Wanderung auf dem Penken im Zillertal
Eigentlich sollte der dritte Tag unserer Hüttentour durch das Zillertal von der Kasseler Hütte zur Karl-von-Edel-Hütte führen. Aber wir sind ja schon am zweiten Tag abgestiegen, statt auf die Kasseler Hütte zu wandern: Berliner Höhenweg – drei Meter oder: Wie wir von der Greizer Hütte nicht zur Kasseler Hütte wandern. Da wir nun schon mal in Mayrhofen sind, machen wir uns einen gemütlichen Tag auf dem Penken.
Direkt von der Ortsmitte in Mayrhofen fahren wir bequem mit der Gondelbahn hoch auf den Penken. Steil geht es hoch, die Bahn schwebt in luftiger Höhe über dem Zillertal. Oben auf dem Penken wandern wir über den Panoramaweg. Eine sehr leichte Wanderung, eigentlich eher ein Spaziergang oben auf dem Berg.
Das ist ja auch ganz ok, statt der eigentlich geplanten sehr langen Tour auf dem Berliner Höhenweg war das so etwas wie ein lockeres Auslaufen. Der Penken bietet ein einfaches Bergerlebnis für alle, die nicht wirklich lange wandern wollen, auch mit Kinderwagen kann man die Wege oben auf dem Wiesengipfel nutzen und Restaurationen gibt es mehr als genug.
Dazu einige Infostationen für Kinder, für Mountainbike-Trails, Paraglider-Startplätze, Riesenblasen auf einem See und mehr. Und vor allem: Ein fantastischer Blick hinüber in die Berge des hinteren Zillertals, in Richtung des Berliner Höhenwegs. Da, wo wir eigentlich sein wollten und am Vortag noch waren. In einer wilden, ursprünglichen Bergwelt.
Aber es ist doch etwas anders als sonst. Der als “Panoramaweg” benannte Wanderweg besteht im unteren Teil aus der Skipiste. Diese gleicht in Breite und Aussehen eher einer Baustelle für eine Bundesstraße. Auf knapp 2000 Metern Höhe mitten in den Zillertaler Alpen.
Neben dem Weg stehen alle paar Meter Metallständer für die Schneekanonen, die im Winter die Piste beschneien. Baucontainer und eine Felswand, die offensichtlich mit schwerem Gerät bearbeitet wurde, machen die Szenerie nicht einladender.
Weiter oben sehen wir, wie viele Gebäude auf den Berg gebaut wurden. Nicht nur die Bergstationen und Restaurants, sondern auch Garagen für die Schneekanonen, Pistenraupen und anderes Gerät und andere technische Einrichtungen. Zwei große Speicherteiche, in denen das Wasser für die künstliche Bescheiung gesammelt wird, wurden auch auf den Berg gebaut.
Der Kontrast zu den Tagen zuvor, als wir durch nahezu unberührte Bergwelt gewandert sind und „nur“ das Gletscherschrumpfen gesehen haben, könnte kaum größer sein. Wahrscheinlich ist diese extreme Umstellung auch der Grund dafür dafür, dass es uns auf dem Penken nicht so richtig gut gefallen hat.
Meiner Meinung nach ist nichts dagegen zu sagen, dass eine gewisse Infrastruktur rund um die Bergstationen der Bergbahnen gebaut wird, dass es dort breite angegelegte Wege gibt, dass man kein wirklich ursprüngliches Bergerlebnis hat.
Man hat hier ein leichtes, für jedermann bequem erreichbares Bergausflugsziel, das man gefahrlos nutzen kann. Ich selbst habe sogar an dem Tag davon profitiert, ich bin wegen meiner Knieschmerzen mit der Gondel runtergefahren, während die anderen ins Tal nach Finkenberg gewandert sind.
Aber wie es hier am Penken aussieht, hat mich schon ziemlich geschockt. Die Bergbahnen sind ja nicht in erster Linie für die Wanderer gebaut worden, sondern für die Skifahrer im Winter. Die Sommernutzung ist da nur ein Nebenprodukt.
Und für den Wintersport muss inzwischen ein enormer Aufwand getrieben werden. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das Skigebiet auf dem Penken vermutlich höchstens mittelgroß ist. Wie sieht es da erst in den richtig großen Skigebieten aus, die es ja auch im Zillertal, aber auch in vielen anderen Tiroler Tälern gibt?
Erst im Sommer sieht man richtig, was dort für den Skibetrieb angerichtet wird. Im Winter wird vieles davon gnädig vom Natur- oder Kunstschnee verdeckt.
Ich weiß, dass ich als Nicht-Skifahrer leicht reden habe. Für mich muss das alles nicht gebaut werden. Aber natürlich fahren viele Leute gerne Ski und viele Einwohner, nicht nur des Zillertals, leben vom Wintersport.
Ich sehe auch, dass viele Berge von der intensiven Nutzung nicht betroffen sind. Viele andere jedoch schon, wie ein Blick vom Penken auf die Nachbargipfel zeigt. Es ist ein andauernder Konflikt zwischen Naturerhaltung und Naturnutzung, Freizeitgestaltung und ökonomischen Interessen.
Aber ich muss da auch an das Skigebiet Sudelfeld bei Bayrischzell denken, das gerade umgebaut wird. Wie wird es dort in ein paar Jahren im Sommer aussehen? Oder ganzjährig, wenn solch relativ tief gelegene Skigebiete selbst mit künstlicher Beschneiung nicht mehr schneesicher sind?
Und wo wird es künftig weitere Naturzerstörung geben? In Bayern, in Tirol oder anderswo in den Alpen. Pläne für Erschließungen und Neubauten, sogar in bisher weitgehend unberührten Gebieten, gibt es reichlich.
Mit den Fotos habe ich jedenfalls versucht, beide Seiten zu zeigen: Die Natur, die man am Penken durchaus auch findet, die grandiosen Ausblicke, aber auch die vielen negativen Eindrücke, die ich dort hatte.
Zum Thema Mensch und Berg kann ich Euch noch den interessante, Bildband „Das andere Bild der Berge“ von Jürgen Winkler empfehlen, der mittlerweile aber schon antiquarisch ist.
Buchtipps und Wanderkarte:
Danke für den Artikel & die Bilder, Ulli! Sehr sehenswert in diesem Zusammenhang ist übrigens der Dokumentar-Film “Peak – Über allen Gipfeln” von Hannes Lang. Viele Grüße, Nadine
WOW, was für grandiose Fotos zu einem super Bericht!
Danke Dir Uli für den Bericht. Schön geschrieben und in diesem Teil des Zillertals leider wahr. Ich bin zwar leidenschaftlicher Schifahrer und das schon seit meiner Kindheit, aber was da der Umwelt angetan wird ist wahrlich nicht schön.
Hmm da fehlen mir wirklich die Worte! Selten sieht man so einen Hochwertigen Artikel wie bei Ihnen nicht nur die Fotos sondern auch der Text lässt sich sehr spannend lesen! Wenn es jetzt einen Blogger Wettbewerb gäbe würde ich Ihnen meine Stimme geben, wenn sie nicht bereits nominiert wären!
Rene