Wanderung, mittel, 925 Hm: Wochenbrunner Alm – Gaudeamushütte – Ellmauer Tor und zurück
Ein absoluter Klassiker im Kaisergebirge ist der Aufstieg von der Wochenbrunner Alm hoch zum Ellmauer Tor, dem markanten Einschnitt in der Bergkette des Wilden Kaisers. Von oben hat man dann einen Blick hinüber zum Zahmen Kaiser. Oberhalb davon dominiert die wirklich wilde Felslandschaft des Wilden Kaisers. Viel Fels, viel Schotter, etwas Seilversicherung und grandiose Hoch-, Tief- und Ausblicke bietet diese Wanderung. Dazu mit Wochenbrunner Alm und Gaudeamushütte zwei beliebte Einkehrmöglichkeiten im unteren Teil der Tour.
Wir starten an der Wochenbrunner Alm, die schon gut 250 Meter oberhalb des Talortes Ellmau liegt. Dort gibt es einen großen Wanderparkplatz und auch die kostenlosen Wanderbusse, die in Ellmau starten, fahren hier hin. Das erspart den langen und etwas langweiligen Aufstieg aus dem Dorf.
Von der Wochenbrunner Alm aus haben wir schon einen schönen Blick hinauf zum Ellmauer Tor. Ein Stück weiter oben wird der Blick aber noch besser!
Von der Wochenbrunner Alm zur Gaudeamushütte
Wir überqueren den etwas tiefer in Richtung Ellmauer Tor gelegenen Parkplatz und folgen dann der Ausschilderung zur Gaudeamushütte. Auf einem breiten Fahrweg zieht sich der Weg zwischen Waldstücken und Almwiesen nach oben. Im Sommer stehen die Kühe auf den sattgrünen Bergwiesen und beobachten die Wanderer.
Oberhalb des kleinen Waldstücks haben wir tolle Ausblicke zum Ellmauer Tor. Nach etwa einer halben Stunde haben wir dann die Gaudeamushütte, eine Alpenvereinshütte mit Übernachtungsmöglichkeit, erreicht.
Von der Gaudeamushütte aus verlaufen die Wege zum Ellmauer Tor und zur Gruttenhütte über das Klamml noch für etwa eine Viertelstunde gemeinsam.
Von der Gaudeamushütte durch das Kübelkar zum Ellmauer Tor
Der Weg ist nun schon etwas schmaler und steiniger als zuvor. Wir wandern über freies Wiesengelände und durch ein kleines, lichtes Waldstück. Hier trennen sich die Wege. Nach links geht es zur Gruttenhütte, unser Weg zum Ellmauer Tor führt nach rechts.
Schnell sind wir wieder raus aus dem Wäldchen, der Weg wird wilder, die Felsen größer. Für einige Zeit geht es nun vor allem zwischen Buschwerk und Latschen hindurch, bis wir ein erstes Geröllfeld queren. Danach geht es wieder in die Latschen und in Serpentinen bergauf.
Ein Wegweiser an der „1. Mulde“ steht schon auf 1582 Metern Höhe. Schon etwas mehr als die Hälfte des Aufstiegs ist geschafft und so richtig wild war es doch noch gar nicht. Aber das wird sich schnell ändern, wie wir schon sehen können.
Es lohnt sich, hier eine kurze Pause zu machen, und noch einmal das Bergpanorama zu genießen. Eigentlich ist es auf der gesamten Wanderung großartig, aber hier ist die Grenze zwischen der dichteren Vegetation und der steilen Steinwüste des Kübelkars, an dessen unterem Ende wir nun stehen.
Links und rechts ragen steil die Felswände des Wilden Kaisers herauf, vor uns liegt das Kübelkar. Von rechts kommt der Much-Wieser-Steig, der zum Baumgartenköpfl mit dem Bergsteigergrab führt.
Wir gehen nach links und stehen schon wenige Minuten später an der nächsten Abzweigung. Hier führt nach links der Jubiläumssteig zur Gruttenhütte hinauf.
Der Jubiläumssteig ist ein schwerer, teilweise seilversicherter Bergsteig. Für die Begehung sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Voraussetzung. Klettersteigset und Helm sind sehr empfohlen. Der Jubiläumssteig wird auch als Klettersteig geführt, ist aber nicht durchgehend versichert.
Wir bleiben auf dem Weg bergauf zum Ellmauer Tor. Unterhalb der steilen Felswände von Köpfl und Vorderer Karlspitze steigen wir am linken Rand des Kübelkars auf. Der Weg ist mal sehr leicht zu gehen, mal geht es über Schotter, dann wieder über grobes Blockwerk.
Dann kommt eine erste größere Felsstufe, die mit Hilfe einer Seilversicherung gut zu überwinden ist. Es folgen noch ein paar weitere Seilversicherungen. Teils, weil der Weg sehr schmal und nach rechts einige Meter abfallend ist. Teils auch um den Auf- und späteren Abstieg über größere Felsstufen zu erleichtern.
Dieser Abschnitt ist sicher die Schlüsselstelle der Wanderung auf das Ellmauer Tor. Bei trockenen Wegverhältnissen ist er aber wirklich gut zu gehen.
Oberhalb der Seilversicherungen kommen wir dann schnell ins Kübelkar und seinen Schotter. Der Weg quert das Kar ein Stück weit nach rechts und dann folgt ein längerer und steiler Anstieg über Schotter, der immer kleiner und rutschiger wird.
Sehr gemein: Es sieht im Aufstieg so aus, als wenn man das Ellmauer Tor schon sehen könnte. Ist aber nicht so. Wenn man oben an der Kante angekommen ist, sieht man, dass noch eine, allerdings kleine, Grube folgt.
In dieser Grube direkt unterhalb des Ellmauer Tors kann sich noch lange, bis in den Sommer hinein, Schnee liegen. Da kann es sinnvoll sein, Grödel im Rucksack zu haben. Bei dieser Wanderung Anfang November war es aber nur noch ein kleines Schneefeld, das neben dem Weg am Hang lag.
Zur Orientierung bei der Wegfindung gibt es noch ein paar rote Punkte am Fels, aber jeder geht die letzten Meter dort hinauf, wo es am besten passt. Dabei kann man auch mal mit der Hand an den Fels fassen oder sich hochziehen.
Auf dem Ellmauer Tor
Und dann haben wir das Ellmauer Tor erreicht. Ein breiter, wild zerklüfteter, Felssattel auf (laut Karte) 2006 Metern Höhe gelegen. Der Wegweiser zeigt 1980 Meter an. Links ragen die Karlspitzen, Vordere und Hintere, bis auf 2280 Meter hinauf, dahinter liegen noch der Christaturm und die Fleischbank.
Rechts stehen die Goinger Halt, ebenfalls Vordere und Hintere, sowie der Predigtstuhl. Nicht ganz so hoch wie die Karlspitzen, aber nicht minder beeindruckend.
Vom Ellmauer Tor führt noch ein Felssteig hinauf zum 2192 Meter hohen Gipfel der Hinteren Goinger Halt. Der Weg ist mit nur 45 Minuten Gehzeit, aber als schwerer (schwarzer) Weg ausgeschildert.
Nach Vorne bzw. nach Norden, sehen wir zum Stripsenjoch hinunter und weiter hinten die östlichen Ausläufer des Zahmen Kaisers. Gut zu erkennen ist der 1813 Meter hohe Feldberg. Noch dahinter können wir den Nebel über dem Inntal sehen sowie die dahinter liegenden Berge des östlichen Mangfallgebirges und die westlichen Chiemgauer Alpen.
Durch die Steinerne Rinne führt der Eggersteig hinunter zum Stripsenjoch und Stripsenjochhaus auf 1577 Metern Höhe.
Auch dieser Steig ist als schwerer Bergsteig klassifiziert, der sehr ausgesetzt und nur teilweise seilversichert ist. Klettersteigset und Helm werden auch hier empfohlen.
Bei der Rast auf dem Ellmauer Tor teilt man sich seine Brotzeit mit den Dohlen, die ständig hier oben herumfliegen und genau wissen, dass sie mit genug Futter versorgt werden. Der Blick geht nach Norden oder nach Süden. Hier sehen wir über Ellmau und die Kitzbüheler Alpen bis weit in die Alpen hinein.
Abstieg auf dem Aufstiegsweg
Auf dem Hinweg geht es dann wieder zurück zur Gaudeamushütte und weiter zur Wochenbrunner Alm. Her ist der Abstieg bis zur Querung des Kars eher unangenehm zu gehen, da es recht steil über kleinen Schotter bergab geht.
Unterhalb der Querung wird der Weg dann deutlich leichter, auch die seilversicherten Stellen sollte kein Problem darstellen. Wer mag und kann, kann auch durch den Schotter des Kübelkars „abfahren“. Das ist dann die schnellere Methode, wieder bergab zu laufen. Muss man aber auch können.
Weiter geht es auf dem bekannten Aufstiegsweg Richtung Gaudeamushütte und dann wieder auf dem breiten Weg zur Wochenbrunner Alm.
Wer im Herbst wandert, sollte beachten, dass die Gaudeamushütte nur von Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet ist. Die Wochenbrunner Alm ist auch im Winter geöffnet, hat aber im Herbst ebenfalls Schließzeiten.
