmt man meistens den EC von München über Innsbruck und den Brenner in Richtung Verona. In Franzensfeste (Fortezza) steigt man in die Pustertalbahn um und fährt einmal durch das ganze Pustertal bis Innichen (San Candido). Von dort mit dem Bus nach Sexten (Sesto) und weiter mit dem Bus zum Fischleinboden (Val Fiscalina).
Mit dem Auto: Auch mit dem Auto folgt man im Allgemeinen derselben Route. Von München aus über die Brennerroute, ebenfalls bis Franzensfeste. Dann durch das Pustertal bis Innichen und über Sexten zum Parkplatz am Fischleinboden. Alternativ kann man die Strecke durch Osttirol über St. Johann, Mittersill, die Felbertauernstraße, Matrei und Liennz nehmen und über Sillian nach Innichen fahren. Dann weiter nach Sexten und durchfahren bis zum Fischleinboden. Die Parkgebühr beträgt 15 Euro pro Tag (2023). Es gibt aber keinen anderen Parkplatz in der Nähe, auf dem man mehrere Tage lang parken darf.
Startpunkt:
Google Maps: 46.666557,12.354064
Openstreetmap: 46.666557,12.354064
What3Words: ///geschaffen.liefen.lebensqualität
Links:
Homepage der Dreizinnenhütte
Drei-zinnen.bz: Wie komme ich ins Fischleintal?
Homepage der Talschlusshütte
Genau in umgekehrter Reihenfolge wird bei bergwelten.com gewandert
UNESCO World Heritage Dolomites (EN)
UNESCO Weltkulturerbe Dolomiten bei suedtirol.info
Ein Artikel über den Dolomitenkrieg auf Deutschlandfunk.de: Erster Weltkrieg in den Dolomiten – Der Tod in Fels und Eis
GPX-Track:
Maximale Höhe: 2458 m
Minimale Höhe: 1501 m
Gesamtanstieg: 1010 m
Gesamtabstieg: -53 m
Buchtipps und Wanderkarte: