Nanga Parbat – Der Film, die Preview

Auf der Preview des Nanga-Parbat Films von Joseph Vilsmaier und Reinhold Messner.

Am 12.01.2010, also zwei Tage vor dem offiziellen Filmstart und einen Tag nach der großen Premiere in München, hat der Bayerische Rundfunk im Filmtheater Sendlinger Tor in München zur Preview des neuen Joseph Vilsmaier Films „Nanga Parbat“ geladen. Über den Podcast der Radiosendung „B5 für Bergsteiger“ hatte ich Karten für die Preview bekommen.

Nanga Parbat im Filmtheater Sendlinger Tor

Nanga Parbat im Filmtheater Sendlinger Tor

Im komplett besetzten Saal versammelte sich ein überwiegend gesetzteres Publikum mit einem hohen Anteil an Fleece- und Funktionsjackenträgern, aufgelockert durch mehrere Lodenjacken. Man kannte sich, quer durch den voll besetzten Kinosaal wurde hin- und her gegrüßt. Also offensichtlich ein fachkundiges, durch diverse Alpenvereinsveranstaltungen miteinander bekanntes Publikum.

Die erste Überraschung gab es schon vor dem Film: Sowohl der Regisseur Joseph Vilsmaier als auch Reinhold Messner waren dort und wurden von der Rucksackradio-Redaktion des BR kurz interviewt, bevor der gut 100 Minuten lange Film begann.

Nach dem Ende des Films wurden beide über eine halbe Stunde lang interviewt. Zusätzlich kamen noch Andreas Tobias, der im Film Günther Messner spielt und der Bergsteiger Sigi Hupfauer, der ebenfalls unter anderem den Nanga Parbat bestiegen hat, auf die Bühne.

Zwei Brüder. Ein Berg. Ihr Schicksal.

So lautet der Untertitel des Film und er umreißt den Inhalt des Films sehr gut. Darum geht es, zwei Brüder am Berg und ihre Geschichte. Dazu der Konflikt zwischen Reinhold Messner und dem Leiter der Expedition, Dr. Karl Maria Herrligkoffer. Unter seiner Leitung bricht eine Gruppe Bergsteiger 1970 zum Nanga Parbat auf.

Dank Reinhold Messner wird auch sein jüngerer Bruder Günther ins Expeditionsteam aufgenommen. Später werden beide am Berg um ihr Leben kämpfen. Günther stirbt, Reinhold kehrt nach mehreren Tagen völlig erschöpft dank der Hilfe von Einheimischen wieder zurück.

Die Rahmenhandlung des Films ist ein Vortrag von Dr. Herrligkoffer im Münchner Salvatorkeller nach dem Ende der Expedition. Mitten im Vortrag betritt Reinhold Messner auf Krücken den Raum, entert das Rednerpult und erklärt dem Publikum seine Sicht der Expedition und des Kampfes der Messner-Brüder.

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Immer wieder werden kurze Ausschnitte seiner Rede im Salvatorkeller und Szenen aus der Kindheit und Jugend der Brüder im Villnösstal in Südtirol gezeigt.

Den Hauptteil der Handlung bildet die Expedition zum Nanga Parbat und die Vorbereitungen hierzu. Die Besteigung der Rupalwand durch die Bergsteiger und der Abstieg der Messner-Brüder über die Diamirflanke, der mit Günthers Absturz und Tod endet.

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Außer Reinhold und Günther Messner spielen alle anderen Bergsteiger im Film absolute Nebenrollen, der Film ist komplett auf die Messners und Herrligkoffer zugeschnitten.

Geschildert wird die Sicht von Reinhold Messner. Schon im Trailer steht die Einblendung: „Basierend auf den Erinnerungen von Reinhold Messner“.

Den heftigen Streit, der nun seit vierzig Jahren die Bergsteiger-Szene teilt, was sich am „Schicksalsberg“ Nanga Parbat wirklich zugetragen hat, wer welche Schuld trägt, wird der Film also nicht lösen. Das wollte Vilsmaier laut eigener Aussage aber auch nicht, sondern eine Geschichte über die Brüder erzählen.

Den Konflikt außen vor gelassen bietet der Film gute Hauptdarsteller, großartige Bergaufnahmen und eine spannende und dramatische Geschichte. Dazu kurze Einblicke in die Welt des dörflichen Südtirol in den fünfziger Jahren und den Konflikt der im Jahr 1970 alten Bergsteigergeneration um Herrligkoffer mit den „jungen Wilden“ Messners, die auch den Aufbruch der 68er Generation verkörpern.

Gedreht wurde an Originalschauplätzen am Nanga Parbat, am Ortler in Südtirol sowie in einer Halle in München. Diese Aufnahmen sind teilweise gut zu erkennen, war mein Eindruck. Grundsätzlich sind die Bilder wirklich toll. Wer Bilder der Dolomiten, des Himalaya, von Gletschern, steilen Felsen, Schneefeldern und Lawinen mag, ist hier völlig richtig.

Auch die Musik von Oscar-Preisträger Gustavo Santaollala passt gut zum Film. An manchen Stellen hätte ich mir allerdings auch gewünscht, man hätte auf Musikuntermalung verzichtet und die Bilder und Geräusche für sich sprechen lassen.

Unter den Schauspielern sehr beeindruckend fand ich Lena Stolze als Reinhold Messners Mutter. Mit sehr reduziertem Spiel und wenigen Worten zeigt sie die Angst, Vorahnung und Trauer der Mutter um den Sohn.

Achtet auch auf die Szene mit dem Mond. Ein tolles Bild und laut Joseph Vilsmaier nicht per Computer montiert, sondern wirklich am Berg aufgenommen. Bilder, für die sich der Kameramann mehrere Nächte am Berg aufgehalten hat.

Der Abspann ist mit dem Lied „Where The Mountains Meet The Sky“ von Gustavo Santaollala mit Hubert von Goisern unterlegt.

Meine Meinung: Ein guter Film, sicher nicht grandios, aber ich kann ihn gut empfehlen. Ich würde hineingehen, wenn ich es jetzt nicht schon getan hätte. Unter der Voraussetzung, dass man ihn sich unvoreingenommen ansieht und im Wissen, dass die Geschehnisse aus der Sicht des Hauptbetroffenen darstellt werden.

Vielen Dank an den Bayerischen Rundfunk, der diese wirklich runde Preview emöglicht hat! Die Interviews sollen übrigens am Wochenende nach dem Filmstart im Rucksackradio auf Bayern 1 zu hören sein.

Im B5 für Bergsteiger-Podcast, den man z.B. über iTunes abonnieren kann, kann man in der Folge vom 17.1.2010 einen längeren Bericht von der Preview hören.

Die Sendung „Bergauf-Bergab des BR vom 14.1.2010 hat sich kritisch mit Reinhold Messner und dem Film auseinandergesetzt. Über iTunes kann sie als Podcast gehört werden.

Links:
Filmtheater Sendlinger Tor
Reinhold Messner Homepage
Filmkritik bei Kino.de

Bücher zum Film:
Nahezu zeitgleich mit dem Start des Films ist auch das Buch „Die rote Rakete am Nanga Parbat“, die Schilderung der Expedition durch Reinhold Messner, in einer Neuauflage erschienen. Das Buch, ursprünglich kurz nach dem Ende der Expedition geschrieben, durfte jahrzehntelang nicht erscheinen. Das dürfte dem Erfolg der Neuauflage umso mehr helfen.

Dazu ist ein Buch rund um die Dreharbeiten, mit vielen Farbfotos, erschienen. Und natürlich die CD mit der Filmmusik: “Nanga Parbat”-Soundtrack von Gustavo Santaolalla*.

Nanga Parbat auf DVD und Blu-Ray:
Seit November 2010 ist der Film „Nanga Parbat“ auf DVD, Blu-Ray und als DVD Special Edition mit einer zusätzlichen Audio-CD erhältlich.

Weitere Literatur:

Das Buch „Nanga Parbat – Das Drama 1970 und die Kontroverse“ von Jochen Hemmleb mit dem Untertitel: Wie die Messner-Tragödie zum größten Streitfall in der Alpingeschichte wurde.

Als neutraler Beobachter versucht Jochen Hemmleb die Fragen um die tragische Nanga-Parbat-Expedition, bei der Günther Messner ums Leben kam, zu klären. Wollte Reinhold Messner den Nanga Parbat überschreiten? Oder gab es keinen anderen Ausweg, als mit dem höhenkranken Bruder auf der anderen Seite des Berges abzusteigen?

Warum hatte Reinhold Messner nicht eindeutig auf eine Notlage hingewiesen, als zwei der anderen Expeditionsteilnehmer in der Nähe vorbeistiegen? Warum hatten diese nicht versucht, ihn zu erreichen? War Günther erst am Fuß der Wand von einer Eislawine verschüttet worden? Oder war er schon vorher gestorben? Hatte die Expeditionsleitung es versäumt, den verschollenen Messners zu Hilfe zu kommen und somit versagt?

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