Dauer und Schwierigkeit:
Für den Aufstieg von der Wochenbrunner Alm bis zum Ellmauer Tor sind zweidreiviertel Stunden veranschlagt, was auch gut passt. Mit zweieinviertel Stunden ist der Abstieg etwas kürzer, aber gerade im oberen Teil sollte man die schwierigeren Wegverhältnisse einberechnen. Bis zur Gaudeamushütte kann man 30 Minuten auf leichtem Weg rechnen. Insgesamt ist die Wanderung mittelschwer (roter Punkt), was bei trockenen Wegverhältnissen gut passt. Lediglich an den Stellen mit Seilversicherungen ist es leicht ausgesetzt, was aber den meisten Wanderern keine Probleme bereiten sollte. Der finale Aufstieg ist nicht schwer. Wichtig zu wissen ist, dass auch im Sommer im oberen Teil der Wanderung Schnee liegen kann.
Höhenangaben:
Ellmau Ort: 820 Meter
Wochenbrunner Alm: 1085 Meter
Gaudeamushütte: 1263 Meter
Abzweig „1. Mulde“: 1582 Meter
Abzweig Jubiläumssteig: 1652 Meter
Ellmauer Tor: 1980 Meter (Schild) / 2006 Meter (Kompass/AV-Karte)
Essen und Trinken:
Die Wochenbrunner Alm am Beginn und Ende der Wanderung ist ein großer Gastronomiebetrieb. Hier kann man wirklich gut Zeit verbringen, am liebsten natürlich draußen. Die etwas höher gelegene Gaudeamushütte ist mit ihrer großen Terrasse ebenfalls sehr beliebt und bietet beste Aussichten auf die Berge.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Die Wanderung zum Ellmauer Tor ist eine mittelschwere Wanderung mit gut 900 Höhenmetern. Da die gesamte Tour südseitig ausgerichtet ist, kann es im Sommer sehr heiß werden, besonders in der oberen Hälfte. Im Frühjahr und Herbst ist es dafür lange schneefrei. Ganz oben, vor dem finalen Aufstieg, muss man auch im Sommer mit Schnee rechnen. Die Stellen mit Seilversicherungen sind die einzigen, die etwas ausgesetzter sind. Sie sind aber nicht sehr lang und führen optisch nicht sehr weit in die Tiefe. Die Seile helfen auch beim Auf- und Abstieg über die Felsstufen. Der Schotter und Splitt im oberen Teil der Wanderung durch das Kübelkar ist besonders im Abstieg unangenehm zu gehen.
Wandern mit Hund:
Für bergerfahrene Hunde ist die Wanderung auch gut möglich. Wichtig ist, dass man an den Seilversicherungen mit dem Hund gut im Team geht. Es gibt oberhalb der Gaudeamushütte keinerlei Trinkmöglichkeiten mehr, also genug Wasser mitnehmen.
Wie komme ich hin?
Mit dem Zug: Von München aus fährt man in etwa eineinhalb Stunden bis Kufstein. Von dort mit dem Bus, mit Umstieg, bis Ellmau. Zur Wochenbrunner Alm fährt im Sommer der Wanderbus von der Haltestelle Ellmau Dorf/Bauhof zur Wochenbrunner Alm, mit Anschluß an den Kaiserjet. Alle Informationen zu den Mobilitätsangeboten findet Ihr auf www.wilderkaiser.info.
Mit dem Auto: Von München aus über die A8 und A93 (ab Innaldreieck) bis Kufstein-Süd fahren. Bis Kufstein-Süd ist die Autobahn mautfrei. Dort immer den grünen Schildern „Felbertauern“ folgen. Über die Loferer Bundesstraße vorbei an Eiberg nach Ellmau fahren. Nach rechts in den Ort, dann unter der Bundesstraße hindurch und rechts den Schildern zur Wochenbrunner Alm folgen.
Das letzte Stück ist eine Mautstraße. Di Maut beträgt 5 Euro (2023) und inkludiert Straßennutzung und Parken an der Wochenbrunner Alm.
Startpunkt:
Google Maps: 47.541161,12.319048
Openstreetmap: 47.541161,12.319048
What3Words: ///anfahren.feuer.hirse
Links:
Homepage der Wochenbrunner Alm
Die Alpenvereinsseiten der Gaudeamushütte und Gruttenhütte
Ich habe ein Video von Wilder Kaiser gefunden, in dem Ihr die Tour auf das Ellmauer Tor sehen könnt.
Wer den Jubiläumssteig gehen möchte, findet Informationen hierzu auf via-ferrata.de.
GPX-Track:
Maximale Höhe: 1979 m
Minimale Höhe: 1108 m
Gesamtanstieg: 1105 m
Gesamtabstieg: -1118 m
Buchtipps und Wanderkarte: