Hüttenwanderung: Greizer Hütte – Lapenscharte – Elsenklamm – (Kasseler Hütte) – Grüne-Wand-Hütte
Auf dem zweiten Teil unserer Hüttenwanderung auf dem Berliner Höhenweg wollen wir von der Greizer Hütte zur Kasseler Hütte wandern. Obwohl noch recht viel Schnee liegt, soll der Weg begehbar sein. Vor und nach dem Frühstück wird erst einmal wieder umfangreich fotografiert. Wolken, Ziegen, Fels, die Hütte. Vor allem die durch den Floitengrund schnell heraufziehenden Wolken sahen beeindruckend und fotogen aus. Die Wetteraussichten sind nicht so gut, am Vormittag müssen wir mit Regen rechnen, später soll es sonnig werden.
Kurz nach acht Uhr starten wir von der Greizer Hütte, hinauf zur 2701 Meter hohen Lapenscharte. Wieder über Steinplatten, aber auch über einige Schneefelder geht es nach oben, immer im Schatten der Felspyramide des Gigalitz.
Zu unserem Weg hin bricht der Gigalitz völlig senkrecht ab, was schon sehr klasse aussieht. Die Schneefelder auf unserem Weg sind ja nicht so mein Ding, aber es geht dann ganz gut. Wir sehen die ersten Murmeltiere, so richtig aktiv sind sie aber noch nicht. Vermutlich sind sie auch gerade erst wach geworden.
Nach etwa drei Stunden Aufstieg sehen wir bei der ersten Pause auf der Lapenscharte hinunter in den Stillupgrund und auf die ihn umgebenden Berge. Was für ein grandioses Bergpanorama! Man kann sich kaum sattsehen. Allerdings sehen wir auch, dass da noch richtig viel Schnee liegt. Auch auf unserem Weg um den Talkessel herum. Gegenüber können wir die Kasseler Hütte ausmachen, winzig klein liegt sie am Hang.
Durch gefühlt dutzende weitere Schneefelder geht es in Richtung Elsenklamm. Hab ich schon bemerkt, dass ich kein Freund von Schneefeldern bin?
Einen markanten Punkt gibt es im Lapenkar, das wir durchqueren: Einen Felstisch, der zusammen mit dem einzigen Wegweiser hier am Berg eine Weggabelung markiert. Entweder weiter auf dem Berliner Höhenweg zur Kasseler Hütte oder hinab ins Tal zur Grüne-Wand-Hütte. Dieser Weg ist aber laut einem Schild im unteren Teil gesperrt. Aber da wollen wir ja sowieso nicht hin.
Über weitere größere und kleinere Schneefelder kommen wir zur Elsenklamm. Sie gilt als Schlüsselstelle dieser Tour. Am Beginn queren wir über eine schmale Brücke einen Bach, der hier mehr Wasserfall als Bach ist. Ein Stahlseil als Sicherung hilft, die Balance zu halten.
Auch der weitere Weg durch die Klamm ist durch Seile und ein Seilgeländer gesichert. Das ist auch gut so, denn im Gegensatz zu den talnahen Klammen, die ich kenne, ist die Elsenklamm sehr ausgesetzt, an der Talseite geht es sicher über hundert Meter steil abwärts.
Nur ein kurzes Stück, an dem ein weiterer kleiner Bach quert, ist ungesichert. Es kostet schon etwas Überwindung, hier hinüberzugehen. Aber es funktioniert. Dann über Felsen hoch, immer gut am Seil festhalten.
Bis hierher läuft es ganz gut, die Elsenklamm ist ganz gut zu gehen. Doch am Ausgang der Klamm folgt dann das Ende: Ein einziges Schneebrett wird unsere Tagesplanung zunichte machen.
Es ist gerade einmal etwa drei Meter breit, aber deutlich über 45 Grad steil. Festgefroren, ungesichert, darunter geht es geradewegs abfallend ins Tal. Direkt das Schneebrett queren, erscheint uns unmöglich. Zu steil, zu gefroren, dazu wissen wir nicht, ob es möglicherweise komplett mit uns abrutschen würde.
Sollen wir oben drüber klettern, durch regennasse Erde, ohne jede Sicherung? Wirklich nicht, wir sind uns schnell einig: Hier ist Schluss, das Risiko eines Absturzes ist uns zu groß. Also gehen wir zurück zur Weggabelung.
Die zuvor gequerten Schneefelder durchwandern wir also noch einmal. Immerhin ist jetzt schon gespurt. Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder gehen wir noch einmal hoch zur Lapenscharte und zurück zur Greizer Hütte oder wir versuchen, über den laut Schild gesperrten Weg ins Tal zu gehen.
Wir haben Handyempfang und da wir sicherheitshalber die Telefonnummern der Hütten eingespeichert hatten, können wir nachfagen. So erfahren wir, dass der Weg ins Tal wohl schon wieder begangen werden kann. Wir wagen es, auch wenn ein paar Restzweifel bleiben. Immerhin steht da ja dieses Schild …
Passend zur etwas geknickten Stimmung fängt es nun auch an zu regnen. Um es vorwegzunehmen: Der Regen wird an dem Tag auch nicht mehr aufhören und er wird stärker. Von wegen Sonne am Nachmittag.
Wir queren weitere Schneefelder, mittlerweile habe sogar ich etwas Routine darin. Habe ich schon gesagt, dass ich kein Freund von Schneefeldern bin? Endlich sind wir so tief unten, dass die Schneefelder aufhören, aber wir befinden uns noch immer deutlich oberhalb des Talgrunds.
Jetzt geht es über einen Weg, der vor allem aus mit Flechten besetzten Felsen besteht. Die werden bei Regen verdammt glatt, so dass wir extrem langsam vorankommen. Jeder Schritt will mit Bedacht gesetzt werden.
Trotzdem haut es fast jeden einmal hin, mit mehr oder weniger schmerzhaften Folgen. Meine Knie melden sich auch, die vielen Felsstufen schmerzen bei jedem tiefen Schritt abwärts.
Bald ändert sich auch die Umgebung wieder. Wir kommen tiefer und die Büsche und ersten Bäume um uns herum strahlen sattgrün, wir kommen uns fast wie im Urwald vor. Regenwald, denn der Regen hört nicht auf, weiter ist der Weg sehr glitschig. Aber es ist schon klar, warum das Gebiet “Grüne Wand” heißt.
Es könnte ein wunderschöner Weg sein, ein toller Bergsteig. Aber durch die abgebrochene Tour, den Regen und die Restzweifel, ob wir wirklich bis ins Tal kommen, ist keinem mehr nach fotografieren zu Mute. Motive gäbe es genug. Dieser Bach, Blüten, ein toller Blick ins Tal, der Weg selbst. Die Kameras sind sowieso unter Regenhauben im Rucksack verpackt. Hauptsache runter.
Dann passieren wir die Stelle, die für die Sperrung des Weges gesorgt hat. Zwischenzeitlich ist sie repariert worden und auch schon wieder relativ gut gesichert. Aber es geht noch weiter hinunter. Immerhin sehen wir die Grüne-Wand-Hütte schon.
Dann ist nur noch eine steindurchsetzte Almwiese zu queren. Warum riecht es hier so streng? Der Bauer hat kurz zuvor die gesamte Wiese geodelt. Auf Gras und Fels liegt eine braune, glitschige, stinkende Schicht, durch die wir nun durchstaksen wie die Störche. Jetzt bloß nicht ausrutschen!
Unfallfrei meistern wir auch diese letzte Prüfung des Tages und treffen Minuten später nach über neun Stunden Wanderung auf der Gründe-Wand-Hütte ein. Eine Frittaten- oder Kaspressknödelsuppe bringen wieder Leben in unseren regentriefenden und nach Kuh stinkenden Wandererhaufen.
Dann der nächste Rückschlag: Die Hütte ist ausgebucht und hat kein Nachtlager mehr für uns. Aber immerhin können wir eine Pension in Mayrhofen organisieren und ein Taxibus holt uns von der Hütte ab und bringt uns zur Pension in Mayerhofen.
So endet der Tag statt auf der Kasseler Hütte in der Pension Schneeberger in Mayrhofen. Mit Zweibettzimmer, einer großartigen heißen Dusche und Essen im nahegelegenen Restaurant. Auch nicht schlecht. Anders als geplant, aber auch gut. Und am nächsten Tag geht es dann mit der Gondelbahn auf den Penken.
Höhenangaben:
Greizer Hütte: 2227 Meter
Lapenscharte: 2701
Grüne-Wand-Hütte: 1438 Meter
Talort Mayrhofen: 633 Meter
Links:
Homepage der Greizer Hütte und die DAV-Seite zur Greizer Hütte
Informationen zur Grüne-Wand-Hütte bei bergwelten.com.
Buchtipps und Wanderkarte: