Wanderung: Coppenbrügge – Felsenkeller – Teufels Küche – Fahnenstein – ith-Kammeweg – Adam und Eva – Mönchsstein – Ithturm – Jürgensweg
Eine überwiegend leichte Wanderung im Weserbergland führt von Coppenbrügge in den nördlichen Teil des Ith. Der Ith ist ein ausgedehnter, etwa 22 Kilometer langer Höhenzug, dessen höchste Erhebung 439 Meter hoch liegt. Dort wollen wir hin und den Ithturm besteigen. Die Nordspitze des Ith liegt nur wenige Kilometer östlich von Hameln. Und wer nun an die Sage vom Rattenfänger denkt, liegt nicht ganz falsch. Auf der Wanderung über den Ithkamm treffen wir auf einige markanten Felsen mit teils recht merkwürdigen Namen und auf den Platz, an dem die Rattenfängergeschichte möglicherweise ihr Ende fand.
Wir beginnen die Wanderung in Coppenbrügge, das man sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug gut erreicht. Los geht es am Parkplatz von Campingplatz und Schwimmbad. Über die Straße „Felsenkeller“ erreichen wir schnell das gleichnamige Restaurant, das direkt am Waldrand liegt.
Am Felsenkeller stehen zwei große Wanderkarten mit vielen Rundwegen durch den Ith. Unser Weg wird eine Kombination mehrerer Wege. Wir gehen, den Wegweisern zur „Teufelsküche“ folgend, zunächst rechts um die Ecke und an der nächsten Abzweigung wieder nach links auf eine erdige Allee.
Der Rattenfänger von Hameln am Ith
Am Ende der kleinen Allee informiert eine Tafel über die Rattenfänger-Sage am Ith. Wie war das noch mit dem Rattenfänger? Hier eine sehr kurze Zusammenfassung der Sage:
Im Jahr 1284 wurde die Stadt Hameln von einer Rattenplage heimgesucht, der die Einwohner der Stadt nicht Herr wurden. Ratten und Mäuse fraßen die Kornvorräte auf. Eines Tages erschien ein fremder Mann, der ein buntes Gewand trug. Er sagte, er könne gegen einen gewissen Lohn die Stadt von den Ratten befreien und so versprachen ihm die Hamelner einen Lohn, wenn es gelänge.
Der Rattenfänger nahm seine Flöte, spielte eine Melodie und aus allen Häusern kamen die Ratten und Mäuse und folgten dem Mann. Dieser ging zum Ufer der Weser und trat ein paar Schritte in den Fluss. Die Ratten und Mäuse folgten ihm in die Weser und ertranken.
Statt ihm aber seinen vereinbarten Lohn zu geben, jagten die Bürger der Stadt Hameln den Rattenfänger aus der Stadt.
Am 26. Juni 1284 kehrte der Rattenfänger zurück nach Hameln, nun als Jäger verkleidet, und begann erneut, auf seine Flöte zu spielen. Während die nichtsahnenden Bürger der Stadt in der Kirche saßen, folgten die Kinder der Stadt, die älter als vier Jahre waren, dem Mann mit der Flöte.
So führte er 130 Kinder durch das Ostertor aus der Stadt heraus zu einem Berg, wo er mit ihnen verschwand. Der Rattenfänger und die Kinder wurden nie mehr gesehen.
Nur zwei Kinder kehrten zurück, weil sie sich verspätet hatten. Das eine war aber blind und konnte so den Ort nicht zeigen, das andere war stumm und konnte nicht erzählen, wo die anderen abgeblieben waren.
Teufels Küche und der Fahnenstein
An der folgenden Wegkreuzung, die schon im Wald liegt, gehen wir geradeaus und etwas steil auf dem schmalsten Steig, der von der Kreuzung abzweigt. Immer geradeaus kommen wir an ein paar ersten Felsformationen vorbei und passieren das Schild, das den Beginn des Naturschutzgebietes „Naturwald Saubrink/Oberberg“ markiert.
Nach ein paar Minuten macht der Weg einen scharfen Rechtsknick und wir gehen steil direkt auf „Teufels Küche“ zu, eine Mulde, in der Felsblöcke wild durcheinander liegen. Daneben ragt eine Felswand auf. Die Mulde ist wahrscheinlich durch den Einsturz einer Höhle entstanden und diente als vorchristliche Kultstätte.
Was machte man in der Zeit der Christianisierung mit heidnischen Kultstätten? Die Kirchenmänner hatten zwei Tricks auf Lager. Entweder gaben sie den Orten Namen, die den Menschen Angst vor diesen Stätten machen sollten oder sie deuteten sie zu christlichen Orten um. Am Ith wurden wohl beide Taktiken angewandt.
