Wanderung: Kemater Alm – Adolf-Pichler-Hütte – Seejöchl – Gamskogel und zurück
Eine mittelschwere und sehr aussichtsreiche Wanderung entlang der beeindruckend schroffen Bergkette der Kalkkögel, die auch die „Dolomiten Nordtirols“ genannt werden. Die hohen Gipfel der Kalkkögel selbst werden wir zwar nicht erreichen, aber zumindest kommen wir ihnen auf dem Seejöchl sehr nahe. Von dort wandern wir auf einem abwechslungsreichen Weg auf den 2659 Meter hohen Gamskogel. Von sattgrünen Almwiesen voller Blumen (und Kuhfladen) führt die Wanderung direkt hinein in die Regionen von Fels und Schotter. Die Ausblicke vom Seejöchl und vom Gamskogel sind großartig, wenn das Wetter mitspielt. Bei unserem Besuch war das nur zeitweise der Fall, wie Ihr auf den Fotos sehen könnt.
Die Bergwettervorhersage der ZAMG, der österreichischen „Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik“, versprach „halbwegs brauchbares Bergwetter“ und sie sollte recht behalten. Von angenehm warm bis eisig kalt waren alle Temperaturen vertreten, scharfer Wind und dichter Nebel wechselten sich mit Sonnenschein und leichter Bewölkung ab. Aber, das war das Wichtigste: Kein Regen und wir hatten gute Wegverhältnisse.
Unmittelbar nach dem Parkplatz an der Kemater Alm hat man eine gute Gelegenheit, den falschen Weg zu erwischen. Der erste Wegweiser zeigt nach rechts den Weg zur Adolf-Pichler-Hütte mit eindreiviertel Stunden an. Dieser Weg führt aber durch ein Seitental mit einem Umweg zur Adolf-Pichler-Hütte.
Ein paar Meter oberhalb steht ein zweiter Schilderbaum. Hier ist der direkte Weg zur Adolf-Pichler-Hütte ausgeschildert: Über den Fahrweg soll es in einer Stunde zur 300 Meter höher gelegenen Schutzhütte des Akademischen Alpenklubs Innsbruck gehen.
Tatsächlich ist der Weg so gut zu gehen, dass es nicht länger als 45 Minuten dauern sollte. Der breite Weg führt zunächst leichter ansteigend unterhalb der Kalkkögel nach Süden. Nachdem wir den Griesbach gequert haben, wird der Weg spürbar steiler. Auf dem letzten Stück zieht er sich in Serpentinen steil hinauf zur Adolf-Pichler-Hütte.
Von der Hütte aus wandern wir nun über den Franz-Senn-Weg ziemlich direkt nach Süden hinauf auf das Seejöchl. Dabei geht es durch ein recht weites, grünes Hochtal, das rechts von grünes Grasflanken begrenzt wird und links von den vielen schroffen Felsspitzen der Kalkkögel.
Ruhegebiet Kalkkögel
Die Kalkkögel, die „Dolomiten Nordtirols“, sind seit dem Jahr 1983 als mehr als 75 Quadratkilometer großes Ruhegebiet geschützt. Bis 2015 hat es auch hier Bestrebungen gegeben, das Gebiet für den alpinen Skisport technisch zu erschließen. Für den Zusammenschluß der Skigebiete Schlick 2000 und Axamer Lizum sollten die Kalkkögel mit einer Seilbahn überspannt werden und mehrere Seilbahnstützen in das Berggebiet gebaut werden. Nach langen und massiven Protesten für den Erhalt des weitgehend naturbelassenen bzw. Almwirtschaftlich genutzten Gebiets wurde der Zusammenschluß der Skigebiete aber verhindert.
Weitere Informationen hierzu findet Ihr unter anderem beim Alpenverein, dem Alpenverein Stubai, bei Cipra und kalkkoegel.linux42.webhome.at. Weitere Informationen zu den Kalkkögeln findet Ihr auch auf tiroler-schutzgebiete.at.
Auf den weiten Wiesen weiden Rinder und Ziegen, mit etwas Glück trifft man auch auf ein Murmeltier. Der Weg ist immer gut erkennbar und führt, mal flach, mal sanft ansteigend, durch das grasbuckelige Gelände. Ab und zu überwinden wir in kurzen Serpentinen Felsstufen.
So haben wir irgendwann einen Blick auf einen großen Schuttkegel, der von der Riepenwand und der Schlicker Seespitze ins Tal verläuft. Gut zu erkennen ist der Weg, der im oberen Drittel durch den Kegel leicht ansteigend zum Seejöchl führt.
Unmittelbar, bevor wir den hellen Schotter erreichen, führt der Weg über einen kleinen Grat. Ein paar Meter hoch gehen wir auf einem langgezogenen Felsen. Wer das nicht mag, kann den Felsen auch links umgehen. Oben drüber ist aber der schönere Weg und auch nicht wirklich schwer.
Und schon stehen wir direkt am strahlend hellen Schotter, durch den unser Weg nun führt. Leicht ansteigend und schmal führt er durch das beeindruckend große Schotterfeld. Seitlich runterrutschen will man hier nicht. Aber der sehr schmale Weg ist trotz des Schotters sehr gut zu gehen.
Auf den letzten, etwas steileren, Metern zum Seejöchl wechselt der Grund die Farbe. Statt des hellen Schotters ist es nun ein gelblicher, festerer Boden, auf dem wir zum Wegweiser hinaufsteigen.
Vom Seejöchl aus haben wir dann einen Ausblick der wirklich großartig ist. Direkt neben uns der Fuß der 2804 Meter hohen Schlicker Seespitze, des höchsten Berges der Kalkkögel. Einige Meter unter uns liegt der Schlicker See, eigentlich sind es zwei kleine Seen.
Nach links sehen wir den Stubaier Höhenweg, der zur Starkenburger Hütte führt. Wie unser Aufstiegsweg führt er durch Geröll am Berghang entlang.
Der Blick führt zum Berg gegenüber, dem Hohen Burgstall, ein mächtiger Felsberg, aber mit 2611 Metern Höhe ist sein Gipgel nur unwesentlich höher als unser Standort hier auf dem Seejöchl. Weiter hinten sehen wir, wenn sie nicht durch die aus dem Stubaital aufziehenden Wolken verdeckt sind, die Stubaier Alpen mit dem Habicht und dem Alpenhauptkamm.
Rechts können wir den Verlauf des Stubaier Höhenwegs ein paar Meter weiter verfolgen, der in dieser Richtung zur noch einige Stunden entfernten Franz-Senn-Hütte führt. Darüber verläuft unser weiterer Weg, der uns in einer halben Stunde auf den Gipfel des Gamskogels führen soll.
Und dieser Weg wird recht abwechslungsreich werden. Zunächst geht es über einen kurzen, unschwierigen Grat und ein Stück am Hang entlang.
Dann werden die Felsen immer größer und wuchtiger, das Gras weicht bemoostem Fels und schon bald stehen wir inmitten von Blockwerk und suchen unseren Weg anhand der auf die Felsen gemalten Markierungen.
Auf dem letzten Stück kommt doch wieder etwas Gras zum Vorschein, der Pfad wird wieder erkennbar und das Gipfelkreuz ist auch im Nebel schon sichtbar.
Ich würde Euch nun gern von dem herrlichen Panoramablick berichten, der fällt aber diesmal aus. Die Wolken hängen einfach zu tief. Erst als wir wieder am Seejöchl stehen, zeigt sich der Gamskogel-Gipfel wieder unter strahlend blauem Himmel. Man kann nicht immer Glück haben.
Vom Seejöchl aus geht es dann auf dem Hinweg wieder zurück zur Adolf-Pichler-Hütte und weiter zur Kemater Alm.
Alternativ kann man auch auf dem Stubaier Höhenweg in Richtung zur Franz-Senn-Hütte bis zum Sendersjöchl wandern und von dort aus durch das Senderstal zurückwandern. Diese beliebte Runde ist dann allerdings als schwerer Weg (schwarz) markiert.
Diese Wanderung auf den Gamskogel ist sicher eine der leichteren im Kalkögel-Gebiet. Sie ist eine landschaftlich sehr reizvolle Tour, mit saftigen Almwiesen, Blicken die Felswände der Kalkkögel hinauf bis hin zum kargen Hochgebirgs-Gelände auf dem Seejöchl und dem felsigen Aufstieg zum Gamskogel. Der Blick vom Seejöchl, und sicher auch vom Gamskogel, ist atemberaubend schön. Und zum Abschluß warten mit der Adolf-Pichler-Hütte und der Kemater Alm zwei Hütten auf die hungrigen Wanderer. Eine absolute Empfehlung!
Dauer und Schwierigkeit:
Von der Kemater Alm zur Adolf-Pichler-Hütte ist eine Stunde vorgesehen, eine dreiviertel Stunde ist aber realistisch. Eineinhalb Stunden von dort bis zum Seejöchl. Eine halbe Stunde bis zum Gamskogel-Gipfel. Der Abstieg zum Seejöchl dauert genauso lang wie der Aufstieg. Für den Abstieg zur Adolf-Pichler-Hütte kann man wieder knapp eineinhalb Stunden rechnen. Und dann noch maximal eine halbe Stunde zurück zur Kemater Alm. Insgesamt sollten also etwa zweidreiviertel Stunden im Aufstieg und zweieinhalb im Abstieg realistisch sein.
Der Weg ist mittelschwer (rot) ausgezeichnet, was ganz gut passt, wie ich finde. Richtig schwierig ist er nicht, wenn Wetter- und Wegverhältnisse passen. Der Weg durch das Schuttkar kann optisch anspruchsvoll sein, grundlegende Schwindelfreiheit sollte man also schon haben, er ist aber gut zu gehen. Auch der Grat zum Gamskogel ist kurz und nicht ausgesetzt.
Höhenangaben:
Kemater Alm: 1673 Meter
Adolf-Pichler-Hütte: 1977 Meter
Seejöchl: 2518 Meter
Gamskogel: 2659 Meter
Essen und Trinken:
Sowohl die Adolf-Pichler-Hütte als auch die Kemater Alm sind echte Empfehlungen für ausgedehnte Pausen. Mindestens eine Rast sollte man einlegen, am besten besucht Ihr beide.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Die schwierigsten Abschnitte sind sicher die Querung des Schuttkars und der Weg durch das Blockwerk auf dem Weg zum Gamskogel. Sonst ist der Weg bei guten Verhältnissen unschwierig zu gehen.
Wandern mit Hund:
Wenn Ihr mit dem Hund unterwegs seid (ich war es nicht), beachtet, dass das Tal Weidegebiet ist und Ihr von der Kemater Alm bis zum Beginn des letzten Aufstiegs zum Seejöchl auf Kühe und Ziegen treffen könnt. Nehmt auch für den Hund genug Wasser mit, oben gibt es keine Bäche oder Seen mehr. Zum Schlicker See wollt Ihr sicher nicht absteigen, nur um den Hund trinken zu lassen.
Wie komme ich hin?
Mit Bus und Bahn: Die Kemater Alm ist nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Von Innsbruck aus fährt der Regionalbus 4162 in einer halben Stunde bis Grinzens. Von dort kann man auf der Mautstraße zur Kemater Alm wandern. Der Weg führt zwar am sehr schönen Sendersbach entlang, bedeutet aber noch einmal etwa zwei weitere Stunden Gehzeit. Alternativ könnte man von Grinzens aus per Taxi zur Kemater Alm fahren.
Mit dem Auto: Von München aus kann man über die Inntalautobahn A12 nach Innsbruck und weiter bis zur Ausfahrt Zirl-Ost fahren. Von dort über Kematen nach Grinzens. Alternativ über Garmisch, Mittenwald, Seefeld und den Zirler Berg mautfrei nach Kematen und Grinzens fahren.
Kurz hinter dem Ortseingang von Grinzens scharf links dem Wegweiser „Kemater Alm“ folgen. An einer rostigen Schranke beginnt die Mautstraße. Dort am Automaten ein Ticket ziehen (2020: 3 Euro für das Tagesticket, für 5 Euro kann man 2-8 Tage oben bleiben. Unmittelbar an der Kemater Alm befindet sich ein großer, eingezäunter (Weidevieh!) Parkplatz. Die Straße ist etwa 5,5 Kilometer lang und einspurig mit Ausweichstellen.
Links:
Die Homepage der Kemater Alm
Homepage der Adolf-Pichler-Hütte
Buchtipps und Wanderkarte: