Wanderung: Erfurter Hütte – Rofanspitze und zurück
Das Rofan wird langsam zu einem meiner bevorzugten Wandergebiete. Von der Erfurter Hütte aus lassen sich Ziele ganz unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade erreichen. Das Rofangebirge besteht aus sanften Graskuppen, die aber auf der anderen Bergseite plötzlich steil abfallende Felswände haben, langen Felsbändern, wilden Bergspitzen und weiten Hochtälern. Die Hütten liegen vor allem an der Achensee-Seite, dahinter beginnt die wilde Gebirgswelt.
Ich wollte von der Erfurter Hütte zur Rofanspitze wandern und dann, wenn Wetter und Zeit noch passen würden, weiter über den Sagzahn-Klettersteig zum Vorderen Sonnwendjoch gehen.
Von Maurach am Südufer des Achensees aus geht es hoch zur Erfurter Hütte. Entweder zu Fuß oder mit der Seilbahn. Diesmal habe ich mich für die Seilbahn entschieden, um mehr Zeit in den höheren Regionen zu haben. Zu Fuß haben wir das letzte Mal etwa zweieinhalb Stunden für den landschaftlich sehr reizvollen Aufstieg zur Hütte gebraucht.
Aber diesmal hat es nur fünf Minuten gedauert, bis ich auf 1834 Metern Höhe angekommen bin. Direkt neben der Bergstation der Rofan-Seilbahn liegt die Erfurter Hütte. Hier lohnt es sich auf die, früh morgens noch völlig leere, Hüttenterrasse zu gehen. Von hier aus hat man einen tollen Blick über den Achensee auf das Karwendel und auf die Dalfazer Wände gleich nebenan.
Auf der anderen Seite der Bergstation liegt das Berggasthaus Rofan. Mit der Mauritzalm und dem Almstüberl gibt es noch zwei kleinere Almen in unmittelbarer Nähe. Dieser Bereich des Rofan darf also als ausreichend erschlossen gelten.
Dazu finden wir hier den Air-Rofan, bei dessen Anblick nicht nur Bergpuristen aufstöhnen. Der erste Berg, den wir sehen, erinnert etwas an den Zuckerhut, es ist aber der Gschöllkopf mit seinem „Adlerhorst“ auf dem Gipfel, einer eigenwilligen Baustahlkonstruktion in Nestform.
Lasst Euch aber nicht abschrecken, die Landschaft ist hier toll, die Erfurter Hütte eine sehr gemütliche und angenehme Hütte, auf der wir schon im Sommer und im Winter Hüttenwochenenden verbracht haben. Und nach 20 Minuten Wanderung ist man schon völlig aus der Zivilisation heraus.
Der Weg führt kurz bergab zu den großen Wandertafeln, dann an der Mauritzalm vorbei in Richtung Gschöllkopf. Kurz darauf teilt sich der Weg. Bergauf wandert man weiter in Richtung Gschöllkopf und Hochiss, zur Rofanspitze geht es auf dem Weg 401 nach rechts, der zunächst noch einmal leicht bergab führt.
Sehr bequem wandere ich durch den Talkessel, vorbei an Wiesen, Latschen und einigen Felsen. Dann führt der Weg bergan, mal kurz steil über einige Felsstufen, meistens aber moderat. Viel Auswahl gibt es bei der Wegwahl nicht, im Zweifelsfall habe ich mich eher rechts gehalten. Wobei ich mir an der nächsten Abzweigung gar nicht ganz sicher bin, aber beide Wege treffen wieder aufeinander.
Nach dem ersten steileren Anstieg lohnt sich ein Blick zurück. Ich blicke hinab auf die Erfurter Hütte und die anderen Gebäude, die schon recht weit entfernt sind, dahinter liegen die Felsberge des Karwendels. Was für ein großartiger Ausblick!
Weiter wandere ich durch ein weites Hochtal, immer auf den markanten Roßkopf zu. An seinen stilen Felswänden befindet sich einer der zahlreichen Klettersteige des Rofangebirges, da war schon früh morgens einiges los. Auch an den Wänden direkt am Weg sind schon Kletterer in der Wand.
Neben dem Roßkopf steige ich zur Grubascharte auf. Und hier sehe ich dann die drei Berge, die Ziel meiner Wanderung sein werden und sein könnten: Links der langgezogene Grasrücken der Rofanspitze mit seinem kleinen Felsaufbau auf dem Gipfel.
Weiter rechts davon, nach Süden hin, zunächst der Schafsteigsattel, daneben der Sagzahn, der seinem Namen alle Ehre macht: Wie der scharfe Zacken einer Säge sticht er felsig aus dem Grasrücken. Direkt hinter ihm wird es wieder grasig, bis hin zum Vorderen Sonnwendjoch, das fast auf derselben Höhe liegt. Und ein ganzes Stück weiter unterhalb der Grubascharte liegt der Grubasee, leuchtend grün inmitten der herbstlich braunen Landschaft.
Der weitere Weg bergauf ist zunächst sehr einfach. An der Flanke des Grashangs führt der Weg bergauf, ich wundere mich, warum er überhaupt eine rote Markierung hat. Die mittlere Schwierigkeit bekommt der Weg dann aber auf den letzten Höhenmetern. Erst wird er steiler und zudem geröllig, zum Schluss gibt es noch, die gerade einmal fünf Meter hohen Felsen zu erklimmen, bevor man am Gipfelkreuz steht.
Es ist kein Problem, mehrere Aufgänge gibt es hier, mal leicht, mal ein wenig schwieriger, die Hände muss man schon mal an den Fels nehmen, aber Klettern ist es noch nicht.
Und oben ist die Aussicht dann absolut genial. Nach vorne, also nach Süden, sind Sagzahn und Vorderes Sonnwendjoch ganz nahe, der Grubasee und dahinter die felsige Lackenspitze. Weiter hinten blicke ich direkt ins Zillertal.
Kurz umgedreht, sehe ich steil hinunter und vor allem die extreme, über 400 Meter hohe Nordwand der Seekarlspitze und des Roßkopfs. Sehr wild und beeindruckend. Bis in die bayerischen Alpen sehe ich hinein, wobei der Wendelstein weit hinten an seinen leuchtend weißen Gebäuden auf dem Gipfel gut erkennbar ist. Und nach Osten sehe ich das Inntal bis hin zum Kaisergebirge.
Der Ausblick ist wirklich fantastisch, auch wenn das Kaisergebirge und der Alpenhauptkamm schon recht deutlich im Dunst liegen. Das dahinten ist ganz bestimmt der Großvenediger, den man ja angeblich von jedem Gipfel aus sieht.
Ich sitze eine ganze Stunde dort oben im Wind und bin vom Panorama begeistert, fotografiere und beobachte die Dohlen, die auf Brot und Müsliriegel lauern. Die müssen sich gar nicht wundern, dass sie auch „Brotzeitgeier“ genannt werden.
Und dann stellt sich die Frage, ob ich weitergehe oder umkehre. Der Sagzahn und das Vordere Sonnwendjoch liegen direkt vor mir, die Gehzeit sollte auch noch reichen, auch wenn sie langsam knapp wird. Aber die Wolken über mir werden auch immer dichter, es sieht nach Regen aus.
Zum Gipfel des Sagzahn geht es über einen kurzen Klettersteig. Zurück auch, oder man umgeht ihn, was aber jeweils etwa eine Dreiviertelstunde extra dauern soll. Schweren Herzens beschließe ich, die beiden Gipfel heute auszulassen, aber im nächsten Jahr wiederzukommen. Und dann sind sie fällig.
Also wandere ich auf dem Hinweg wieder zurück, wobei ich aber noch einen kleinen Umweg über den Schafsteigsattel gehe. Die Kletterer und Klettersteiggeher sind inzwischen wieder vom Roßkopf und aus den Wänden verschwunden, jetzt treffe ich nur noch einige Wanderer. Wie üblich, zurück geht es deutlich schneller als hin, aber der Weg führt ja nun auch leicht bergab.
Die Mauritzalm kurz vor dem Ende der Wanderung ist sehr gut besucht, da gehe ich gleich weiter zur Terrasse der Erfurter Hütte. Mit Blick auf den Achensee und das Karwendel gönne ich mir ein Wiener Schnitzel. Mittlerweile hat es dann doch angefangen zu regnen, so dass ich eine Gondel nach unten nehme, die deutlich vor der letzten Fahrt um 17.00 Uhr ist.
Dauer und Schwierigkeit:
Angegeben waren zwei Stunden für den Weg von der Erfurter Hütte zur Rofanspitze. Inklusive zweier kurzer Pausen und einiger Fotopausen habe ich die dann auch tatsächlich gebraucht, wobei ich eher gemütlich gewandert bin. Wer sich beeilt, kann den Weg vermutlich auch gut in unter anderthalb Stunden bewältigen. Für den Rückweg habe ich auch nur gute anderthalb Stunden Gehzeit benötigt, obwohl ich noch die kleine Extraschlaufe über den Schafsteigsattel genommen habe. Der Weg ist einfach, manchmal geht es über ein paar kleinere Felsen, aber alles ist gut machbar. Nur auf den letzten Metern zum Gipfel wird es steiler und der Weg gerölliger. Zum felsigen Gipfelaufbau hält man sich schon mal am Fels fest. Dieser Abschnitt der Wanderung hat ihr wohl auch den roten „mittelschwer“ Punkt eingebracht.
Essen und Trinken:
Die Erfurter Hütte, der Berggasthof Rofan mit dem Almstüberl und die Mauritzalm sind bewirtschaftet. Sie alle liegen in unmittelbarer Nähe zur Seilbahn. Danach gibt es keine Verpflegungsstationen mehr.
Wo muss ich besonders aufpassen?
Auf dem Gipfel der Rofanspitze muss man auf jeden Fall vorsichtig sein. Nach Nordwesten hin fällt der Gipfelfels steil ab. Der Weg ist sehr einfach und nicht absturzgefährdet, da man durch weite Hochtäler wandert. Nur am Schafsteigsattel kurz hinter dem Gipfel geht es wieder steil hinunter, allerdings ist der Weg hier auch sehr breit, so dass man weit vom Abgrund entfernt bleiben kann.
Ebenfalls Steilwände gibt es direkt an der Seilbahn und der Erfurter Hütte, die kann man aber auch ganz einfach vermeiden.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Von München aus mit der Bayerischen Regiobahn bis Tegernsee, von dort aus mit dem Bus bis Maurach am Achensee. Ihr müsst gut planen, die Busse fahren nicht besonders häufig. Alternativ mit der Bahn über Kufstein durch das Inntal bis Jenbach, dann mit der Achensee-Dampfeisenbahn oder dem Bus bis Maurach.
Mit dem Auto: Auch hier kann man von München aus über die A8 bis zur Ausfahrt Holzkirchen und dann über den Tegernsee und den Achenpass fahren, dann am Ufer des Achensees entlang bis Maurach. Diese Strecke ist mautfrei und landschaftlich reizvoll.
Über die Autobahn geht es über die A8 bis zum Inntaldreieck, dann über die Inntalautobahn A93 und die A12 bis zur Ausfahrt 39 Achensee/Zillertal. Von dort weiter nach Maurach.
Höhenangaben:
In Klammern: Berge, die nur am Rand des Weges lagen.
Erfurter Hütte: 1834 Meter
(Gschöllkopf: 2038 Meter)
(Roßkopf: 2246 Meter)
Grubascharte: 2102 Meter
Rofanspitze: 2259 Meter
(Sagzahn: 2228 Meter)
(Vorderes Sonnwendjoch: 2224 Meter)
Links:
Die Homepage der Rofanseilbahn, mit Webcam
Die Erfurter Hütte, eine Alpenvereinshütte, direkt an der Bergstation der Rofanseilbahn gelegen
Der Berggasthof Rofan, ebenfalls direkt neben der Bergstation der Rofanseilbahn
Homepage der Mauritzalm
Die Achenseebahn
Buchtipps und Wanderkarte:
Wow, was für ein Panorama! Die Bilder sind ja der Wahnsinn! Danke für die vielen tollen Tipps, da werden wir bestimmt auch das ein oder andere mal von unternehmen und ausprobieren 🙂 Mal schauen, wann wir es schaffen aus St. Martin im Passeiertal herzukommen, das lohnt sich ja in jedem Fall.
Viele Grüße!
Super schöne Bilder!!!
Beste Grüße vom Wanderhotel
Tolle Tour,
mal sehen, ob wir das morgen anpacken
Hi Florian,
großartig, ich beneide Euch jetzt schon um die Aussicht!
Und zum Abschluß könnt Ihr dann auf der Erfurter Hütte einkehren.
Viel Spaß!
Uli
Toll ausgearbeiteter Bericht mit aussagekräftigen Bildern!
Das Rofangebirge ist auch bekannt für seine vielfältige Alpenflora, falls
Ihr mal Interesse an einer Alpen-Kräuterwanderung habt…meldet Euch einfach