Wer wollte im Mittelalter schon „in Teufels Küche“ kommen und dort möglicherweise dem Leibhaftigen selbst begegnen? Also ging man lieber kein Risiko ein und mied diesen gefährlichen Ort. Dann ging man doch lieber zu „Adam zu Eva“, einer nun christlich benannten Landmarke. Auf dem Weg dorthin kommen wir aber zunächst zum nahen Fahnenstein.
Von Teufels Küche aus führt ein mit einem Geländer gesicherter Weg mit Treppenstufen hinauf zum Fahnenstein, einer weiteren Felsformation, wo großen Felsblöcke wild durcheinander liegen. Von hier aus haben wir einen schönen Blick hinunter auf Coppenbrügge und das Umland mit dem Osterwald.
Wir gehen weiter, noch ein paar Meter bergauf und erreichen bald den Ith-Kammweg. Jetzt im Frühling wachsen hier auf dem Oberberg ausgedehnte Bärlauch-Wiesen, die fast den gesamten Waldboden bedecken.
Mitten im Wald stehen auch einige alte Grenzsteine, auf denen die Jahreszahen 1780 oder 1664 zu sehen ist. Diese Steine markieren die ehemalige Grenze zwischen dem Amt Lauenstein und der Grafschaft Spiegelberg, zu der Coppenbrügge gehörte.
Das Felsenpaar Adam und Eva
Entlang des Kammweges geht es nun auf einem schönen Waldpfad recht eben weiter in Richtung Süden. Immer wieder können wir nach rechts auf Felsen steigen, von denen wir einen Blick auf den Wald am Steilhang oder auf die Umgebung im Tal haben.
Nach einiger Zeit gelangen wir an einen Wegweiser. Neben den Wanderwegen zeigt dieser tatsächlich zu „Adam und Eva“, auch wenn die Schrift „Adam und Eva 410m“, die sich den hölzernen Pfahl hinunterzieht, kaum zu lesen und sehr mißverständlich ist. Als Entfernungsangabe taugt der Hinweis nicht, denn wir sind eher zehn als 410 Meter von den Felsen entfernt. Die „410m“ werden als Markierung der Meereshöhe gedacht sein.
Der Weg führt steil bergab und direkt zu Beginn des Weges stehen die zwei markanten Felstürme „Adam und Eva“. Im größeren der beiden Felsen kann man aus dem richtigen Blickwinkel und mit etwas Fantasie die schwangere Eva erkennen.
Nach dem kurzen Abstecher zu Adam und Eva gehen wir weiter in Richtung Ithturm. Immer auf dem schmalen, schön zu gehenden Kammweg entlang der Bessinger und Bisperoder Klippen.
Bisperoder Klippen und Mönchsstein
Dabei beitet sich immer wieder die Möglichkeit, von einem dieser Felsen aus ins Umland zu schauen. Oder zumindest etwas Nervenkitzel beim Blick von der Klippe hinunter in den Wald zu haben.
Mit etwas Glück kann man auch Kletterer an einigen der Felsen beobachten. Die Bisperoder Klippen sind ein beliebtes Klettergebiet in Norddeutschland. Allerdings mit strengen Regelungen, an welchen Felsen und Routen geklettert werden darf und welche Hilfsmittel erlaubt sind.
Eine markante Felsformation ist der Mönchstein, gut erkennbar an seinem Loch in der Mitte. Hier habe ich einmal den in der Region bekannten Ziegenbock getroffen, der alleine hier oben lebt. Diesmal ließ er sich nicht blicken. Nur einige weiße Fellreste waren zu sehen, möglicherweise hat er hier sein Winterfell verloren.
Ein Stück weiter steht der nächste große Wegweiser kurz vor dem Ithturm, der durch den dichten Wald noch nicht zu sehen ist. Nur wenige Meter weiter steht der Turm aber am höchsten Punkt des Ith, dem 439 Meter hohen Lauensteiner Kopf oder auch Krüllbrink.
Der Ithturm
Der steinerne Turm wurde 1912 erbaut und ist 14 Meter hoch. Über eine enge Wendeltreppe im Inneren gelangt man auf den Turm. Vorsicht auf den Kopf, bevor es auf die Aussichtsplattform geht! Den Durchschlupf können nur Kinder aufrecht gehend passieren.
Der Turm ragt über die Baumkronen des Waldes hinaus und so haben wir einen echten Panoramablick auf die Umegbung und den bewaldeten Ith. Der Ort Bisperode direkt westlich von uns im Tal. Weiter im Norden ist noch Bissingen zu erkennen.
Der Rückweg nach Coppenbrügge
Vorbei an den Picknickbänken unterhalb des Turms kann man nun dem Kammweg weiter nach Süden folgen. Wir wollen aber nun zurück nach Coppenbrügge. Da gibt es jetzt zwei Möglichkeiten:
Die schöne Variante: Umdrehen und auf dem Hinweg wieder zurückgehen, wobei es im nördlichen Teil noch ein paar Varianten gibt.
Die Variante Rundweg: Vom Turm aus führt ein breiter Weg nach wenigen Minuten auf den Jürgensweg. Geht man an der Weggabelung nach links, führt der Jürgensweg direkt wieder nach Coppenbrügge. Allerdings ist er die Art Weg, für die der Begriff „Waldautobahn“ geprägt wurde. Ein langer Hatscher auf einem breiten Fahrweg durch den Wald.
Wer über den Jürgensweg zurück geht, hat noch eine Möglichkeit, wieder auf den schöneren Kammweg zu wechseln. Ein Abzweig nach links führt auf einem schmalem Weg in wenigen Minuten zur Kreuzung bei Adam und Eva. Ein zweiter Weg, der in manchen Karten und auf Schildern noch eingezeichnet ist, wurde zwischenzeitlich gesperrt und ist wieder zugewachsen.
Dauer und Schwierigkeit:
In einer halben Stunde kann man gut Teufels Küche und Fahnenstein erreichen. Eine weitere halbe Stunde bis zu Adam und Eva und von dort ist auch der Ith-Turm etwa 30 Minuten entfernt. Knappe zwei Stunden sind es dann zurück über den Jörgensweg. Wer auf dem Kammweg zurück wandert, kann etwas Zeit sparen. Gute dreieinhalb Stunden reine Gehzeit sollte man schon planen.
Die Wanderung ist überwiegend einfach. Nur im Bereich von Teufels Küche und Fahnenstein und bei Adam und Eva ist der Weg steil und kann bei Nässe unangenehmer werden. Sonst sind Auf- und Abstiege leicht und eher kurz. Der Teil der Wanderung über den Ith-Kammweg ist auch ein Teilstück des gut 80 Kilometer langen Ith-Hils-Weg, der in Coppenbrügge beginnt und endet.
Essen und Trinken:
Das Restaurant Felsenkeller am Beginn und Ende der Wanderung bietet gehobene Küche. Sonst weitere Restaurants und Imbisse in Coppenbrügge. Auf dem Weg selbst gibt es keine Verpflegungsmöglichkeit.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Immer an den Felsklippen. Diese sind, mit Ausnahme des Fahnensteins, nicht gesichert. Wer damit Probleme hat, bleibt einfach auf dem Weg. Der Weg führt durch das Naturschutzgebiet, auf Schildern wird vor möglicherweise herabfallenden Ästen gewarnt.
Wandern mit Hund:
Es gibt kaum oder keine Trinkmöglichkeiten für Hunde. An den Felsen herrscht auch für Hunde Absturzgefahr.
Wie komme ich hin?
Mit Bus und Bahn: Die Weserbahn von Hildesheim nach Hameln/Löhne/Bünde hält stündlich in Coppenbrügge. Vom Bahnhof aus sind es etwa zehn Minuten zu Fuß zum Campingplatz. Bergab über die Bundesstraße B1, nach rechts in die Ithstraße und weiter über die Straße Felsenkeller zum Campingplatz bzw. Restaurant Felsenkeller.
Mit dem Auto: Coppenbrügge liegt an der Bundesstraße B1, etwa auf halber Strecke zwischen Hameln und Elze. Im Ort von der Bundesstraße über die Ithstraße und Felsenkeller zum Parkplatz am Campingplatz/Freibad fahren.
Links zur Wanderung auf dem Ith-Kamm:
Homepage des Ith-Hils-Wegs: ith-hils-weg.de
Salzhemmendorf.de: Naturdenkmale und deren Bedeutung und Grenzsteine auf dem Oberberg im Ith
Ith-Hills-Ultra-Lauf bei fjungclaus.de
Nordwestbahn.de: RB 77 Weserbahn
Links zur Rattenfänger-Sage:
Hameln.de: Der bunte Pfeifer, um den sich die Mythen ranken
mystic-culture.de: Der Rattenfänger von Hameln
Dir Rattenfänger-Sage bei Gutenberg.spiegel.de
Planet-wissen.de: Der Rattenfänger von Hameln
Links für Kletterer:
Felsinfo.alpenverein.de: Nördlicher Ith / Mönchsstein
ig-klettern-niedersachsen.de: Klettergebiete in Niedersachsen Ith / Bisperoder Klippen
Buchtipp und Wanderkarte: