Wanderung: Pertisau am Achensee – Mariensteig – Gaisalm – Gaisalmsteig – Achenkirch-Scholastika
Eine Fahrt mit dem Schiff über den größten See Tirols, eine Wanderung, die wenige Höhenmeter, aber spektakuläre Ausblicke bietet und die Einkehr auf einer Alm mit eigener Anlegestelle. Das bietet die Wanderung von Pertisau am Achensee zur Gaisalm und weiter zur nördlichen Spitze des Sees nach Achenkirch. Die Wanderung ist mittelschwer und für Familien geeignet.
Wir starten am nördlichen Seeufer in Achenkirch, am Hotel und Restaurant Scholastika. Direkt gegenüber liegt die Anlegestelle der Achensee-Schiffe. Die Wartezeit auf das Schiff überbrücken wir im Gastgarten des Kiosks und überlegen uns, dass wir auch mal auf den gegenüber liegenden Seekarspitze und Seebergspitze wandern sollten, die jeweils knapp über 2000 Meter hoch sind.
Mit dem Schiff über den Achensee
Mit dem Ausflugsschiff der Achensee-Schiffahrt fahren wir bis Pertisau. Zuvor legt das Schiff aber auch schon an der Gaisalm an. Wer nicht wandern möchte oder die Wanderung um die Hälfte verkürzen möchte, kann auch direkt an der Haltestelle Gaisalm aussteigen.
Die Fahrzeit von Scholastika zur Gaisalm beträgt 15 Minuten, nach weiteren 20 Minuten legen wir in Pertisau an. Auf der Fahrt können wir den Verlauf unseres Wanderweges in seinem leichten Auf und Ab vom Schiff aus gut beobachten.
In Pertisau angekommen gehen wir am Hotel Fürstenhaus und dem Restaurant vorbei und biegen rechts in die Straße ein, die zum Großparkplatz führt. Am Hotel vorbei gelangen wir wieder zum Ufer. Die weitere Wanderung führt nun über das gesamte Westufer des Sees bis zur Nordspitze, wobei wir die Gaisalm als Einkehrziel nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke erreichen.
Auf dem Mariensteig von Pertisau zur Gaisalm
Der Weg ist zunächst breit und sehr leicht zu gehen. Als erstes Zwischenziel ist die Prälatenbuche angegeben. Die auf dem Wegweiser angegebenen 25 Minuten Gehzeit sind eher Spazierweggeschwindigkeit. Nach ziemlich genau zehn Minuten haben wir bei normalem Wandertempo die Buche am Seeufer erreicht.
Die Prälatenbuche erinnert an den Prälaten Albert Wildauer, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Tourismus am Achensee förderte. Er hatte die Idee, auf dem Achensee eine Prsonenschifffahrt einzurichten, gründete die Schiffsgesellschaft und ließ ein Schiff bauen. Dieses taufte er am 27. Juni 1887 auf den Namen St. Josef und war auch gleich dessen erster Kapitän.
Nach der Prälatenbuche führt der Weg direkt am Seeufer entlang und wir kommen sogar an ein paar Strandabschnitten vorbei. Ein Schild zeigt an, dass der bisher sehr leichte Weg nun anspruchsvoller wird und „Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich“ sind. Der Weg wird dann auch schnell schmaler und steigt deutlich über das Seeniveau hinaus an.
Ein Schild mit dem „Schlägel und Eisen“ Symbol zeigt an, dass wir am Barbarasteig angelangt sind, der als Stichweg hinauf zum ehemaligen Marienstollen führt. Hier wurde früher Ölschiefer abgebaut, aus dem das Tiroler Steinöl gewonnen wurde.
Für heute lassen wir den Barbarasteig links liegen und wandern weiter auf dem Uferweg, der mittlerweile deutlich oberhalb des Sees verläuft.
Die Aussicht auf den See und das Rofan-Gebirge sind großartig und umso schöner, je höher der Weg führt. An manchen Stellen schauen wir durch die Büsche und Bäume hindurch, auf dem Großteil der Strecke haben wir jedoch freie Sicht auf den See.
Einige schmale Stellen können für manche Wanderer zur Prüfung ihrer Schwindelfreiheit werden, der Weg ist aber immer breit genug und fast überall können auch entgegenkommende Wanderer problemlos passieren.
Wir passieren einen ersten Schuttkegel und die erste von mehreren seilversicherten Stellen. Der Weg führt um eine Kurve und wir sehen eine ungewöhnliche Konstruktion. Über die steile Felswand fällt ein Wasserfall auf ein über den Weg montiertes Dach. So können wir fast trocken unter dem Wasserfall entlang gehen.
Über weitere seilversicherte Stellen, mehrere kleine Brücken und ein paar Stufen gelangen wir nun in gut zwanzig Minuten zum zweiten großen Schuttkegel.
Hier können wir wieder direkt ans Ufer gehen und eine kurze Pause am Schotterstrand machen, immer auf die gegenüber liegenden Waldhänge des Rofan-Gebirges schauend.
Ein Stück oberhalb des östlichen Seeufers verläuft die Seeuferstraße, von der aus die Geräusche der Autos, Busse und vor allem Motorräder mal lauter, mal leiser herüberschallen. Unterhalb der Straße liegt ein Campingplatz direkt gegenüber von unserem Standort.
Wir wandern wieder ein Stück bergauf und auf einem bequemen Weg weiter in Richtung Gaisalm, die wir erreichen, nachden wir einen dritten Schuttkegel passiert haben.
Die Gaisalm
Die Gaisalm liegt wunderschön auf einer leicht ansteigenden großen Wiese unterhalb der hohen Felswände. Der Wanderweg führt am Ufer entlang über die Almfläche, nur wenige Meter weiter befinden sich das Gebäude mit dem angrenzenden Gartenbereich. Vom Schiffsanleger Gaisalm gelangt man in einer Minute zur Alm.
Die Gaisalm ist die einzige Alm in Tirol, die nur zu Fuß und per Schiff erreichbar ist. Eine Straße führt nicht zur Gaisalm.
Bei einem so beliebten Wander- und Ausflugsziel kann man natürlich keine urige Alm erwarten, in der ein knorriger Alm-Öhi frisch gemolkene Milch ausschenkt. Die Gaisalm ist auf den Ansturm größerer Besuchermengen ausgerichtet. Entsprechend ist der Ausschank auch in zweckmässiger Kantinenatmosphäre gehalten. Das ist aber auch egal, sobald man draußen unter den großen Bäumen im Garten sitzt.
Kinder freuen sich über den großen Spielplatz, alle freuen sich über das recihhaltige Angebot an Speisen und Getränken und über die Aussicht auf den See. Wer zu viele Getränke genossen hat, kann den Rest des Weges per Schiff zurücklegen.
Für die anderen, die weiterwandern wollen, beginnt nun der Teil des Weges, der noch etwas spektakulärer ist als der erste Teil.
Auf dem Gaisalmsteig von der Gaisalm nach Achenkirch
Das zeigt sich schon wenige Meter, nachdem wir wieder aufgebrochen sind. Ein Schild warnt vor den Gefahren und dass das Begehen des Weges bei Frost, Vereisung, Schneedecke oder Unwetter lebensgefährlich und verboten ist.
Und sofort führen auch steile Stufen hinauf. Der Weg ist nun teilweise versichert, auch an den Treppen sind Drähte gespannt. Der Weg führt über eine kurze Holzbrücke und dann über weitere Treppen immer höher hinauf und windet sich in stetigem Auf und Ab, immer der Uferlinie folgend, um die Felswände.
Der Weg ist nun deutlich ruppiger als auf dem ersten Teil. Steile Treppen bergauf und bergab, felsige Stufen und wurzelige Abschnitte wechseln sich ab. Viele Abschnitte sind schmal, einie aber auch breiter und leicht zu gehen.
Dann ist der wilde Teil des Weges geschafft und langsam abfallend wandern wir auf festem Waldboden wieder dem See entgegen. Wieder zweigt ein Stichweg ab, der zur „Gedenktafel des Mariensteig Erbauers“ führt.
Auch diesen Weg lassen wir heute links liegen. Wir wandern weiter zur Nordspitze des Sees. Erneut geht es ein paar Stufen bergab, dann erreichen wir das Ende des Steiges.
Wir gelangen zu einer großen Weide, die direkt an das Seeufer grenzt. Hier müssen wir das Ufer verlassen und ein Stück weiter nach Norden laufen, um die Weide zu umrunden. Viele Wegbeschreibungen bedauern, dass man nicht drekt am See entlang laufen kann.
Ich finde es aber großartig, dass der Bauer auf dieser Wiese, die sicher viele Millionen Euro wert wäre, weiter seine Kühe grasen lässt und sie nicht an einen Hotelinvestor verkauft hat. Dafür nehme ich gerne den Umweg in Kauf.
Wir kommen in ein Waldstück und an eine Kreuzung mehrerer Wanderwege. Nun führt unser Weg nach rechts, wieder dem Ufer entgegen. Am Campingplatz vorbei oder darüber wandernd, kommen wir wieder zur Straße zum Hotel Scholastika, zum Schiffsanleger und Parkplatz.
Die Wanderung von Pertisau über die Gaisalm nach Achenkirch ist eine schöne Wanderung auf einem mittelschweren Steig, die aber auch für Kinder gut zu gehen ist. Die Aussicht auf den teils tief unterhalb des Weges ligenden See und die Wegführung machen diese Wanderung zu einem besonderen Erlebnis. Grundlegende Trittsicherheit und Schwindelfreiheit solte man mitbringen.
Ein paar weitere Eindrücke vom Wegverlauf des Mariensteigs zwischen Pertisau und Gaislam sowie vom Gaisalmsteig nach Achenkirch.
Dauer und Schwierigkeit:
Die Fahrt mit dem Schiff von Achenkirch-Scholastika bis Pertisau dauert gut 35 Minuten. Für die beiden Teilabschnitte des Weges (Pertisau-Gaisalm und Gaisalm-Achenkirch) haben wir bei bequemem Tempo jeweils etwa 1,5 Stunden benötigt. Der Weg ist als mittelschwer gekennzeichnet (rote Markierung), was auch passt. Der Weg ist, trockene Wetterverhältnisse vorausgesetzt, ist der Weg gut zu gehen. Es gibt ein paar felsige Abschnitte und die teils recht langen und steilen Treppen. Der Weg führt teilweise unmittelbar am Steilufer entlang. Durch das Auf und ab beträgt der Höhenunterschied auf der Wanderung insgesamt etwa 250 Meter, auch wenn der höchste Punkt dfer Tour nur gut 50 Meter oberhalb des niedrigsten Punktes liegt.
Höhenangaben:
Achensee: 929 Meter
Gaisalm: 938 Meter
Höchster Punkt des Weges: ca. 980 Meter
Essen und Trinken:
Die Gaisalm bietet mit der Wirtschaft und dem großen Gartenbereich mit Kinderspielplatz einen sehr guten Rastpunkt, der etwa auf der Hälfte der Wanderung liegt. Die Gaisalm hat Dienstags Ruhetag. Am Beginn der Tour in Scholastika findet Ihr ein Restaurant und den Kiosk mit Biergarten direkt am Ufer. In Pertisau gibt es Restaurants aller Art.
Wo muss ich besonders aufpassen:
An einigen Abschnitten führt der Weg unmittelbar am steil oder senkrecht abfallenden Ufer entlang. An diesem Abschnitten ist Trittsicherheit notwendig, auch wenn der Weg grundsätzlich immer breit genug ist. Einige schmalere Abschnitte sind seilversichert. Vor allem auf Kinder oder Hunde, die grundsätzlich angeleint sein sollten, sollte man aber generell auf diesem Weg aufpassen. Nach Schlechtwetterperioden oder bei Schnee- und Eisgefahr sollte man den Gaisalmsteig nicht gehen.
Wandern mit Hund:
Der Weg ist für bergtaugliche Hunde, die auch Treppen laufen können, gut zu gehen. An mehreren Stellen führt der Weg direkt am Ufer entlang, so dass Hunde dort trinken können. Auf dem Schiff müssen Hunde einen Maulkorb tragen.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Von München aus mit der Bahn per Fernzug über Rosenheim und Kufstein nach Jenbach fahren. Oder günstiger, aber mit Umstieg in Rosenheim oder Kufstein mit dem Regionalzug. Von Jenbach fährt der Bus nach Maurach. Dort umsteigen in Richtung Achenkirch oder Pertisau.
Mit der Bayerischen Regiobahn kann man von München zum Tegernsee fahren und dort in den Bus zum Achensee umsteigen. Genaue Planung ist wichtig, da es nur wenige Verbindungen pro Tag gibt.
Mit dem Auto: Von München fährt man über die A8 bis zur Ausfahrt Holzkirchen und über den Tegernsee und den Achenpass mautfrei bis Achenkirch und in den Ortsteil Scholastika. Alternativ, aber mautpflichtig: Auf der A8 bis zum Inntaldreieck fahren, weiter auf der A93/A12 bis Jenbach und dann hinauf zum Achensee, Auf der Seeuferstraße auf der Ostseite bis Achenkirch-Scholastika fahren. Direkt an der Anlegestelle kann man kostenpflichtig parken.
Links:
Fahrpläne und Preise der Achensee-Schiffahrt auf tirolschiffahrt.com
Wanderung und Gaisalm auf tirol.com
Buchtipps und Wanderkarte: